von FNW ♫ » Mo 18. Apr 2022, 10:20
Lieber Ulrich et al.,
es ist naheliegend, diese Petition zu unterstützen, wir tun es trotz allem nicht.
Gerne möchten wir das begründen:
1. Eine Petition ist eine Bitte.
Als Bittender anerkenne ich zunächst das, wogegen ich aufstehen will, als rechtmäßig und gegeben!!
Auch unterwerfe ich mich einer (für meine Bedürfnisse legitimen?) Autorität. Es ist also eine Unterwerfungsgeste mit offenem Ausgang:
In Zeiten wie diesen, wo jede Form der Opposition - etwa im aktuellen Krieg - mit totaler Vernichtung bedroht ist, keine gute Idee: Die martialische Machtausübung wird sehr gerne von allen möglichen Leuten imitiert, Macht ist geil. Macht wird ausgeübt, anstatt auf sie zu verzichten.
Wir bitten also nicht ausdrücklich um einen bestehenden Zustand, ein Recht, das es bereits gibt.
Der Zustand ohne Bekleidung ist der ursprpüngliche, angeborene, mit Kultur kompatible, und damit zugleich weitgehend ortsunabhängig.
Soweit wir geltendes Recht in DE, AT, in der EU gelesen haben, gibt es kein Gesetz, das in der freien Natur eine bestimmte Bekleidungsordnung vorschriebe.
2. Wer lange redet, kann ein Ding zu Tode reden.
Was bedeutet das in dem Zusammenhang:
Etwas, das der Natur ursprünglich entspricht, aber später doch in einer öffentlichen Bitte vorgetregen wird, kann als "nicht naturgegeben" interpretiert und - aus vielerlei anderen Gründen - "demokratisch" bekämpft werden.
Eine besondere Art des "Bekämpfens" irgend welcher, von ca. 90% aller BürgerInnen als "abartig" oder zumindest fragwürdig, "unanständig", weil "sexuell" ("pornographisch", dann v.a. Kinder gefährdend) empfundener Ideen kann in der Ignoranz liegen. Diese einmal ausgelöst, wird es anschließend schwierig, gegen entsprechende Widerstände zu leben.
Widerständige Saubermänner und -frauen benützen dann gerne geltendes Recht, beschwören etwa die "Öffentliche Ordnung" oder klagen wegen "Erregung öffentlicher Ärgernis" oder berufen sich auf den "Schutz der Kinder vor Sexualdelinquenz" und dergleichen mehr.
Wer suchet, der findet: gerne auch Waffen gegen das naturgegebene Lebendige.
Frustrierte Menschen sind meistens sehr destruktiv, denn sie können Zufriedenheit nicht dulden.
3. Wer also eine formelle Petition abschickt ...
und ausreichend Unterschriften zur Disklussion in irgend einem lokalen oder staatlichen Parlament erzielt, setzt sich und das Thema damit der öffentlichen wie institutionellen Debatte aus.
Das kann Vorteile bringen, aber oft auch Nachteile:
Wird "Nacktheit in freier Natur" erst mal auf politischer Ebene diskutiert, gibt es mit Sicherheit massive Gegenstimmen, die das Ganze nachhaltig ruinieren wollen und vermutlich auch können.
Nach uns zugänglichen Infos aus 2019 sind im deutschsprachiogen Raum etwa 10% der Bevölkerung dem Naturismus gegenüber positiv eingestellt. das bedeutet, 90% können zwischen neutral und dagegen gestimmt sein. Ein schlechter Ausgangswert für Abstimmungen.
Beschlussfassungen solcher Art sind danach, falls sie gegen die eingebrachten Interessen ausgehen, ganz schwer neu zu diskutieren.
Man beachte allein im deutschsprachigen Raum auch die Zunahme der rechtslastigen und radikalsierten "demokratischen" Parteien. Von denen ist massiver Gegenwind zu erwarten, denn sie sind es, die für "Zuchtt unt Orttnunck" sorgen wollen. Scheucht sie nicht auf. Gebt ihnen kein Futter, um eigene obskure Interessen - d.h. die Schwächgung jedweder Gegner - damit durchzusetzen.
Also:
Bitte keine Petitionen, die bestehendes Recht ohne Anlass ausgerechnet von stets opportunistischen PolitikerInnen neu erflehen wollen, insbesondere dann nicht, wenn von einem 90% zu 10% Verhältnis auszugehen ist.
"Bestehendes Recht" meint auch: das Nichtvorhandensein gegenteiliger Rechtsnormen!
Öffnet lieber nicht "die Büchse der Pandora": Es kann auch Shitstorm daraus dampfen.
Herzliche Ostergrüße aus Wien!
Birgit und Volkmar