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"Der Standard" in Österreich

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von HTJ » Mo 9. Dez 2019, 16:23

Q Aria und Eule
Warscheinlich habt ihr den Thread "Erfahrung mit Prerow/ Darß" nicht gelesen. Der Threadstarter sagt eben das nackte Körper von alten Menschen eklig usw. sind. Man muß eben jungen Leuten wie kw01 genau zuhören um zu wissen, wie die Menschen heute so ticken. Sicher haben die Menschen früher auch keine perfekten Körper gehabt. Trotzdem ist der Druck auf das Aussehen heute größer.
Ich denke nicht, daß junge Leute grundsätzlich alles anders machen wie ihre Eltern. Erst wenn sie technische, wirtschaftliche oder kulturelle Rahmenbedingungen ändern entsteht ein neuer Zeitgeist. Nur auf Grund dieser anderen Rahmenbedingungen handeln dann junge Leute anders. Das sieht man daran daß die große Zeit des FKK über zwei Generationen angehalten hat.
@ Eule
Wenn du sagst, daß wir noch nie ein freieres Verhältnis zu unseren unbekleideten Körper hatten, so stimmt das einfach nicht. Frag mal die jungen Leute.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Eule » Mo 9. Dez 2019, 21:06

@ HTJ
Dass ein alter Körper als "ekelig" empfunden wird, zeigt mir, dass der Jugendwahn mit seinem glatten Körper immer noch wirksam ist. Ich habe alte Körper gesehen, die ich wegen ihrer Schönheit durch ihre Falten gerne fotografiert und gefilmt hätte. Also, der Druck auf den perfekten Körper war schon immer da und du kannst diesen bis in die Steinzeit hinein zurück verfolgen.

Ich war noch nicht auf Preow. Habe aber über die Jahre verteilt verschiedene Berichte über diesen Strand gesehen. Die Menschen dort wurden mit der Zeit immer älter, weil die Jugend fern blieb. Aber eine solche Entwicklung war nicht nur bei Prerow feststellbar.

@ Eule
Wenn du sagst, daß wir noch nie ein freieres Verhältnis zu unseren unbekleideten Körper hatten, so stimmt das einfach nicht. Frag mal die jungen Leute.
Ich wüsste jetzt nicht, wo ich eine derartige Äußerung gemacht habe. Die Ossis hatten generell ein besseres Verhältnis zu ihrem unbekleideten Körper.

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Aria » Mo 9. Dez 2019, 22:27

Vielleicht habe ich den Unterschied zu früher nicht richtig dargestellt – was ich mein(t)e ist: In den 1970er Jahren haben nur junge Leute nackt gebadet, die Alten trauten sich das nicht zu bzw. hielten das für ungehörig. Also gab es damals auf FKK-Stränden keine alten Nackten und somit auch keine alten (und möglicherweise deformierten) Körper. Das im Gegensatz zu heute, wo fast nur noch die Alten die Fahne der FKK-Bewegung hochhalten und alle am liebsten verdammen möchten, die anders sind als sie.

Es ist bekannt, dass je älter ein Mensch wird, desto weniger ist er offen für Veränderungen. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, also auch bei der FKK: Die alten tun das, was sie immer gemacht haben, und die jungen tun das, was sie für richtig halten.

Und das ist in seltensten Fällen das, was ihre Eltern getan haben oder immer noch tun. Das äußert sich nicht nur in der Mode, sondern auch im Denken und in der Sprache. Und die Alten reagieren mit Unverständnis und moserten (lese nach bei Sokrates) und mosern darüber.

Zum Abschluss hier noch ein beinahe 90 Jahre alte Satz von Kurt Tucholski:

Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von HTJ » Di 10. Dez 2019, 12:58

@ Aria
In deiner letzten Wortmeldung sind sicher viele richtige Sachen enthalten. Ich zähle ja auch zur älteren Generation. Ich mache noch FKK, weil ich daß als junger Mensch kennengelernt habe. Ich weiß aber nicht, ob man das als "nicht offen für Veränderung" bezeichnen kann. Ich denke, daß ich im Gegensatz zu anderen Verständnis habe für manche Einstellungen der jungen Leute und andere Nicht-FKKler. Oft wird ja hier im Forum gerätselt, warum es mit FKK nicht so toll läuft. Man darf eben nicht denken, meine Meinung ist so, und damit Basta. Man muß sich in andere Leute reindenken. Was natürlich nicht ausschließt, daß ich den heutigen Zeitgeist stark kritisiere.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Eule » Di 10. Dez 2019, 14:41

Wir leben in einer Zeit des großen Umbruches. Dieser Umbruch geht einher mit einer großen Unsicherheit, da uns ein Werteverständnis verloren gegangen scheint und eine Neuausrichtung noch ihre Zielperspektive sucht. Wir suchen eine Nähe und einen Raum, um unsere Welt zu verstehen, gleichzeitig suchen wir einen Abstand, um unseren Wohlstand zu erhalten und zu mehren. Wir erwarten von der uns umgebenden Gemeinschaft, dass diese unsere Individualität respektiert, sichert und vergessen oftmals dabei, dass auch die Gemeinschaft als Gemeinschaft Ansprüche hat, um als Gemeinschaft funktionieren zu können. Kurz gesagt, wir müssen lernen, vom Ich zum Wir zu kommen und nicht zu glauben, dass viele Ich's ein Wir ergeben können.

Einerseits wollen wir unsere Verantwortung an die Gemeinschaft abgeben und anderseits wollen wir in unsere Wünsche und Vorstellungen erfüllt sehen. Wir wollen, dass alle Menschen gleich behandelt werden, sich den gleichen Regeln unterwerfen, dass Keiner aus der Reihe tanzt. Aber wir wollen, dass dieses alles nach den Maßstäben abläuft, die wir (ich) als richtig empfinden, ohne zu fragen, ob der Andere es auch so will.

Diese Spannung zwischen den Widersprüchen des Gemeinwohls und des Eigenwohls empfinden wir als eine Belastung, die doch nicht vorhanden wäre, wenn alle die rechte Einsicht hätten und mein Leben leben würden. Das Leben wäre doch so einfach, wenn die Anderen dieses nur einsehen würden.

Konsequenz dieser Haltung ist es, dass viele Menschen Angst davor haben, eine eigene Meinung zu bilden. Denn mit der eigenen Meinung kann man schon mal anecken und auf Widerspruch stoßen. Also wird das Problem vorgetragen und um eine klare Auskunft, besser eindeutige Handlungsanweisung, gebeten. Und dann kommt von den Fachleuten eine butterweiche Antwort, von der der Antwortende ausgeht, dass dieses die meisten Menschen so hören wollen.

Wir wollen der Freikörperkultur insoweit einen Raum geben, in der die Nacktheit nicht mehr hinter abgeschlossenen Geländen gelebt und erlebt werden kann. Wir sehen, dass diese Reformbewegung nach dem II. Weltkrieg weltweit einen Knacks bekommen hat und jetzt auf die reine Nacktheit als solches reduziert wird. Wir verstehen es nicht mehr, die verschiedenen alternativen Lebensbereiche miteinander zu verknüpfen und daraus ein breites und vielfältiges Lebensangebot zu kreieren. Weil uns die Ursprungsgedankengänge unbekannt geworden sind, die seinerzeitigen Ausprägungsformen fremd geworden sind, reduzieren wir alles auf ein bloßes Handeln. Ein Handeln, welches keinen Sinn, keinen Wert vermittelt, wird ausdruckslos, leer und fad. Und dann wundern wir uns, dass die junge Generation dieser hohlen Handlungsform nicht mehr folgen will.

Weil wir unserer nudistischen, unserer naturalistischen oder freikörperlichen Handlungsform keinen eigenen Wert mehr geben können, können wir uns schlecht gegen Vorurteile wehren. Denn diese Vorurteile haben einen Wert, wenn auch in unseren Augen einen negativen. Warum erkennen wir in unserem Handeln keinen Wert, der eine Persönlichkeit formt, die die Belange des modernen Menschen mit denen der Natur verbindet? Warum vermögen wir es nicht, unser Verständnis eines natürlichen Lebens in unsere Gesellschaft einzubringen und diese so zu mehr Toleranz zu führen. Warum setzen wir uns nicht mit mehr Nachdruck für mehr Toleranz ein. Für mehr Toleranz der Nacktheit als solches gegenüber. Auch für Toleranz und Nachsicht denen gegenüber, die den Schritt der Befreiung des Körpers noch nicht machen können oder wollen?

Last uns von dem Entweder Oder zu einem So als Auch kommen. Last uns Vorurteile als solches aufzeigen und nicht diese übernehmen, um dann gegen diese angehen zu wollen. Last uns die Bereitschaft zur Übernahme der Eigenverantwortung stärken, auch wenn damit erst einmal ein Widerstand dagegen zu erwarten ist. So wie wir Individualisten sind, sind wir auch Mitglieder einer Gemeinschaft. Die Haltung einer Gemeinschaft kann ich nur verändern, wenn ich dieser Veränderung auch einen Wert zuweisen und erlebbar machen kann.

Der Standart jeder Freiheit heißt, personale Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln, Rücksichtnahme auf die Belange der anderen, soweit diese geboten ist, klare Darstellung der Werte, für die man steht und an denen man sein Leben ausrichtet. Der Standart der Freiheit bedeutet auch, Konflikte auszutragen und dieses in Fairness, Achtung und Respekt voneinander. Weiter der Gefahr zu entgehen und dieser entgegen zutreten, alles so zu vereinfachen, dass dann keine Konturen mehr erkennbar sind.

 

Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von HaJo » Di 10. Dez 2019, 14:50

Eule hat geschrieben:Ich habe alte Körper gesehen, die ich wegen ihrer Schönheit durch ihre Falten gerne fotografiert und gefilmt hätte.
Ähnlich erging es mir vor ca. 40 Jahren als ich über Jahre regelmäßig an den Fuldaauen in Kassel nackt in der Sonne lag.
Dort erschien regelmäßig eine sicherlich 80+ Frau, die natürlich und von Natur aus keine glatte Haut mehr hatte. Aber regelmäßig täglich erschien. Ich hab mit ihr irgendwann mal geredet. Übrigens nicht über Nacktheit. Die war selbstverständlich. Ich rede ja auch nicht mit jemandem über Kleidung, wenn es echte Themen gibt...



Irgendwann erschien sie nicht mehr.
Nie mehr.

Ich war traurig.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Tim007 » Di 10. Dez 2019, 15:53

Ich hatte erstmals mit etwa zwanzig Jahren meinen Lieblingssee in Bremen aufgesucht. Nackt.
Damals kam ein Pärchen, das nackt zusammen saß und den Sonnenuntergang, der dort sehr schön ist, beobachtete. Beide 70 bis 80 Jahre alt. Damals hatte ich, ich erinnere mich genau, gedacht: So will ich auch einmal sein, wenn ich alt bin.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Kartunger » Di 10. Dez 2019, 18:03

HaJo hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:Ich habe alte Körper gesehen, die ich wegen ihrer Schönheit durch ihre Falten gerne fotografiert und gefilmt hätte.
Ähnlich erging es mir vor ca. 40 Jahren als ich über Jahre regelmäßig an den Fuldaauen in Kassel nackt in der Sonne lag.
Dort erschien regelmäßig eine sicherlich 80+ Frau, die natürlich und von Natur aus keine glatte Haut mehr hatte. Aber regelmäßig täglich erschien. Ich hab mit ihr irgendwann mal geredet. Übrigens nicht über Nacktheit. Die war selbstverständlich. Ich rede ja auch nicht mit jemandem über Kleidung, wenn es echte Themen gibt...



Irgendwann erschien sie nicht mehr.
Nie mehr.

Ich war traurig.


Ähnliches haben wir in Südfrankreich auf einem Campingplatz erlebt - wir waren dort mit unseren Kindern mehrer Jahre hintereinander.
Ein bestimmt schon über 80ig-jähriges Paar aus Berlin war jeden Sommer in einem gemieteten Wohnwagen da. Und sowohl unsere Kinder (Grundschulalter) als auch wir hatten viele nette Unterhaltungen mit dem Paar. Doch bei unserem letzten Aufenthalt blieb der Wohnwagen leer.

Übrigens - unsere Kinder hatten nie Berührungsängste mit älteren Menschen

Grüße
Kartunger

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von ynda » Do 12. Dez 2019, 15:15

@HaJo Du meinst bestimmt die damalige "FKK-Insel", die es bis zum Umbau für die Buga gab, oder?
na jedenfalls war damals nah daneben das Gelände des FKK Vereins und einige Mitglieder des Vereins
kamen tagsüber auf die Insel weil da die allgemeine Stimmung schöner wär, sagten sie.
Mit einigen dieser Leute hab ich mich auch unterhalten, unter anderem auch ein damals für mich sehr
altes Ehepaar ;)
Die waren wirklich sehr locker drauf und haben mich sehr beeindruckt, obwohl ich da auch schon kein
Jüngling mehr war.
War ne schöne Zeit, damals auf der Insel. Der jetzige FKK Bereich ist auch nicht schlecht und wirklich
sehr rege von nahezu allen Altersklassen besucht.

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Bummler » Fr 13. Dez 2019, 10:31

Eule hat geschrieben:Wir leben in einer Zeit des großen Umbruches. ....


War das jetzt das Wort zum Jahre?

Muss ich mir nochmal in Ruhe durchlesen.
Richtig ist, dass Werte wertlos werden. Manche mehr, manche weniger und manchmal steigt auch der Wert, oder er bleibt als Wert in einer Nische, nur für Einige und nicht für alle.

Und es wäre töricht, die eigenen Werte verallgemeinern zu wollen.

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