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Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von tommy08 » Di 5. Sep 2017, 17:42

Campingliesel hat geschrieben:Zu Nr. 1 muß ich aber sagen, daß du da einen großen Sprung machst. Zwischen 68 und Ende der 80er sind ja schon 20 Jahre gewesen, wo viele Jugendliche keine Probleme mit der FKK hatten.


Im Westen begann das (vermute ich mal) in den 1968er Jahren (Hippies, Studentenrevolte, größere Freizügigkeit), in der DDR einige Jahre später. Wie ich mich erinnere, dauerte es immer etwas, bis sich neue West-Trends bei uns auch etablierten. Darum waren wohl im Westen eher die Siebziger die freieste Zeit in Bezug auf FKK, in der DDR eher die Achtziger. Natürlich hat es FKK in Ost und West schon lange vorher gegeben, aber die Höhepunkte in der Anzahl von FKK-Fans waren wohl diese Jahre.

 
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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von Campingliesel » Di 5. Sep 2017, 20:11

tommy08 hat geschrieben:
Campingliesel hat geschrieben:Zu Nr. 1 muß ich aber sagen, daß du da einen großen Sprung machst. Zwischen 68 und Ende der 80er sind ja schon 20 Jahre gewesen, wo viele Jugendliche keine Probleme mit der FKK hatten.


Im Westen begann das (vermute ich mal) in den 1968er Jahren (Hippies, Studentenrevolte, größere Freizügigkeit), in der DDR einige Jahre später. Wie ich mich erinnere, dauerte es immer etwas, bis sich neue West-Trends bei uns auch etablierten. Darum waren wohl im Westen eher die Siebziger die freieste Zeit in Bezug auf FKK, in der DDR eher die Achtziger. Natürlich hat es FKK in Ost und West schon lange vorher gegeben, aber die Höhepunkte in der Anzahl von FKK-Fans waren wohl diese Jahre.


Das kann schon sein, daß das in DDR etwas hinterherhinkte, aber die 68er hatten nicht unbedingt was mit FKK zu tun. Die größere Freiheit hatte da mehr mit der sexuellen Freiheit zu tun, was durch die Pille möglich wurde. Daß da einige Leute auch ungeniert nackt waren, z.b. auf dem berühmten Woodstock-Festival, hatte wenig mit der FKK zu tun, sondern weil sie einfach demonstrativ alle alten Zöpfe abstreifen wollten, besonders eben im sexuellen Bereich. Auf FKK-Plätzen und Campingplätzen war von dieser Revolte wenig zu merken. An der Einstellung der Jugendlichen in den 70er und 80er Jahren merkte man FKK-mäßig gar nichts. Vor allem interessierte diese Jugendlichen die 68er Revolten schon gar nicht mehr. Die Studenten, die diese Bewegung hauptsächlich gestalteten, waren da schon längst nicht mehr so aktiv. Außerdem wie gesagt, es waren hauptsächlich Studenten und die waren auch meist nur in Großstädten aktiv. Auf dem Land bekam man das höchstens auch nur im Fernsehen mit.

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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von HTJ » Di 19. Okt 2021, 14:09

Aria hat geschrieben:In der heutigen Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel mit dem Titel: „Die neuen Prüden“. Darin versucht die Autorin Susan Vahabzadeh herauszufinden, warum sich die Jugend am Strand nicht mehr nackt ausziehen mag. Sie betrachtet mehrere mögliche Ursachen, doch am Ende ist sie mit dem Sozialpädagogen Sebastian Kempf der Meinung, dass dafür die Angst verantwortlich ist, nicht dem derzeit geltenden Ideal zu entsprechen.


Um keinen neuen Thread zu eröffnen, hänge ich meinen Beitrag mal hier dran. Anlass ist die Fernsehfilm "Toni, männlich, Hebamme"

https://www.ardmediathek.de/video/toni-maennlich-hebamme/toni-maennlich-hebamme-nestflucht/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3RvbmkgbWFlbm5saWNoIGhlYmFtbWUvMTk5ZGY1MzgtNzcyMy00NzljLThlYjEtMmFlN2M1MjQ3NDRj/

Hier ist eine Nacktbadeszene zu sehen. Nein, ich möchte nicht alle Nacktszenen aus allen Filmen hier aufführen. Aber diese Szene in diesen Film zeigt ganz genau den heutigen Zeitgeist in Sachen Nacktheit. Die eine Frau sagt: Ich bin fürs Nacktbaden. Die andere Frau diskutiert mit dem Mann: "Ich habe doch Schwangerschaftsstreifen, die andere hat doch einen makellosen Körper", ehe sie sich dann überreden lässt. Auch wenn die Filmhandlung sonst eher eine "Räuberpistole" war, bei dieser Szene kann man nur sagen: Hut ab vor dem Drehbuchautor.
Hier zeigt sich ganz deutlich die Einstellung der heutigen Gesellschaft: Man muß einen makellosen Körper haben, um sich nackt zu zeigen. Vom Verstand ist es zwar Unsinn, hat man diese Makel erst wenn man nackt ist und vorher nicht??? Aber Nacktheit ist eben zu einer Ware geworden, diese hat gefälligst makellos zu sein.

 
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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von Campingliesel » Di 19. Okt 2021, 17:40

@ HTJ

Ja, das ist sicherlich auch ein Grund. Die Ansprüche sind heute total hochgeschraubt, Sowohl bei Lebensmittel, wie auch fast allen anderen Dingen. Wegen jeder KLeinigkeit wird reklamiert und umgetauscht.
Dabei vergißt man völlig, daß eben niemand wirklich perfekt ist. Und auch gar nicht sein muß. Und bei der FKK noch weniger. Das sollte man den Leuten mal klarmachen.

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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von Aria » Di 19. Okt 2021, 20:26

HTJ hat geschrieben:Hier zeigt sich ganz deutlich die Einstellung der heutigen Gesellschaft: Man muß einen makellosen Körper haben, um sich nackt zu zeigen.
Das ist nicht neu, denn am Anfang der FKK-Bewegung und bis in die 1920er Jahre hinein herrschte genau der gleiche Zwang – hier ein Zitat aus Spektrum der Wissenschaft, das ich schon am Mi 29. Sep 2021, 19:37 in einem anderen Thread gebracht habe:

Auch die FKK-Bewegung wollte die Gesellschaft verändern – ebenfalls durch das Ideal der Selbstreform. Den Anhängern ging es dabei zunächst einmal um Unabhängigkeit. Ihr Ansatz lautete: »Durch Nacktgymnastik und Ernährung ließe sich der eigene Körper umgestalten. Der Mensch war nun selbst verantwortlich für seine Physis und Gesunderhaltung«, erklärt Möhring. Aus heutiger Sicht ist diese Überzeugung irritierend. Nicht jeder kann uneingeschränkt seinen Körper verändern. Dennoch waren die Menschen begeistert, allerdings aus einem anderen Grund: »Dieser Idee wohnte ein Gleichheitsversprechen inne. Jeder könne gesund und schön sein«, fasst die Kulturhistorikerin das damalige Weltbild zusammen.
(…)
Die neue Idee einer Eigenverantwortung führte dazu, dass man Menschen, deren Körper nicht dem Ideal entsprachen, äußerliche Defizite als selbst verschuldet anlastete. Geschämt wurde sich fortan nicht mehr für den nackten, sondern für den untrainierten Leib, wie es Maja Rade an der Universität Wien und Simon Graf von der Zürcher Hochschule der Künste herausarbeiteten.


Die in diesem Zitat erwähnte Maja Rade hat eine Diplomarbeit geschrieben, aus der ich hier zitiere:

Nachdem blasse beziehungsweise bleiche Haut in Zusammenhang mit schlechten Arbeitsbedingungen gebracht werden konnte, wurde die vornehme Blässe, die ehemals als Privileg der gehobenen Schicht galt, die nicht an der frischen Luft arbeiten musste, durch das Schönheitsideal des durchtrainierten und braungebrannten Körpers der lebensreformerischen Subkultur abgelöst und avancierte zur neuen Mode.
Dieses neue Schönheitsideal konnte nur durch sportliche Betätigung und Körperkultur, das heißt im Sinne der FreikörperkulturanhängerInnen durch sportliche Betätigung und das Baden im freien Wasser sowie im Licht-, Luft- und Sonnenbad, erreicht werden. Schlanksein, gebräunte Haut und ein schöner Körper waren nicht nur von jedermann/frau erreichbar sondern lagen in der Eigenverantwortung des Individuums; dies führte dazu, dass Körper, die dem geforderten Ideal nicht entsprachen, als selbstverschuldet galten und ihre „BesitzerInnen“ als willensschwach stigmatisiert wurden.
In dieser Argumentation erfährt auch der Schambegriff eine diskursive Umdeutung. Scham wird nun nicht mehr ausgelöst durch eine sexualisierte Nacktheit, sondern durch einen entblößten Körper, der der ästhetischen Norm nicht entspricht. Dieses Verschieben der Tabuzonen ist, in den Worten Foucaults, nicht mehr eine repressive gesellschaftlich Kontrolle des Körpers sondern eine stimulierende: „Entkleide Dich … aber sei schlank, schön, gebräunt!“.

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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von hajo » Di 19. Okt 2021, 22:13

HTJ hat geschrieben:Hier zeigt sich ganz deutlich die Einstellung der heutigen Gesellschaft: Man muß einen makellosen Körper haben, um sich nackt zu zeigen. Aber Nacktheit ist eben zu einer Ware geworden, diese hat gefälligst makellos zu sein.

Vier Aspekte hast du da angesprochen:

1. Den makellosen Körper. Bei uns mit Ende 59 und Anfang 70...?
2. Die "Gesellschaft"
3. Sich nackt zeigen
4. Nacktheit als Ware

Nun weiß ich nicht, warum Menschen sich nackt machen. Wir ziehen uns nicht an, weil wir uns so besser, wohler fühlen.
Uns(!) ist "die Gesellschaft" als Abstraktum egal. Wir hatten immer und haben nach wie vor wirklich nette, liebe, oft nackte (nicht makellose) Mitmenschen um uns herum. Gesellig.
Wir zeigen uns nicht nackt, man kann uns sehen, falls man hinsieht.
Verkauft haben wir unsere Nacktheit nie. Dennoch WAREn wir oft nackt. Unter Leuten ;)


Mag sein, dass dies alles Belege sind, die unsere Zugehörigkeit zur "heutigen Gesellschaft" in Zweifel ziehen lassen.
Sei's drum.

 
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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von Campingliesel » Di 19. Okt 2021, 22:18

@ Aria:

In der damaligen Zeit mag das ja als ein Schönheitsideal gegolten haben, weil man eben ansonsten blaß, dicklich, unbeweglich, unsportlich oder abgearbeitet, falsch und schlecht ernährt usw war. - eben alles andere, nur nicht schön.
Es ging dabei aber mehr um die Gesundheit. Und ein gesunder Körper ist eben auch schöner.

Heute dreht sich aber bei der Schönheit fast alles nur um den sexuellen Aspekt. Was schön ist, ist auch sexy. Da genügt es nicht mehr, einfach nur schlank und gesund zu sein. Man muß auch noch dem Sex-Appeal entsprechen und das auch ausstrahlen. Und noch schlimmer: Was nicht paßt, wird eben passend gemacht. Da wird operiert und mit Botox aufgebläht, Brüste vergrößert, wenn sie zu klein geraten sind ......und........ und. Und zu guter Letzt auch noch an den Schamlippen herumoperiert und natürlich auch die Schamhaare gestylt und an diesen Stellen auch noch Piercings angebracht. Und was den Leuten in den USA sonst noch so alles einfällt.

Und ich meine, daß man das wohl nicht mehr mit den damaligen Schönheitsaspekten vergleichen kann.

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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von ynda » Mi 20. Okt 2021, 01:54

Campingliesel hat geschrieben:Und ich meine, daß man das wohl nicht mehr mit den damaligen Schönheitsaspekten vergleichen kann.

Was immer von all den Sachen damals schon angesagt und möglich war, wurde auch gemacht. Mit den gleichen
Zielen und Hintergedanken wie heute; wenn man es sich leisten konnte!
Schon immer und überall!

Ähem, bevor ich es vergess: Ist nur meine ganz persönliche Einschätzung, bitte nicht namentlich drauf eingehen!

 
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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von Campingliesel » Mi 20. Okt 2021, 16:12

ynda hat geschrieben:
Campingliesel hat geschrieben:Und ich meine, daß man das wohl nicht mehr mit den damaligen Schönheitsaspekten vergleichen kann.

Was immer von all den Sachen damals schon angesagt und möglich war, wurde auch gemacht. Mit den gleichen
Zielen und Hintergedanken wie heute; wenn man es sich leisten konnte!
Schon immer und überall!

Ähem, bevor ich es vergess: Ist nur meine ganz persönliche Einschätzung, bitte nicht namentlich drauf eingehen!


Natürlich wurde es gemacht, aber eben nicht bei der FKK und nicht von FKKlern!
Die FKKler haben sich davon immer bewußt distanziert - außer eben in den letzten 30 Jahren, wo viele eben auch das gedankenlos konsumieren.

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Re: Südeutsche Zeitung: Die neuen Prüden

Beitrag von ynda » Mi 20. Okt 2021, 17:22

Campingliesel hat geschrieben:Natürlich wurde es gemacht, aber eben nicht bei der FKK und nicht von FKKlern!
Die FKKler haben sich davon immer bewußt distanziert - außer eben in den letzten 30 Jahren, wo viele eben auch das gedankenlos konsumieren.

Würdest du für diese Aussage deine rechte Hand ins Feuer legen??? ;)
Ich wär da vorsichtig, FKKler sind auch nur Menschen, keine kleinen Halbgötter, wie du manchmal leicht unterschwellig
glauben machen möchtest ;) :)

Nur so meine Meinung, kein Argument oder so was!

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