Und noch ein Artikel in einer großen Zeitung:
https://nzzas.nzz.ch/magazin/ich-liebe- ... 6FL2DwLtno
NackeDuDaDei hat geschrieben:Ich bekomme nur den ersten Absatz des Artikels, selbst wenn ich die NZZ-Cookies lösche. Das hat bisher gegen die automatische Verkürzung bei Nichtzahlern geholfen.
Insbesondere, wenn später die Bezahlschranke zu geht.Horst hat geschrieben:Hilfreich wäre auch eine kleine Inhaltsangabe gewesen.
Ich liege hier, weil es mein Job ist, Missstände aufzuzeigen. Den Nackten geht der Nachwuchs aus, und das liegt nicht nur am internationalen Geburtenrückgang.
Meine Familie kommt nicht aus dem Osten, wo die Freikörperkultur in den 70ern zum Massenphänomen reifte, sondern aus Bayern: Tracht und CSU. München wird immer als Eldorado für Nackte gepriesen, weil hier vor 50 Jahren haufenweise Hippies nackt Rad und Tram fuhren, Federball und Fussball spielten und sich mit Masskrügen zuprosteten.
Selbst die «New York Times» berichtete 1979 über die invasive Münchner Freiheit: «Und niemand regt sich auf!» Ja, doch, und wie! «Diese pendelnden Penisse» missfielen dem Katholikenrat. Auch Münchens Nackte, heute Symbol für Weltoffenheit und Toleranz, wurden 1982 in Toleranzzonen verbannt. Als ich mit 20 zum Studieren kam, waren sie bereits weitgehend aus ihrem Englischen Garten Eden vertrieben, haben sich in den Grüngürtel verzogen. In den meisten westlichen Ländern wird FKK heute geduldet, solange sich niemand belästigt fühlt.
Naturisten meiden Drogen und Fleisch, die Freikörperkultur eignet sich wohl besser zur Entgiftung als ein Glaube, der aus Wasser Wein macht und regelmässig den Leib eines Verstorbenen isst.
Der legendäre Penis-Mann, der grundsätzlich Front Row seinen Fleischpenis Richtung Laufsteg ausrichtet und den Fussgängern seine zwei glänzenden Intimpiercings präsentiert, macht den Ruf der Nackten nicht besser. Vielleicht versucht er aber auch nur, mit seinem Chirurgenstahl die Gaffer zu blenden. Leute! Wir sind nicht am «Schweinestrand» in Cap d’Agde, wo Hedonisten, Libertine und Exhibitionisten unter Beifall im Sand vögeln und im kniehohen Wasser Blowjobs vorführen. Wer unbedingt Primaten bespannen will, der Münchner Tierpark ist drei Minuten entfernt, und die Affen haben ihr Fell nicht an die Evolution verloren (nur ihre Freiheit).
Paradoxerweise hat die Freikörperkultur einen Anteil an unserem verstörten Körpergefühl. Es ging zwar bereits in der Antike los, als das männliche Body-Mass-Ideal in Stein gemeisselt wurde, das heute Bodybuilder geisselt. Und Frauen wissen seit 3000 Jahren, wie sie auszusehen haben. Aber der Zwang zur Selbstoptimierung kam verstärkt in den Anfangsjahren der FKK-Bewegung.
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Heute ziehen Frauen sich unter Krämpfen und «Du bist so mutig!»-Zusprüchen aus, um sich mit beknackten Aktionen namens «Fat Acceptance» und «Body Neutrality» gegenseitig die Geister der Vergangenheit auszutreiben.
Seit sie sich raustraut, wird der Nacktheit pauschal «Erregung öffentlichen Ärgernisses» unterstellt, selbst wenn sie noch so harmlos daherschlendert. Nie erschien das so verlogen wie heute.
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Aber weibliche Nippel, primäre Geschlechtsorgane und sowieso Körper jenseits verklärter medialer und kommerzieller Kontexte? Unästhetisch, unanständig, unhygienisch, einfach nicht abstrakt genug.
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Was immer in diesen Köpfen vor sich geht. Freud nannte das Projektion, Nietzsche widernatürliche Pseudomoral. Kommt drüber weg.
Mein Mann liess sich nicht überzeugen, das ewige Schattendasein seiner Kronjuwelen zu beenden, dafür hat er mich fürsorglich gefragt, ob ich einen Pfefferspray mitnehme. Ich kann ihn beruhigen. Der Gewöhnungseffekt von Nacktheit stellt sich schnell ein. Wissenschafter, Kriminalstatistiken und zehn von zehn Gynäkologen bestätigen das.
Die Minderwertigkeitskomplexe von Frauen haben einfach einen höheren Marktwert, nachdem sie jahrhundertelang kultiviert wurden. Dabei strahlt niemand grösseren Seelenfrieden aus als ältere Menschen, denen längst egal ist, dass sie aussehen wie alte Kartoffeln.
FKK ist heute ein Randphänomen, wohl bald Geschichte,...
BOeinNackter hat geschrieben:.... hält sich bei zu vielen Naturisten eine völlig unreflektierte Sammlung von Gepflogenheiten, die angeblich schon immer so galten, zumindest, soweit man sich erinnern kann.
BOeinNackter hat geschrieben:Leider haben Vereine und Verbände auch in jüngerer Zeit nichts für mehr offene Auseinandersetzungen getan. Es wird Zeit, damit zu beginnen.
Bummler hat geschrieben:Ein interessanter Artikel, wenn auch pessimistisch gefärbt.
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Nun ja, zum Schluß ist man eher traurig als hoffnungsvoll.
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