von Friedjof » Do 11. Feb 2016, 14:50
Für mich ist das Bild ganz klar „zeitgenössische“ Pornografie. Ganz einfach deshalb, weil sich das Bild auf die Darstellung der Geschlechtsteile einer Frau bei gespreizten Beinen konzentriert. Alles „Drumherum“ wurde vom Erschaffer des Bildes ausgeblendet, selbst das Gesicht der Frau. Der Blick des Betrachters soll sich auf das Geschlecht dieser Frau richten.
Ich weiß nicht, was es da zu deuten gibt. Was ist denn ansonsten Pornografie? Glaubt denn jemand, dass es zu Zeiten, als es noch keine Fotografie und keinen Film gab auch Pornografie unbekannt war? Ich denke nicht. Pornografische Bilder, oder von mir aus auch Wichsvorlagen, mussten da eben gemalt werden. Und wenn dieses Bild keine Pornografie ist, wie hat die denn früher ausgesehen? Der Bedarf war sicher schon immer da. Zudem fehlt mir bei dieser „Unterleibsdarstellung“ so etwas, was man als künstlerisch beschreiben könnte. Aber da sehe ich nichts, einfach gar nichts in dieser Richtung.
Aber: Ob ein Bild Kunst ist liegt doch im Auge des Betrachters. Ich habe rein aus Interesse mal einer Auktion beigewohnt, bei der eine ganze Reihe Bilder von zum Teil beträchtlichem Wert versteigert wurden. Es ging nicht um Millionenwerte, aber um Zuschläge bis immerhin 30.000 Euro. Ich gehe mal davon aus, dass die Kunstliebhaber, die da mitboten, schon über einen gewissen Kunstsachverstand verfügten. Und da wurde dann schon mal über den einen oder anderen Bieter vor vorgehaltener Hand gelacht. Ein Teilnehmer der Auktion beschrieb mir das so: Bilder von völlig unbekannten Malern können noch so toll sein und den Betrachter in seinen Bann ziehen. Es ist schwer, für solche Bilder auf Auktionen einen hohen Preis zu erzielen, wenn die Signatur Müller-Lüdenscheid lautet. Die Bilder haben häufig einfach nur einen Liebhaberwert für einige Wenige. Wenn aber ein Bild eines berühmten Künstlers in einer Auktion unter den Hammer kommt, dessen Werke im Louvre zu bewundern sind, dann kommen die Wohlhabenden aus allen Ecken der Welt angereist, bereit, jeden Preis für das Bild zu zahlen. Dies auch, wenn der Künstler aus einer Wut heraus lediglich seinen Pinsel an die Leinwand geworfen hat.
Und abschließend: Bei der Beurteilung, ob das „Skandalbild“ nun pornografisch ist oder nicht gibt es kein richtig oder falsch. Jeder sieht es mit anderen, seinen Augen. Wer allerdings die Sache ganz nüchtern betrachtet und Wikipedia befragt bekommt eine glasklare Antwort. Aber die ist hier ja nicht gefragt.