Zum Thema der Körperverletzung durch Schwimmbrillenverbot gibt es einen Artikel von einem augenärztlichen Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. In diesem wird zur Benutzung von Schwimmbrillen geraten, da es trotz Chlorung des Schwimmbeckenwassers zu Augeninfektionen kommen kann, die zu bleibenden Schäden bis hin zur Erblindung führen können. Das halte ich intuitiv für Herumplanscher mit gelegentlichen Wasserspritzern in den Augen für weniger wahrscheinlich als bei denen, die eine längere Zeit unter Wasser die Augen geöffnet haben, weil sie skandalöserweise ein 25m Schwimmbecken zum Schwimmen mißbrauchen, und das auch noch für eine halbe Stunde und länger. Außer diesem Zeitfaktor könnten noch Aufquellungen der Hornhautproteine die mikrobiologische Anfälligkeit steigern. Der Chlorzusatz wird so klein wie nötig gehalten bei noch weitgehend sicherem reduzierten Umfang der Keimbelastung, reicht aber nicht ganz zum Verhindern von geringer Algenbildung in manchen Winkeln und Kanten, was auch andere Organismen erwarten läßt.
Schauerliches gibt es da zu lesen, z.B. von einer mir bis dahin nicht bekannten Amöbe, die in ca. 2-3 Sekunden die Strecke ihres Eigendurchmessers weiterkrabbelt und u.a. auch die Augenhornhaut anknabbert, sich in die Tiefe frißt und gerne sich in Kontaktlinsen festsetzt mit der Folge, daß vor allem Kontaktlinsenträger von dieser kaum behandelbaren Krankheit befallen werden:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, DOG, 201507xx, hat geschrieben: Schwimmbadkeime gefährlich für die Augen / Schwimmbrille verhindert Infektionen
... Denn trotz des Chlors im Badewasser sammeln sich Schmutzpartikel und Keime im Becken. Diese können in Hornhaut und Bindehaut des Auges eindringen und dort Entzündungen verursachen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb, zum Baden eine gutsitzende Schwimmbrille zu tragen und auf Kontaktlinsen zu verzichten. ... Insbesondere Kontaktlinsenträger sollten ihre Augen schützen. „Beim Schwimmen ohne Brille kann sich die Kontaktlinse am Auge festsaugen“, erklärt Maier. Dadurch könne es zu sehr schmerzhaften Abschürfungen an der Hornhaut kommen. Außerdem können sich gefährliche Keime wie Akanthamöben oder Pilze unbemerkt in das weiche Material der Kontaktlinse einnisten und dort vermehren. Unbehandelt drohen in solchen Fällen bleibende Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung. ... Eine Schwimmbrille schützt außerdem davor, dass die Linsen aus den Augen gespült werden. Wer garnicht auf Kontaktlinsen verzichten möchte, sollte Tageslinsen verwenden und diese nach dem Schwimmbadbesuch entsorgen. ...
https://www.dog.org/wp-content/uploads/ ... eime_F.pdfOh Schreck, was macht man mit seiner Schwimmbrille wenn da im Übergang von Fensterrand und Dichtung mit der Zeit stellenweise finstere Biologie wohnt, vermutlich Pilze? Als Nichtanhänger der Wegwerfkultur denkt man da sogleich an Natriumhypochlorit, aber die Doppelbindungen im Gummi lagern daraus gebildetes Chlor an womit die Elastizität sich schneller verabschiedet. Vielleicht wäre Wasserstoffperoxid eine Möglichkeit, der Antibeschlagbelag ist sowieso schon längst weg, das lipophile Gummi könnte diese hydrophile Verbindung vom Innern fernhalten im Gegensatz zum eher lipophilen Chlor und so weitaus besser verkraften, und das Polycarbonatglas sollte von der Strukturformel her das erst recht aushalten. Das muß ich mal testen mit 3-prozentigem H2O2, ich habe noch so eine alte Schwimmbrille, die mir nicht mehr geheuer ist.
Zum unterhaltsamen Gruseln:
https://de.wikipedia.org/wiki/Acanthamoebahttps://en.wikipedia.org/wiki/Acanthamo ... _keratitisunschönes Auge:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articl ... 0-fig1.jpgaus:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4330640/ (An update on Acanthamoeba keratitis: diagnosis, pathogenesis and treatment [20150218])
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Neben diesem mikrobiologischen Risiko wird meist der Chlorgehalt des Badewassers für die Augenreizungen verantwortlich gemacht. Eher schuld als das Chlor selbst dürften die von diesem gebildeten vielfältigen Abbauprodukte organischer Substanz sein, von denen die aus Ammoniak NH3 (vorher Harnstoff) gebildeten drei möglichen Chloramine (NH2Cl, NHCl2, NCl3) als Haupttäter gelten. Die in einem der obigen Beiträge erwähnten ungeduschten Unterhosenrecycler der Textilabteilung sind da sicherlich schlimmer als die Nackten, die nach Abduschen des Schweißes nur Hautpartikel als Stickstoffquelle liefern.
Aus früheren Zeiten, als Schwimmbrillen noch unüblich waren, habe ich ein Meerwasserhallenbad mit inzwischen längst eingegangenen FKK-Zeiten als besonders augenplagend in Erinnerung, vielleicht waren die Plagegeister reaktive bromorganische Verbindungen, denkbar bei dem recht hohen Gehalt an Bromid im Meerwasser, ca. 67mg/kg, das bei Chlorzugabe zum elementaren freien Brom oxidiert wird. Das lagert sich dann an organische Substanz unter Bildung von Folgeprodukten, die reaktionsfreudiger sind als entsprechende Chlorverbindungen wegen geringer fester Kohlenstoff-Brom-Bindung als bei der Kohlenstoff-Chlor-Bindung.
Ebenso in Gewässern mit größeren Konzentrationen an Phytoplankton schätze ich eine Schwimmbrille. Auch wenn unbedarfte Naturromantiker es nicht erwarten gibt es da sicherlich auch Etliches an ekliger Chemie, im Süßwasserfall weitgehend halogenfrei. Cyanobakterien, oder auch Blaualgen genannt, sind nicht gerade unfähig in der Naturstoffsynthese wenn man sich so verwegene Strukturformeln ansieht wie z.B. diese:
https://en.wikipedia.org/wiki/Cyanotoxi ... tin-LR.svghttps://en.wikipedia.org/wiki/Cyanotoxi ... itoxin.svgDa beißen einem ja schon die Strukturformeln in den Augen.
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Neben Biologie und Chemie spricht anscheinend niemand von Physik. Ich habe den Verdacht, daß da die Hauptursache der akuten Unannehmlichkeit und Gefährdung der Verkehrstauglichkeit liegt.
Längeres abendliches Kraulen im Süßwasserhallenbad ohne Schwimmbrille führt zu spektakulären optischen Effekten: Blick zu den Deckenlampen durch den durch Augenreizung erzeugten ziemlich dichten, aber nicht realen Nebel zeigt einen farbenprächtigen Haloring um jede Lampe, viel schöner als die von hochschwebenden Eiskristallen oder weniger häufig von Wassertröpfchen in Wolken bewirkten, bei denen Lichtbrechung und Dispersion die Ursache ist. Im Hallenbad hatte ich den Eindruck es mit Beugung zu tun zu haben ähnlich wie bei Gitterspektrometern. Jetzt spekuliere ich darüber, daß das Süßwasser mit seinem geringen osmotischen Druck in die Zwischenräume der parallelen Kollagenfibrillen in der aufquellenden Stromaschicht der Hornhaut eindringt und dort den Brechungsindex erniedrigend eine Brechungsindexdifferenz zwischen Spaltenfüllung und Fibrillen bewirkt. Das könnte die Nebelwirkung erklären und außerdem das postulierte Beugungsgitter wegen Parallelität der Fibrillen ermöglichen falls deren Abstände etwa Lichtwellenlänge haben. Mit sauberer physikalischer Herleitung haben sich sicherlich schon größere Geister beschäftigt, ich habe noch nichts darüber gefunden, der Öffnungswinkel des Halos sollte mit einer zutreffenden Erklärung berechenbar sein.
Für meine Osmosehypothese spricht, daß ich beim Kraulen im Meerwasser keine Probleme habe, die insgesamt 1800m für eine Runde entlang des Tejita-Strandes auf Tenerife machen keine anschließenden Probleme. Meerwasser hat keinen Grund bei seiner höheren Teilchenkonzentration zu einer solchen Aufquellung in der Hornhaut zu führen.
Für Verkehrssicherheit ist dieses Nebel- und Halophänomen, besonders bei Gegenlicht im Dunkeln, von Übel. Schwimmbrillen erhöhen somit die Lebenserwartung von einem selbst und auch von denen, die nicht vom Schwimmbadgezänk direkt betroffen sind.