Bei dem Versuch, sich vom Elternhaus loszulösen, ist eine ablehnende Haltung gegenüber den Eltern hilfreich. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen: Es gibt Söhne, die noch mit 35 Jahren bei den Eltern wohnen und sich deren häuslichem Regime beugen müssen. Eine Rebellion findet da nicht statt oder nur heimlich im Internet.Eule hat geschrieben:Dieses hätte ich früher auch so gesagt, bin mir heute jedoch nicht mehr sicher, ob man dieses so pauschal sagen darf und kann.Aria hat geschrieben:Kinder wollen nicht so sein, wie ihre Eltern.
Das Bürgertum bezeichnet sich selbst nicht als bieder, sondern als Mitte und Stütze der Gesellschaft bzw. des Staates. Auch ist das Bürgertum offener für neue Ideen als die Arbeiterschaft, die in der Regel weniger gebildet ist und gern nur das macht, was sie kennt: Ihr sind Veränderungen, die direkt nichts mit ihrer Existenz zu tun haben, suspekt. Deswegen konnten sie auch kaum was mit freier Liebe und Nacktbaden anfangen.Eule hat geschrieben:Die Sexualität, die Nacktheit der 68'ger verbunden mit der Forderung der freien Liebe war ein probates Mittel, diesen Protest auszudrücken und das biedere Bürgertum zu verschrecken. Es ist ein deutsches Trauerspiel, dass es den Studenten nicht gelingt, die Bevölkerung mit ihren Gedanken zu erreichen und diese mitzunehmen.
Das habe ich auch nicht gesagt. Sondern: Er hat die damals noch diffuse Stimmung aufgegriffen und ihr mit seiner Parole von der „geistig-moralischen Wende“ eine Richtung und eine Stimme gegeben. Er hat damit jene gestärkt, die gegen den Geist der 68-er argumentativ nichts ausrichten konnten – 4 Jahre später war er Bundekanzler, auch weil die Arbeiterschaft sich von der SPD abwandte.Eule hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, dass du den Begriff der moralischen Wende von Helmut Kohl zu verengt siehst. Natürlich, Kohl war ein konservativer Politiker, der eine Ordnung wieder herstellen wollte, weil sich die 68'ger als anarchisch darstellten. Er hast aber nicht das Ziel gehabt, die alte Ordnung der 1950-ger Jahre wieder herzustellen.
Nein: Die Grünen kamen in den Bundestag, auch weil ihre Galionsfiguren Petra Kelly und Otto Schily, ehemaliger RAF-Anwalt, nicht als Bürgerschreck wahrgenommen wurden – sie wurden vom braven Bürgertum gewählt, nicht von der Arbeiterschaft.Eule hat geschrieben:Es sollte eine Wende im moralischen Verständnis erreicht werden und dieses in dem Sinne, dass ein jeder einzelne Bürger Verantwortung für sich und das Gemeinwesen übernehmen müsse. Dem stand das Verständnis der lustbetonten 68'ger Anarchie gegenüber, die statt Verantwortung der Lust freien Raum geben wollten.
Ja, aber dies erst, nachdem sie medial ausgebremst worden war – siehe hier.Eule hat geschrieben:Ulrike Meinhof wollte die sozialen Verkrustungen aufbrechen und dieses notfalls mit Gewalt.
Ja, es war gelungen, die Nacktheit vom „Makel“ der Sexualität zu befreien.Eule hat geschrieben:Bezogen auf unser Thema stellt sich die Frage, welche Auswirkungen hier zu erkennen sind. Der Ruf nach der "freien Liebe" führte zu einem Nudismus, der keinerlei sexuelle Ausprägung beinhaltete.
Natürlich, weil die FKK-Vereine befürchteten, ihre mit großem Einsatz gebauten und mit Thuja-Hecken bewehrten Enklaven der Prüderie, würden nutzlos, wenn jeder an jedem beliebigen Gewässer nackt herumlaufen dürfte.Eule hat geschrieben:Der DFK hat die sog. freien FKK'ler als moralisch nicht integer abgelehnt und befürchtete so in ein schlechtes Licht gesetzt zu werden.
Sie lief aus, weil auch „Revolutionäre“ Familie gründen wollten und infolgedessen „bürgerlich“ wurden. Es gibt keine permanente Revolution, und wenn doch, dann nur für jene, die keine Familie und damit nichts anderes zu tun haben.Eule hat geschrieben:Als die Well der Modernität sich in eine relative Normalität wandelte, verlor diese Welle ihren Reitz. Sie lief einfach aus.
Dieses Argument kann man auch umkehren: Warum sollten 68-er „ein Verhalten ihrer Eltern übernehmen und verteidigen, wenn diesem Verhalten kein innerer Wert zugeordnet wurde.“Eule hat geschrieben:Warum sollen die Kinder der 68'ger und der Teilnehmer an der nudistischen Welle ein Verhalten ihrer Eltern übernehmen und verteidigen, wenn diesem Verhalten kein innerer Wert zugeordnet wurde.
Tatsache ist, dass jede neue Generation ihr eigenes Ding machte und macht. Was dieses Ding ausmacht bzw. auf welchem Gebiet es geschieht, hängt von den jeweiligen Umständen ab: Es ist nicht vorhersehbar.
Das hängt davon ab, um welche FKK es sich handelt. Die Vereins-FKK ist verkrustet, lebt gedanklich und tatsächlich noch immer in den 1970er Jahren, in denen freie FKK, wie gesagt, verpönt war. Jeder Versuch, sich der Jugend zu öffnen, wird oft innerbetrieblich bekämpft, was zu zaghaften bis untauglichen Werbeaktionen führt.Eule hat geschrieben:Welche Freiheit vermittelt die FKK?
Ja, weil dieses moralische Überlegenheitsgefühl ein falsches ist: Im Grunde denken hardcore FKK-ler immer noch, ihre Nacktheit gehöre sich nicht – wäre dem anders, würden sie sich nicht abgrenzen und CO bekämpfen.Eule hat geschrieben:Nur ein moralisches Überlegenheitsgefühl den Textilern gegenüber vermag nicht sinnstiftend zu sein.
Die Jugend von heute ist nicht anders als es die gestrige Jugend war. Sie wendet sich immer Themen zu, die für sie wichtig sind: In den 1960er ging es gegen Vietnamkrieg und die überkommende Moral, in den 1970er gegen Atomkraft, in den 1980er gegen Waldsterben und den NATO-Doppelbeschluss, in den 1990er gegen Rassismus (Lichterketten!) und in den 2000er gegen Kriege in Afghanistan, Irak, gegen Islamismus und Terrorismus und für die Demokratisierung in den arabischen Ländern, und verstärkt wieder für die Umwelt; Einsatz für die Umwelt ist wohl ein Dauerthema der Jugend, das aber vergessen wird, sobald man in Arbeitsleben tritt, Familie gründet und damit andere Sorgen hat. So habe ich gerade gelesen, dass wir im Jahr 2018 mehr als 20 % mehr Verpackungsmüll verbrauchten als noch 2010.Eule hat geschrieben:Insbesondere die Jugend von Heute ist nach der Frage eines Sinnes für das gesellschaftliche Handeln.
Nein, wir müssen nichts anbieten, denn die Jugend macht ihr eigenes Ding, und zwar möglichst solches, das diametral zu dem der „Alten“ steht. Denn die Jugend (15- bis 35-jährige) will unter sich bleiben: Das war in den 1960/70er so, und es ist auch heute nicht anders.Eule hat geschrieben:Zusammenfassend bedeutet es für mich, wir müssen der heutigen Jugend und ihren Eltern einen Sinn anbieten, welcher innhalb der FKK und/oder des Nudismusses zu finden ist. Gelingt uns diese sinnerklärende bzw. -stiftende Begründung nicht, dann verbleibt die FKK und der Nudismus in seiner altbackenen Begründung gefangen.