Feldberger Seenplatte, Brandenburger Seenplatte, Mecklenburg

[Aryan]

Die Bürgermeisterin hat ja alles richtig gemacht, eben ihre Interessen vertreten, demokratisch diskutiert und demokratisch abgestimmt.

Mhm. Die Bürgermeisterin begründet in dem Video ihre eigene Verordnung folgendermaßen, Hervorhebungen durch mich:

Es sind wahrscheinlich zu viele geworden und... ööh... ich sag mal wenn man dann am strand, öh... das eben soweit ausweitet, dass man nicht nur nackt baden geht, sondern eben auch dort... *händering* weiß ich... *händering* Volleyball spielen möchte oder ähnliche Sachen oder... Yoga... macht, äh... das hat wahrscheinlich das so'n bisschen zum Überkochen gebracht.

Für mich klingt das nicht unbedingt danach, dass die Dame sich mit dem Thema überhaupt beschäftigt hätte, geschweige denn tatsächlich mal an den besagten Badestellen gewesen war. Also mit "Interessen vertreten" gehe ich noch mit, aber "demokratisch diskutiert" und "demokratisch abgestimmt" sehe ich bislang noch nicht

[Buschi]

Immerhin kam die Reaktion auf meine Mail bereits nach 49 Minuten....
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offensichtlich kennen Sie Lychen und wissen, wieviel Seen es gibt und wieviel Möglichkeiten des Badens bestehen. Sie dürfen auch fast überall nackt baden gehen, nur eben an ca. 400 m (ausgewiesene Badestellen).
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer.

Mit freundlichen Grüßen

Karola Gundlach
Bürgermeisterin

Flößerstadt Lychen
Am Markt 1
17279 Lychen

[Bummler]

Mit freundlichen Grüßen

Karola Gundlach
Bürgermeisterin

Aha, Respekt, die Frau ist Vollprofi.

[Calcit]

Der Ärger über das Nacktbadeverbot der Gemeinde Lychen ist auch im Ort noch nicht abgeklungen. Inzwischen gibt es eine erste Information über die politischen Unterschiede der Stadtverordnetenfraktionen, auch wenn die Frage nach namentlicher Abstimmung weiterhin ungeklärt ist. Zwei Stadtverordnete der "Schön hier"-Fraktion sind erkennbar gegen das Verbot, der bereits früher zitierte und ein anderer, der wegen dieser Entscheidung vom Ausschuss für Tourismus, Ordnung und Umwelt zurückgetreten ist. Die Bürgermeisterin brachte den Klassiker der laut Elternwunsch vom Anblick Nackter zu verschonenden Kinder, was auf Sympathie für das Verbot hindeutet:

Bizarrer Streit in der Uckermark / Wegen Nudisten-Yoga – Nacktbaden in Lychen verboten
... Gebadet wird hier seit Ewigkeiten und seit immerhin schon hundert Jahren auch nackt. Doch damit ist jetzt Schluss. ... Unter den etwas mehr als dreieinhalbtausend Einwohnern von Lychen ist die Stimmung derzeit ziemlich angespannt. ... T[.] H[.] ist Stadtverordneter für die Wählerinitiative „Schön hier – gemeinsam für Lychen“ und betreibt die Pension V[.], in der auch Yoga-Kurse angeboten werden. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass die das Nacktbadeverbot auf der Stadtverordnetenversammlung einfach so beschlossen haben“, sagt er. „Die“ – das sind die Bürgermeisterin und die Abgeordneten der Fraktion „Lychen tut gut“... . [Bürgermeisterin:] „Ich kann mir vorstellen, dass man sich auch noch etwas anderes überlegt, was die Situation entspannt.“ Das Verbot sei aber letztlich erlassen worden, „weil es Beschwerden gab, insbesondere auch von jungen Eltern mit Kindern“. T[.] H[.] hat dennoch öffentlich angekündigt, weiter nackt baden zu gehen und einen eventuellen Bußgeldentscheid rechtlich anzufechten. Bis zu 500 Euro kann das Nacktbaden nach der neuen Lychener Badeordnung kosten – noch teurer ist es wahrscheinlich nur im Iran, witzelt mancher in der Stadt. H[.] B[.]. ist hingegen das Lachen vergangen. Nach dem Nacktbadeverbot beziehungsweise der Badeverordnung ist er von allen seinen ehrenamtlichen Ämtern zurückgetreten. ... B[.] hat den Ausschuss für Tourismus, Ordnung und Umwelt geleitet. „Da hätte die neue Badeordnung zuvor behandelt werden müssen, bevor sie beschlossen wird“, sagt er. „Das ist aber nicht geschehen. Und eine Diskussion darüber hat es weder in der Stadtverordnetenversammlung noch zuvor in der Bevölkerung gegeben.“ ...

https://www.tagesspiegel.de/berlin/biza ... 36722.html

Liste der Stadtverordneten:
https://www.lychen-politik.de/ris/ti-lychen/

[Bummler]

Danke Calcit. Die Kommentare sind auch goldig...

"Lychener Pimmel-Kriege"

Pimmel in der Öffentlichkeit bringen die Schönheit der Natur erst richtig zur Geltung.

Während anderswo die Bürger gegen das Gebot, ihr Gesicht zu verdecken, auf die Straße gehen...,wird in Lychen Textil zur optischen Zensur des Wunders menschlicher Körper gefordert, weil dieser die Sinne überfordert.

Habt ihr in Lychen keine FDP, die einen lächerlichen Volksentscheid mit Namen "Free Willy" initiieren kann.

[Naggsch]

Das zeigt auch wieder , das co nicht funktioniert
Da gibt es dann immer wieder neu zugezogene
Textile die sich daran stören.
Bei so vielen Seen müsste sich ja auch eigene FKK
Badestelle einrichten lassen .

[Naturpaar6568]

Richtig, dann gäbe es diesen Streit überhaupt nicht.

LG Wolfgang von Naturpaar6568

[Calcit]

Ein Beitrag in den "Tagesthemen" zum Nacktbadeverbot in Lychen sei hier noch angefügt:
https://www.tagesschau.de/inland/nacktb ... n-101.html (20200703 >21:45 MESZ, Streit um den hüllenlosen Badespaß)

Das ist doch mal was, das dortige nacktenfeindliche Gezänk hat es aus dem Regionalfernsehen bis in die Tagesthemen gebracht. Die Frage ist nur, ob beim Durchschnittszuschauer Gefühle der Solidarisierung mit den Nackten entstehen oder ob er das als Provinzposse oder als Sommerlochthema abtut.

Der Thread viewtopic.php?f=9&t=15244 könnte an diesen bereits bestehenden angehängt bzw. in ihn zeitlich passend eingefügt werden.

[gymnosoph]

Es gibt dazu einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung, den ich aber - da ich kein Abo habe - nicht lesen kann:
https://www.sueddeutsche.de/panorama/fk ... duced=true
Kann den jemand aus dem Forum uns zugänglich machen, wenn er sich lohnt?

[Aria]

Ja, habe ich gelesen.



Mit diesem Hinguckebild (eine Aufnahme aus den frühen 1980er-Jahren aus Prerow an der Ostsee, Bildrechte: IMAGO) lenkt die heutige Süddeutsche auf einen Artikel, der sich mit der Situation in Lychen befasst.

Gehört, wie alles, was in diesen Tagen im Zusammenhang mit Lychen berichtet wird, in die Sauregurkenzeit. Aber eine Aussage darin ist doch wichtig - Zitat:

Aber wie ist eigentlich der Stand des Nacktseins in Deutschland? Anruf bei Wilfried Blaschke, der es wissen muss, er ist Präsident des Deutschen Verbandes für Freikörperkultur (DFK). Blaschke sagt, dass die Zahl der DFK-Mitglieder in den vergangenen Jahren tatsächlich zurückgegangen sei. Habe man in den Achtzigerjahren noch 60 000 gezählt, seien es heute nur noch 35 000. Auch würden FKK-Campingplätze zunehmend in "textile" umgewandelt, "das ist lukrativer". Und doch sei FKK für viele attraktiv, was an den Orten liege, an denen man nackt sein dürfe. Die Strände seien nämlich oft abgelegen, sehr idyllisch und nicht sehr voll. "Die Leute laufen vorbei und bleiben dann hängen."
Vom Lychener Nacktbadestreit hat Blaschke zwar noch nicht gehört, aber er sagt, dass es "ein deutliches Stadt-Land-Gefälle" gebe. In kleinen Orten sei die Akzeptanz für die Nackten immer geringer als in einer Großstadt wie Berlin, wo man an alles gewöhnt sei. Gerade in Berlin steige auch die Zahl der Mitglieder.

Blaschke bestätigt, was wir eh alle wissen: Es gibt ein Stadt/Land-Gefälle in der Akzeptanz der FKK. Und: In Berlin steige die Zahl der FKK-Mitglieder.

Das sind doch erfreuliche Nachrichten, oder?