@micha266: Danke für die Information, daß diese immerhin zeitweise Wiederbelebung ca. 4h nach Todeseintritt im klassischen Sinne doch keine Zeitungsente war. Bei Deiner Verbundenheit mit dem Zieselsmaar halte ich Dich für ein glaubwürdige Quelle und habe nicht die Skepsis, die leider zu oft bei journalistischen Schreibversuchen angebracht ist. So war das dann ein statistisch extrem unwahrscheinliches Ereignis, das in die medizinische Literatur eingehen sollte.
Beim berühmten Fall der in einem Bach unter Eis geratenen Skiläuferin Bagenholm waren es 40 Minuten Herzstillstand, bevor Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wurden, aber dort war der Herzstillstand das Ergebnis vorheriger Unterkühlung:
https://en.wikipedia.org/wiki/Anna_B%C3%A5genholm (ausführlich)
https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_B%C3%A5genholm (kurz)
Diese günstige Vorkühlung hatte das Badeseeopfer nicht, der hatte anfangs Normaltemperatur. Außerdem verringerte bei ihm die höhere Kühlwassertemperatur von 7 Grad unterhalb der Sprungschicht verglichen mit den 0 Grad im Bach die Abkühlungsgeschwindigkeit, und die war eher noch stärker verringert durch mindere Kühlleistung im stagnierenden Wasser im Unterschied zum bewegten im Bach. Als Ergebnis wird der Zellstoffwechsel nicht schnell weitgehend zum Stillstand gebracht und Zellen werden leichter irreversibel geschädigt woran dann auch die moderne Nachsorge nach Wiederbelebung mit leichter künstlicher Unterkühlung gefolgt von langsamer Aufwärmung nichts mehr ändert.
Selbst bei definiertem Unterkühlen des Gehirns auf 14 Grad zu chirurgischen Eingriffen sollte Blutzirkulation nicht länger als 30-40 Minuten bis äußerstenfalls 1h unterbrochen werden zum Verhindern von Gehirnschäden:
https://en.wikipedia.org/wiki/Deep_hypo ... ory_arrest Bei üblichen Temperaturen seien bis zu 10min unter Wasser erstaunlicherweise überstehbar, während bei 25min nur wenig Hoffnung bestünde, und in Eiswasser, speziell bei Kindern mit deren größeren relativen Oberfläche, sollten Rettungsbemühungen erst nach 90min aufgegeben werden:
Resuscitation Council (UK), hat geschrieben: Prehospital resuscitation / Resuscitation in special situations / Drowning
... Submersion durations of less than 10 min are associated with a very high chance of a good outcome, and submersion durations of more than 25 min are associated with a low chance of good outcome. ... Extended rescue efforts up to 90 min may be appropriate for children or those submerged in icy cold water, although the protective effects of extreme hypothermia are unlikely to be sufficient in the UK where water is insufficiently cold to cool rapidly and provide neuroprotection. ...
https://www.resus.org.uk/resuscitation- ... scitation/ Insofern ist meine anfängliche Ungläubigkeit entschuldbar, besonders bei der Menge an Unfug, der bei Gesundheitsthemen verbreitet wird. Ich staune aber weiter über diesen Zieselsmaar-Fall mit den ca. 4h bis der Reanimationsbeginn möglich wurde, das war etwas sehr Ungewöhnliches, das mit dem schon ungewöhnlichen Bagenholm-Fall mindestens mithalten kann, trotz des traurigen Ausgangs.
*** *** ***
@micha266: Hast Du Literaturstellen dazu, daß bis zu 24h lang noch Reanimationen erfolgreich waren? Das ist wohl kaum so zu verstehen, daß es 24h bis Reanimationsbeginn dauerte, eher so, daß Reanimationen so lange mit Zwischenabstürzen durchgeführt wurden.