Wenn es um sogenannte pornorafische Darstellungen in alten oder anderen Kulturen geht, bräuchte man zur Bewertung auch genug Informationen darüber, wie und was diese Menschen dachten ober fühlten.
EIgentlich haben wir heute ein Problem mit einer Veränderung unserer Haltung zur Sexualität. Wir haben in der öffentlichen Darstellung viele Tabus gebrochen, sehen Sexualität nicht mehr nur als Fortpflanzungsakt und sind dabei, Sexualität als etwas partnerschaftliches und für alle Beteiligten schönes sehen zu wollen.
Frauen haben immer aber auch gelernt, daß sie Schuld sind, wenn ein Mann sich nicht beherrschen kann, dass sie vielleicht zuwenig auf anständige Kleidung geachtet haben, dass eine anständige Frau keine erotischen Bedürfnisse äußert und von sich aus aktiv wird. Sie haben gelernt, dass man nicht ja sagt, sondern manchmal ja meint, wenn man nein sagt. Das macht manche Beziehungen kompliziert.
Sie haben vielleicht auch noch gelernt, dass sie ihre eheliche Pflicht zu erfüllen haben. Es gibt diese Auffassungen immer noch, sogar bei Gerichten, und in islamischen Medien wird diese Pflicht der Ehefrauen ähnlich beschrieben.
Mit den Herausforderungen unserer neuen Welt haben traditionell sozialisierte Männer ein Problem. Sie erwarten ihr Recht, suchen entsprechend gefügige Frauen, was ihnen eventuell mit viel beruflichem Erfolg oder eben Geld gelingt. Pornografie ist ein billiger Ersatz, der meist diese freie Verfügbarkeit von Frauen zeigt, die nichts anderes im Sinn haben, als einen Mann zum Orgasmus zu bringen.
Eine Darstellung von sexuellen Handlungen in Text und Bild, die nicht diesem Rollenverhältnis entspricht oder ihm sogar entgegentritt, wäre für mich nicht die übliche Pornografie. Es kommt auf den Zusammenhang an. Wie Steinzeitmenschen solche Darstellungen betrachtet haben, in welchem Zusammenhang sie entstanden, wissen wir nicht.
Es gibt immer auch Frauen, die diese alten Regeln verteidigen. Warum? Haben sie einen Nutzen? Haben sie Angst vor Veränderung oder Ausschluss aus ihrer Gemeinschaft?
Dass sich eine Frau anständig anzuziehen hat, dass nur der Ehemann oder Freund ein Recht hat, sie nackt zu sehen, gilt für viele Frauen weiterhin.
Die Nacktheit in Medien und der Pornokonsum ihrer Männer mindert nicht ihre Ängste. Verständlich. Alle müssten lernen, offen zu reden, auch mit Kindern.
Mehr Nackte in Wald und Flur oder mehr Bilder von Nackten können solche Konflikte nicht auflösen. Es braucht Gespräche und Informationen.
Ich glaube, es ab einmal kurze Zeit, in der manche versucht haben, mal nackt zu baden, nackt Urlaub zu machen usw. Das war auch oft nur heimlich, weit weg von zuhause. Es hat vielleicht auch nichts an traditionellen Rollen in Familien geändert. Es könnte doch sein, dass es keinen wirlichen Rückschritt sondern nur eine neue Phase der Auseinandersetzung gibt, mit traditionellem Denken, neuen Ideen und neuen Medien. Ausgang ungewiss.