http://www.bverwg.de/pm/2017/60Pressemitteilung Bundesverwaltungsgericht, 20170914, hat geschrieben: ... Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass die Einzäunung und Bewirtschaftung nahezu des gesamten Meeresstrandes der Gemeinde Wangerland als kostenpflichtiges kommunales Strandbad rechtswidrig ist. Nicht von der Bade-Infrastruktur geprägte Flächen dürfen unentgeltlich zum Baden und Spazierengehen betreten werden. ...
https://www.sueddeutsche.de/reise/bunde ... -1.3664566Süddeutsche, 20170913, hat geschrieben: ... Die Tatsache, dass die Gemeinde den Strand sauber halte und immer wieder Sand aufschütte, reiche als Begründung nicht aus, um an fast dem gesamten Küstenabschnitt eine Eintrittsgebühr zu erheben. Das sei nur dort rechtens, wo die Gemeinde etwa mit Kiosken, Umkleidekabinen und Toiletten für eine höhere Badequalität sorge. Dort müssen die Kläger auch weiter Eintritt zahlen. Die meisten der 31 Strände in Niedersachsen sind derzeit gebührenpflichtig, nur an fünf Strände gelangen die Besucher kostenlos. ... Die Leipziger Richter stützten sich in ihrem Urteil unter anderem auf Artikel 2 des Grundgesetzes, der die allgemeine Handlungsfreiheit vorsieht.
Jetzt hat die Gemeinde die vom Bundesverwaltungsgericht gebaute goldene Brücke genutzt, indem nur noch Gebühren für die besonders ausgestatteten Bereiche erhoben werden, und das erst, nachdem dieses Jahr bisher der Zutritt überall freigegeben war. So sind jetzt etwa 2/3 der Küste frei zugänglich (Fettschrift von mir):
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... nd128.htmlNDR, 20180726, hat geschrieben: Wangerland nimmt wieder Strandgebühren
An drei ihrer Strände, die über sogenannte bewirtschaftete Servicebereiche verfügen, will die Gemeinde Wangerland wieder die umstrittene Eintrittsgebühr erheben. Eigens für diese Regelung wurden die Grenzen der Strandbäder in Schillig, Horumersiel und Hooksiel neu zugeschnitten und die Serviceleistungen verbessert. ... Rund zwei Drittel der Strände des bisher neun Kilometer langen Küstenabschnitts mit Eintrittsgebühr sind künftig kostenfrei erreichbar. ... Ein kostenloser Strandspaziergang ist aber auch zukünftig möglich. ... Den alten FKK-Strand sowie den Hundestrand will die Gemeinde übrigens aufgeben und die Flächen als naturnahe Strände weiterführen. ...
Hier gibt es eine aktuelle Karte der Strandaufteilung von Hooksiel:
https://www.nwzonline.de/r/NWZ_CMS/NWZ/ ... oksiel.pdf
Lobenswert, daß die Gemeinde nicht den FKK-Strand durch Aufstellen von Umkleidekabinen aufgemotzt und damit kostenpflichtig gemacht hat. Ich halte keine Absonderlichkeit mehr für unmöglich seitdem mir von einer Hallenbadleitung mitgeteilt wurde, daß man mit Nacktheit im Umkleidebereich zur offiziellen FKK-Zeit das Intimgefühl von Badbesuchern verletze.
Ein Problem sehe ich aber: Durch Aufgabe des offiziellen Status als FKK-Strand könnte Nacktheit dort dadurch zurückgedrängt werden, daß weniger Besucher ihn nackt benutzen. Bei der Mehrheit der Bevölkerung ist die Meinung eingerastet, daß etwas auch ohne explizites Verbot verboten ist wenn es nicht erlaubt ist, und so wird mancher dort wegbleiben statt ab jetzt den gesamten kostenlosen Strand als zum CO-Strand deklariert zu betrachten. Offizielle Schilder, die einen Bereich als FKK-Strand bezeichnen, haben etwas Beruhigendes, sie geben Rückenstärkung gegen etwaige Meckerpötte und Pöbler. Durch diesen Verlust an Sicherheitsgefühl bleiben manche weg und so ist für die Nackten das Stutzen der Strandgeier vielleicht ein Danaergeschenk.
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Der vor dem Bundesverwaltungsgericht schließlich erfolgreich gewordene Kläger will übrigens auch die Ostfriesischen Inseln sich vorknöpfen:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... en124.htmlNDR, 20180706, hat geschrieben: Der Kampf um Strandgebühren und Kurbeiträge
... Eine Gebühr ist demnach dann rechtens, wenn Kioske, Umkleidekabinen und Toiletten für eine höhere Badequalität sorgen. Und so müssen Bade-Urlauber und Strandspaziergänger an manchen Stränden auch künftig Eintritt bezahlen. Grund genug für Janto Just aus Schortens (Landkreis Friesland), weiter für freien Zugang zum Meer zu kämpfen. Just hatte damals die Klage angestrengt. Zufrieden ist er nicht. "Ich werde weiter gegen eingezäunte Strandabschnitte, Eintrittsgebühren oder Tageskurbeiträge kämpfen", kündigte der Aktivist der Initiative "Freie Strände für freie Bürger" an. Nächstes Ziel: die Ostfriesischen Inseln. Dort müssen Tagesgäste einen Kurbeitrag von 2,50 Euro zahlen. ... Ein Spaziergang durch die Inseldörfer und an den Strand rechtfertige keinen Kurbeitrag, so der Abgeordnete der Wählergruppe Freies Friesland im Kreistag Friesland. Just will sich nun nach Tagestouren auf alle sieben Inseln den Kurbeitrag zurückerstatten lassen. ...