von NackeDuDaDei » Mi 26. Jun 2019, 15:13
Schwimmbrillenverbot zu FKK-Zeiten in normalen Bädern ist nicht unüblich und dürfte die schon genannten Gründe haben.
Was mal wieder symptomatisch ist, daß die eigentliche Ursache nicht angegangen wird, sondern mit einem allgemeinen Verbot, das alle einschränkt, gehofft wird, daß sich die wenigen Probleme damit auch erledigen. Ähnlich wie Probleme mit den Rasern, die 100 in der Innenstadt fahren und dadurch Menschen töten (geschieht regelmäßig in Stuttgart.) Was macht die Stadt? Kontrolliert nicht etwa die Raser, sondern erläßt auf einer achtspurigen Bundesstraße nachts ein Tempolimit von 30, sodaß ein Anständiger, der dort vollkommen vertretbar 60 statt erwarter 50 fährt, seinen Führerschein für einen Monat verliert, während die Raser nach dem Blitzer wieder auf 100 beschleunigen und weiterhin Menschenleben gefährden. Alle Bürger verärgert, gegängelt und geschröpft, aber null für die Sicherheit erreicht.
Dasselbe mit dem Schwimmbrillenverbot. Natürlich gehts gegen "Spanner", also bestimmte Männer, ob jung oder alt, die mit so einer Brille noch etwas mehr Einblicke zu erheischen versuchen. Und den "Opfern" bzw. der Allgemeinheit, gehts nicht darum, ob da nun tatsächlich irgendwelche Details weggekuckt werden können, sondern um den frechen Nichtrespekt bzw. Mißachtung, die dabei recht offen gezeigt wird. Man kanns auch so sagen: Kucken tut jede(r), aber eine bestimmte Art von Kucken ist sozial unerwünscht.
Statts man nun den Bademeister mit Verantwortung und Gestaltungsspielraum ausstattet, mit der er die wenigen dieser Pappenheimer in sozial verträgliche Bahnen lenken könnte, erläßt man eine tote und von Begin an untaugliche Verwaltungsregel, die nur Schaden anrichtet und praktisch niemandem nützt.
Also wir wurden als Kinder mal vom Bademeister zusammengestaucht (verbal und nicht unangemessen), als wir das Echo in einer leeren Dusche zu einem spontanen Schreiwettbewerb ausnutzten, der wahrscheinlich durchs halbe Bad zu hören war, woran wir natürlich nicht dachten. Wir haben uns die Ermahnung damals zu Herzen genommen und sie hat genügt.
Das würde in der heutigen Zeit natürlich nicht mehr klappen, aber "den Anweisungen des Personals ist Folge zu leisten" steht in allen Badeordnungen. Was dann heute bedeuten muß, daß es in Konsequenz einen Rauswurf für den Tag gibt, und im Wiederholungsfall vielleicht mal für eine Woche.
Es wäre viel sinnvoller, so etwas Allgemeines in die Badeordnung zu schreiben, und dann auch Bademeister zu beschäftigen, die entsprechend ordnend eingreifen, anstatt mit einer bürokratischen Totgeburt die Anständigen zu gängeln.
In einem anderen Stuttgarter Freibad sind mal zwei junge Türken in Badeklamotten durch den FKK-Bereich gelaufen. Weitestmöglicher Bogen ins Gelände, zwischen allen dort liegenden hindurch. Eine ältere Dame stellte sie zur Rede, was sie nur mit Frechheiten konterten und ihre Fleischbeschaurunde gemütlich fortsetzten, bis sie alles gesehen hatten. Irgendwelches Personal erschien nicht, und der Diskussion einiger Stammgäste nach schien das dort regelmäßig zu passieren. Dabei wäre, wie ich später am Ausgang feststellte, soziokulturelle Kompetenz zum angepaßten Umgang mit den Störenfrieden beim Personal vorhanden gewesen, denn mindestens einer der Bademeister dort war ein ebenfalls junger Türke.
Also ich konstatiere insgesamt Gleichgültigkeit und Unfähigkeit bei der Bäderaufsicht bzw. generell der Stadtverwaltung im Umgang mit ihren Kunden und Bürgern.