Zett hat geschrieben:@Waldkauz
Du sagst, beim Sonntag früh 7 Uhr Nagel einschlagenden Nachbarn braucht man viel Toleranz, beim dunkelhäutigen Nachbarn nicht (weil die Hautfarbe völlig egal ist), beim Nacktbader braucht man Toleranz (weil es als Zumutung empfunden wird) und beim öffentlichen Onanieren machst Du die Grenze fest an der Lautstärke, die dabei entsteht.
Da muss ich Dir aber sagen, dass sind Deine persönlichen subjektiven Festlegungen, die man auch völlig anders sehen kann:
Ab 7 Uhr darf in Deutschland jeder seinen Dübel in die Wand schlagen, weil die Nachtruhe vorbei ist (bei Sonntag bin ich mir nicht ganz sicher), also braucht man dazu keine Toleranz, sondern nur Wissen über die Rechtslage und etwas Einsicht, dass der Nachbar einfach das Recht dazu hat.
Da hast du mich falsch verstanden:
Einen Dübel schlägt man nicht in die Wand, sondern da muß man bohren. Das macht einen Heidenlärm - im ganzen Haus. Das ist sonntags verboten, und zwar den ganzen Tag. Ich habe hier aber nicht auf die Rechtslage rekurriert, sondern auf die gegenseitige Rücksichtnahme. Würde er damit bis 11 Uhr warten, wäre es immer noch verboten, aber weniger rücksichtslos. Andererseits könnte man es als rücksichtsloser betrachten, an einem Brückentag wie heute morgens um 7 mit dem Bohren oder Motorsägen zu beginnen (obwohl erlaubt).
Zett hat geschrieben:Beim dunkelhäutigen Nachbarn ist man sicherlich ein Rassist, wenn man den nicht mag.
Nur dann wenn man ihn
wegen seiner Hautfarbe nicht mag. Natürlich kann man mit jeder Hautfarbe ein Arschloch sein.
Zett hat geschrieben:Nacktsein ist eine Zumutung? Warum ist nacktsein eine Zumutung, dunkelhäutig sein aber nicht?
Schon wieder falsch verstanden. Ich hatte geschrieben, daß manche das als Zumutung empfinden, wir aber nicht. Vielmehr sind wir der Meinung, daß der Anblick eines nackten Menschen genausowenig eine Zumutung ist wie der eines angezogenen, und wünschen uns von anderen, daß sie diese Ansicht teilen (= Akzeptanz).
Sollte das aber nicht der Fall sein, also der Anblick nackter Menschen dennoch als Zumutung empfunden werden, erwarten wir zumindest Toleranz (= Duldsamkeit), d. h. daß sie uns dann wenigstens „ertragen“.
Zett hat geschrieben:Beides ist natürlich. Könnte man auch Nackt-Rassismus nennen, wenn man allein aufgrund der Nacktheit abgelehnt oder bekämpft wird. Und weil es so "üblich" ist, an der Stelle nicht nackt zu sein, ist genau so ein Argument, wie wenn man die Apartheit verteidigt, indem man sagt, dass es nicht "üblich" ist, dass der Dunkelhäutige mit der Bahn fahren darf und auch das und das nicht darf.
Volle Zustimmung.
Zett hat geschrieben:Wenn man neben sich welche hat, die onanieren, braucht man keine Toleranz?
Wenn es einen stört, braucht man Toleranz, wenn es einen nicht stört, nicht. Natürlich kann man der Ansicht sein, daß man das nicht tolerieren sollte. Da sollten wir auch nicht versuchen, einen Konsens zu finden, sondern uns gegenseitig unsere unterschiedlichen Meinungen gönnen (= Toleranz).
Zett hat geschrieben:Ich persönlich würde das am Maß der Provokation und an der Einbeziehung der Anwesenden festmachen.
Wiederum volle Zustimmung. Es ist schon ein Unterschied, ob einem etwas aufgedrängt wird oder man zufällig Zeuge einer Handlung wird. Auf unsere sexuellen Beispiele bezogen: Wenn man beim Abendspaziergang zufällig durch ein geöffnetes Fenster (oder eines ohne Vorhänge) eines Paares in intimer Umarmung ansichtig wird, ist das etwas anderes, als wenn sie es auf der Terrasse treiben.
Unsere Anschauungen unterscheiden sich dadurch, daß ich den beiden auch im zweiten Fall ihre Freude gönnen und weder die Polizei noch den Revierförster rufen würde.