von BOeinNackter » Fr 19. Jul 2019, 23:06
Es gibt tatsächlich eine große Vielfalt von Möglichkeiten, warum Menschen sich gern zeigen. Das absurde Gegenteil dieser Haltung habe ich erlebt, als in einem Forum jemand erklärte, dass man sein Intimpiercing einfach zu ignorieren habe, weil das niemanden etwas anginge. Für mich war das einfach eine Umkehrung des Grundes, Schmuck zu tragen. Ist Schmuck nicht dazu da, gesehen zu werden? Ähnlich ist es auch mit der angeblichen Regel, dass sich Naturisten immer nur in die Augen schauen. Hoffentlich nicht zu tief. Wir sollten ein wenig aufpassen, dass wir uns nicht lächerlich machen.
Ich finde die Idee, sich gegenseitig nackt zu zeichnen oder zu malen, eine gute Möglichkeiten, das aufmerksame hinsehen einzuüben. Ich kann doch nicht nackt herum laufen und fordern, dass alle die Augen schließen oder wenigstens den Blick senken, zum Boden.
Wenn es richtig ist, dass wir nackt lernen können, dass wir uns für kein Teil unseres Körpers schämen müssen und wir deshalb nichts verbergen müssen, bedeutet das für mich, dass wir uns mit Stolz zeigen können. Das kann auf der Bühne sein, bei einer Wanderung, vor einer Kamera, bei einer Performance in der Fußgängerzone, bei einer Demo oder bei der Arbeit im Garten. Wir dürfen gleichzeitig erwarten, dass niemand dieses Zeigen als unanständig ablehnt und es als Angebot zur sexuellen Annäherung missversteht.
Manchmal hat Nacktheit dabei eine Funktion, ist aufregend, provozierend, inspirierend, politisch wirksam und was es noch so gibt. Ich finde das grundsätzlich nicht falsch. Es kann natürlich mal sein, dass Nacktheit in irgend einer Zukunft manche dieser Funktionen nicht mehr hat, weil es zu normal ist. Manche behaupten, es sei schon so und man solle endlich damit aufhören. Solange Gegner der Nacktheit so etwas behaupten, sind wir noch lange nicht so weit.