@ Campingliesel
Deine Kritik an Aria geht fehl. Sie hat nicht grundsätzlich die Kleistädter als rückständig beschrieben, wollte dieses wohl auch nicht. Sie hat lediglich von ihrer persönlichen Erfahrung gesprochen.
Das Fallen von dem einen Extrem ins andere ist durchaus normal und hier kannst du Aria auch keinen Vorwurf daraus machen. Ich finde es beachtlich, mutig und anerkennenswert, wie Aria dieses hier darstellt. Jetzt habe ich den Eindruck, dass Aria ihre eigene Haltung hinterfragt und dann zu einer Entscheidung kommt, wie sie ihr Leben organisieren möchte. Das kann zwar noch etwas dauern, aber lassen wir ihr doch die Zeit.
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich jedoch sagen, dass Aria mit ihrem persönlichen Entwicklungshintergrund keine Ausnahme bildet. Schon im Studium hatte ich dieses mit einem Kommilitonen erlebt, der mich ständig angriff. Ich konnte mir damals keinen Reim daraus machen, was die Ursache hierfür war. Erst drei/vier Jahre nach Abschluss unseres Studiums nannte mir dieser Kommilitone den Grund für sein Verhalten mit gegenüber. Er kam aus einer ähnlichen Erziehungssituation, wie Aria sie erleben musste.
@ Zett
Wie wäre es mit einem genussvollen Joggen bei Regen??? Für die meisten nicht vorstellbar. Ist halt nur das Natürlichste, was es gibt, deshalb hat auch keiner mehr Zugang zu so etwas.
Die Aussage von Campingliesel
Mit dem Tip, mal nackt durch den Regen zu tanzen, meinte er, einfach mal was ungewöhnliches zu machen, ohne einen bestimmten Zweck damit zu verbinden. Nur um zu spüren, wie sich das anfühlt.
reicht.
@ Aria
In dem Wörtchen „brav“ steckt eine (negative) Wertung. Was veranlasst dich zu der Annahme, dass jemand, der Gesetze und Gebote befolgt, sie zuvor nicht hinterfragt, für gut befunden und verinnerlicht hat?
Das Wort "brav" findest du immer in einem Zusammenhang mit einer Fremdbestimmung. Brav bist du, wenn du Erwartungen anderer Personen erfüllst. Die Bravheit als solches lässt dem Braven keinen Spielraum für eigene Entscheidungen. Denn er ist nur solange brav, wie er die Erwartungen an ihn erfüllt.
Du irrst, wenn du denkst, ich hätte diese Phase der Verinnerlichung noch nicht abgeschlossen. Was natürlich nicht heißt, dass kleine Veränderungen in meinem Denkgebäude nicht mehr möglich wären – man lernt immer noch was dazu.
Nun, bislang hatte ich nicht den Eindruck. Ich sehe jetzt aber eine Veränderung.
Ach, ggf. muss ich einen Irrtum bereinigen. Für mich heißt, Lerninhalte nicht hinterfragt zu haben, nicht unreif zu sein. Unreife, Unselbständigkeit sind andere Begriffe mit anderen Begriffsinhalten. Zumindest für mich.
Eule hat geschrieben:Bei einer Freundin von mir, genauso alt wie ich es bin, habe ich gesehen, was mit einem Menschen passiert, der sich aus solch einer behindernden konservativen Erziehung nicht hat befreien können ...
Das kenne ich auch. Darauf angesprochen, kommt von meinen daheim gebliebenen Freunden die Standardantwort bzw. Vorwurf: „Du hast es einfach in München, aber ich muss hier leben." Das trifft natürlich zu: Die soziale Kontrolle ist auf dem Land wesentlich stärker und bei Übertretung der ungeschriebenen Regeln sind die Konsequenzen erbarmungslos.
Nein, ich meine es anders. Du beschreibst den Unwillen, etwas ändern zu wollen, weil man ja in Konflikt mit der Nachbarschaft/Familie kommen könnte. Das kenne ich auch. Bei dieser meiner Freundin ist es ein gefesselt sein, an die Lerninhalte, die sie von der sehr prägenden Großmutter erhielt. Sie kann sich aus dieser Fesselung nicht befreien, selbst wenn sie ins andere Extrem übersprang. Und der Zustand, sich aus dieser Fessel befreien zu wollen aber es nicht zu können, zerreißt sie.
Eule hat geschrieben:Das ist die Haltung des braven Menschens, der sein Handeln nicht hinterfragt und ein anderes Verhalten nicht dulden kann, da er sich dann einer Entscheidung stellen muss. Diesen Bürger bezeichne ich als einen "braven und unfreien Bürger". Weiter zeichnet dieser sich durch eine ausgesprochene Intoleranz aus.
Natürlich gibt diese Menschen. Und die treibende Kraft hinter dieser Haltung ist oft der Neid, dass jemand sich etwas erlaubt, was er sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht erlauben kann. Oder: Was ich nicht haben kann, soll ein anderer auch nicht haben.
Also, ich weiß es nicht. Ja, es gibt diesen Neid. Ein bösartiges Handeln aus einem Neid heraus. Aber oft scheint es nur so. Wenn man diesen Neid hinterfragt, dann öffnen sich ganz andere Dimensionen. So z. B. die Übertragung der eigenen Angst. Und wir leben immer noch in einer Welt, in der die Angst tief in den Menschen verwurzelt ist. Trotz unserer Modernität, trotz unseres Wissens und trotz der großen Schutzmechanismen, über die wir heute verfügen können, die Angst ist immer noch sehr, sehr mächtig.
@ BOeinNackter
Ich suche nur noch den effizientesten Weg nach draussen.
Auch wenn Zett es nicht gerne hört, es gibt nicht
den effizientesten Weg nach draußen. Es gibt stets mehrere hiervon.