BOeinNackter hat geschrieben:Was mich in einem Bericht erschreckt hat, ist, wie sehr die Zahl der ostdeutschen Eltern zugenommen hat, die sich ihren Kindern nicht nackt zeigen wollen. Selbst Hygieneregeln im Schwimmbad werden angegriffen.
https://www.morgenpost.de/brandenburg/a ... dnung.html
In dem von dir verlinkten Bericht der Morgenpost werden durchweg deutsche Namen (Sandra Pieper, Stefanie Weymann, Gunter Wakulat) für Beschwerdeführer genannt, d.h. es sind nicht Menschen mit Migrationshintergrund, die hier nicht wollen, dass ihre Kinder nackt duschen. Selbst der Hinweis auf Hygiene – Zitat: „Wenn der Schaum vom Duschen nicht abgespült wird, wird er durch die Kleidung aufgesaugt und kommt mit dem Badegast ins Badewasser. Außerdem verleitet das Duschen in Badekleidung dazu, sich nicht den ganzen Körper zu waschen.“ – prallt an ihnen ab; statt Einsicht hat man einen Anwalt eingeschaltet.
Man sieht, die Phobie vor der Nacktheit schreitet voran. Aber nicht nur das, auch altbekannte Tatsachen werden jetzt hochgepusht: Wenn Frauen Karriere im egal welchen Business machen wollen und sich deswegen auf sexuelle Avancen der Mächtigen einlassen – früher sagte man dazu: hochschlafen –, wird das neuerdings als sexuelle Missbrauch angeprangert. Interessant auch, dass sie das erst jetzt, nachdem sie mit Hilfe des Bettes auf der Karriereleiter hochgeklettert sind, publik machen, und nicht in dem Moment, als es passierte.
Und der Gipfel ist dann die Distanzierung der einstigen „guten“ Freunde von demjenigen. Dies geht sogar so weit, dass Menschen Bedenken haben, Werke, an denen der Inkriminierte mitwirkte, quasi nicht mehr anfassen möchten. So steht im heutigen Magazin der Süddeutschen diese Gewissensfrage:
„Ich löse gerade meine DVD-Sammlung auf. Darunter finden sich auch Filme Pulp Fiction, Der englische Patient sowie die Herr der Ringe-Trilogie – alles Produktionen von Harvey Weinstein. Ist es moralisch verwerflich, wenn ich die Werke dieses Mannes, gegen den gerade wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt wird, auf Ebay zum Kauf anbiete?“
Und dazu sagt u.a. ein gewisser Dr. Dr. Rainer Erlinger: „Es bleiben jedoch Überlegungen, ob der Film dadurch, dass ein potenzieller Sexualtäter an ihm mitgewirkt hat, so belastet ist, dass man sich durch seinen Verkauf, wenn nicht zum Mittäter, so doch schmutzig macht. Oder ob man dadurch, dass man von Herrn Weinstein produzierte Filme weiter handelt, als wäre nichts geschehen, die Vorwürfe gegen ihn verharmlost.“
Meine Meinung dazu: Wer solche Überlegungen anstellt, hat sie nicht mehr alle.
Andererseits: Sowohl diese Gleichsetzung von Hochschlafen mit sexuellem Missbrauch, als auch die Ablehnung der Werke des inkriminierten, aber (noch) nicht verurteilten Menschen, zeigen uns, dass sich der Zeitgeist bereits gewaltig gewandelt hat.
Meine Befürchtung: Obwohl die Einschläge in immer kürzeren Abständen kommen, ist der Gipfel der moralischen Entrüstung, die im Zusammenhang mit der Nacktheit oder Sexualität steht, noch nicht erreicht.