WeisserWolf hat geschrieben:Ich denke dieses Problem trifft aber das Vereinsleben generell. Oder?
Das war eines der Kernprobleme in den 1990er bis 2000er Jahren. Alle Sportvereine hatten Nachwuchsprobleme und so auch alle FKK-Vereine. Das war ein geänderter Zeitgeist in der Jugend, sich keinesfalls an irgend ein Vereinsleben zu binden. Gefördert wurde das natürlich dadurch, dass sie jetzt sehr viele vereinsungebundene Angebote wahrnehmen konnten. Da konnte man mal dies, mal das machen, immer mal woanders hingehen etc. Es war eine Art neue Freiheit ohne jede Bindung.
FKK im Verein hat bedeutet, immer nur die Angebote wahrnehmen zu können, die es gerade dort gab. FKK ohne Verein hat bedeutet, immer an dieselben Stellen zu gehen. Das war total out. Man wollte immer woanders hin und die Beweglichkeit der Jugend war eine ganz andere, als vorher in den 1960er und 1970er Jahren, u.a. auch durch die günstigen Bahntickets für Jugendliche. Ich weiß nicht mehr genau, aber soweit ich mich erinnere sind unsere Jungs für 29 DM sehr weit gereist. Entscheidend war in einer Gruppe immer, wo die anderen hinwollten. Das war dann selten ein FKK-Gelände, aber gelegentlich schon noch. Die hatten in den 1990er Jahren noch kein Problem damit, weil sie es als Kinder kennengelernt hatten. Aber es ergab sich in Gruppen halt selten, dass es gerade mit dem gewählten Ziel zusammenpasste. So wurde FKK immer unbedeutender für sie, weil eben die Prioritäten an anderer Stelle lagen und FKK nur dann noch interessant war, wenn es mit diesen anderen Prioritäten zusammengepasst hat.
Auch wenn CL immer wieder betont, wie viele Angebote für Jugendliche es auf den Plätzen gab, wo sie war, hilft das nichts. Die wollten immer wieder andere und neue Aktivitäten an immer wieder anderen Orten wahrnehmen. Das passte überhaupt nicht damit zusammen, regelmäßig an denselben Ort eines FKK-Campingplatzes zu gehen. Dann kam auch in dieser Zeit in der Jugend eine Unlust an Camping überhaupt auf. Dieser Urlaubsstil wurde als überkommen bezeichnet. Das Interesse an Camping hatte ja zwischen 1990 und 2010 deutlich nachgelassen, bevor es dann wieder stark aufwärts ging.
Campingliesel hat geschrieben:Wenn es mal "bergab" geht, dann ist das oft nicht aufzuhalten.
Das ist ein großes Folgeproblem der Entwicklung in den 1990er Jahren. Weil dann immer weniger Jugendliche auf den FKK-Campingplätzen anzutreffen waren, wollten immer weniger in der Folge noch dorthin. Das ist die Beobachtung, die CL auch beschrieb und in diesem Punkt stimmt das auch mit dem überein, was ich damals von Jugendlichen (unseren
und anderen) erzählt bekommen hatte.
Die derzeitige Aufwärtsentwicklung des Interesses an Camping kann natürlich auch ein erneutes Interesse an FKK-Campingplätzen zur Folge haben. Das wird sich zeigen. Ein Beginn in diese Richtung ist meiner Ansicht nach bereits zu beobachten. Mit entscheidend ist natürlich, dass alle diese Campingplätze jetzt Mobilhome-Angebote haben, die viele als sehr praktisch empfinden, denn man muss selbst nichts in WoWa oder WoMo und die ganze Ausstattung investieren. Solange das bezahlt werden kann, ist die Nachfrage groß (diese Angebote sind ja immer viele Monate vorher ausgebucht!). Wenn es mit der Inflation so weiter geht, wird man auch darüber wieder nachdenken. Allerdings sehe ich noch Probleme darin, einen WoWa mit E-PKW nach Südfrankreich oder an die Biskaya zu schleppen.
Aktuell sieht man an FKK-Badeseen durchaus wieder mehr junge Leute, als vor 10 Jahren. Ich bin überzeugt, dass ein gewisses Interesse da ist. Aber ein ganz großes Problem seit 10-15 Jahren ist die versteckte Fotografier-Möglichkeit mit Handys. Wen man heute unter jungen Leuten fragt, wird das als Hinderungsgrund angesehen, an freie (unbewachte) Seeufer zu gehen, vor Allem, wenn Bäume und Sträucher dort sind, wo sich einer verstecken kann. Auf dem großen, freien Wiesengelände am Stausee Pöhl hatte ich dagegen zahlreiche Jugendliche gesehen. Die haben zum Teil auch nackt Ball und Frisbee gespielt. Aber die Ost-BL sind in dieser Beziehung nach wie vor nicht mit den West-BL zu vergleichen.