Bummler hat geschrieben:NackteBohne hat geschrieben:Nicht umsonst ist es die Pressefreiheit (bzw. sind es die Medien im allgemeinen), die von Regierungen, die zur undemokratischen, totalitären Richtung tendieren, als Allererstes eingeschränkt wird.
Und du meinst es gibt nicht auch subtile Methoden, die das gleiche Ergebnis haben?
Zum
Beispiel so:
Jakob Augstein hat geschrieben:Merkel hat zu den Journalisten geredet als seien sie Mitarbeiter einer Abteilung im Kanzleramt.
Dass Politiker oder Wirtschaftsbosse ihre Sicht der Dinge an den Mann, sprich Medien, bringen wollen, ist legitim. Aber der Journalist muss nicht alles glauben, was ihm da erzählt wird. Und in der Regel holt er sich ein zweite Meinung von woanders her.
Aber es gibt Situationen, in denen es sinnvoll ist, sich zurückzuhalten – hier ein
Beispiel:
Jakob Augstein hat geschrieben:Ein paar Monate zuvor, am 8. Oktober 2008, hatte es ein sonderbares Treffen gegeben, das in diesem Zusammenhang Erwähnung finden soll. Die Bundeskanzlerin hatte an jenem Tag die bedeutenden Chefredakteure der bedeutenden Medien eingeladen. Es war die Zeit, in die der Ausbruch der großen Finanzkrise fiel. Man findet keinen ausführlichen Bericht über dieses Treffen, der veröffentlicht worden wäre und überhaupt nur wenige Erwähnungen in den Archiven, nur hin und wieder einen Nebensatz, eine knappe Bemerkung. An einer Stelle liest man in dürren Worten, worum es an diesem Abend im Kanzleramt ging: Merkel bat die Journalisten, zurückhaltend über die Krise zu berichten und keine Panik zu schüren.
Sie haben sich daran gehalten, die Chefredakteure.
Medien haben nicht nur die Pflicht, zu berichten und ggf. das Berichtete zu kommentieren, sie müssen das in einer verantwortungsvollen Weise tun. Und in dieser Zeit bestand die Gefahr, dass die Menschen – wie 1929 – die Banken stürmen und ihre Gelder abheben würden.
Es ist klar, auch Journalisten sind nur Menschen, aber als sie am Vorabend des I. Weltkrieges dem Nationalismus überschwänglich das Wort redeten und jeden als Vaterlandsverräter beschimpften, der sich kritisch zu einem möglichen Krieg äußerte, haben sie maßgeblich zu der Massenhysterie beigetragen, die dann das ganze Volk ergriff, so dass sich auch sonst besonnenen Menschen freiwillig zum Kriegsdienst meldeten.
Es gibt noch ein anderes Beispiel, wo die Presse sich gewollt zurückhält: Sie berichtet in der Regel nicht über die Selbstmorde. Warum? Weil es bewiesen ist, dass ein Selbstmord andere nach sich zieht, sprich andere fühlen sich dadurch ermutigt, den gleichen Schritt zu tun. Es hat schon ganze Selbstmordserien gegeben, eben weil die Presse davon berichtete, und je mehr Selbstmorde passierten, desto mehr Berichte erschienen auch.
Willst du jetzt auch sagen, die Presse stecke mit der Regierung unter einer Decke und verschweigt Dinge, nur damit der Eindruck der heilen Welt nicht getrübt wird?
Wenn von der Presse als der vierten Gewalt im Staat die Rede ist, so hat auch die Presse – wie die drei anderen (Legislative, Exekutive und Judikative) – die Pflicht, mit dieser Macht verantwortungsvoll umzugehen.