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Gesundheitswahn

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Schnubbel » Mo 20. Jul 2015, 11:56

Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente
Welche Mikronährstoffe der Körper braucht

Generell gilt: Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht einfach eingenommen werden. Ein Blutbild beim Arzt gibt Aufschluss darüber, ob überhaupt ein Mangel vorliegt und eine Einnahme sinnvoll ist. Wer seinem Körper ein Zuviel an Mikronährstoffen zuführt, muss mit Nebenwirkungen rechnen.

http://www.t-online.de/lifestyle/gesund ... offen.html

Die Hinweise in dem Link decken sich mit denen, wie sie mir durch viele Ernährungsberatungen, Gespräche mit Internisten, Onkologen, Immunologen und Ökotrophologe/innen über Jahre hinweg bekannt sind.

Und doch boomt der Markt der Nahrungsergänzungsmittel. Warum ist das so?

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Di 28. Jul 2015, 11:26

Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen werden inflationär in Anspruch genommen, als wäre die Schwangerschaft eine Krankheit und nicht etwas Normales: Werdende Mütter nehmen mehr Untersuchungen in Anspruch als vorgesehen – Zitat:

Fast die Hälfte der Frauen mit normaler Schwangerschaft gab an, mehr als fünf Ultraschalluntersuchungen in Anspruch genommen zu haben - bis zu 29 Mal wurde die Bildgebung durchgeführt. Die Richtlinien sehen drei vor.

Experten fürchten, auf diese Weise werde Schwangerschaft immer mehr als etwas Krankhaftes und Behandlungswürdiges angesehen. Es schüre die Angst der Frauen vor der Geburt und somit "möglicherweise auch ihren Wunsch nach einer vermeintlich sicheren Kaiserschnitt-Entbindung"

 

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Friedjof » Di 28. Jul 2015, 15:56

Ich sehe mindestens vier mögliche Gründe für immer mehr in Anspruch genommene Vorsorgeuntersuchungen und zusätzlich "eingekaufte" Untersuchungen:

1. die Gesundheitsreform bescherte den Kassenärzten Festbeträge für wirklich jede nur ärztlich zu erbringende Leistung. Und die sind nun mal nicht so dolle. Also ließen sich die Ärzte etwas einfallen. egal, ob ich zum Hausarzt, Zahnarzt, meine Frau zum Frauenarzt oder zu irgend einem anderen Facharzt gehe: Ich kann sicher sein, dass der Arzt bzw. die Ärztin versucht, einem Staubsaugervertreter gleich, mir irgendwelche Zusatzleistungen auf Privatrechnung zu verkaufen. Beim Frauenarzt sind es die vaginale Ultraschalluntersuchung, die Hormonspiegelbestimmung oder der Glkosetoleranztest. Beim Augenarzt die Augeninnendruckmessung

Kurz und gut: Es sind rund 30 verschiedene, s.g. IGeL-Angebote, die im Einzelfall sinnvoll sein können aber keinesfalls der Regelfall ärztlicher Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen sein sollten. Was macht nun der "auf höchster Ebene") notleidende Arzt? Unter teils schlimmsten Prophezeiungen bietet er diese Untersuchungen als privat abzurechnende Zusatzleistungen an. Dem guten Gewissen zuliebe und um besser schlafen zu können willigen viele Patienten ein und kaufen diese Zusatzleistungen. Die Arztpraxis wird so zum Supermarkt der Patienten.

2. Sowohl die gesetzlichen Krankenkassen als auch Versicherungen haben hier eine Marktlücke erkannt und bieten Zusatzversicherungen jeder erdenklichen Art und für jeden Geldbeutel an. Egal, ob Zahn-Zusatzversicherung, Behandlung auf der Basis Privatversicherter, Übernahme der Kosten alternativer Medizin… kurz, da kann man sich gegen alles versichern.
Und diese Versicherungen boomen wie blöd! Leute mit Geld (gibt’s immer mehr) „sind es sich wert“ für ihre (vermeintliche“ Gesundheit) immer mehr geld auszugeben.

3. Privat Versicherte (z.B. Beamte) reizen zunehmend ihre Krankenversicherung bis aufs Letzte aus. Ein befreundeter, bei der DEBEKA beschäftigter Mitarbeiter erzählte mir, dass zunehmend wirklich sämtliche Leistungen, die die private KV übernimmt aber in den vergangenen Jahrzehnten von den Versicherten längst nicht alle in Anspruch genommen wurden jetzt zunehmend sämtlichst genutzt werden. Dies hat zur Folge, dass jetzt die privaten Krankenversicherer die Notbremse ziehen und in ihren Leistungen entsprechende Limits einführen oder die Beiträge für bestimmte Leistungspakete anheben.

4. Marketing (Werbung). Jeden Tag müssen wir uns in den Medien sagen lassen, wie wichtig diese oder jene Untersuchung ist und was die möglichen Folgen für irgendwelche versäumte Untersuchung sein können. den Teenies wird dies bereits im Alter von 10, 12 Jahren in der Bravo eingehämmert.

 
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Eule » Di 28. Jul 2015, 23:54

@ Aria
Fast die Hälfte der Frauen mit normaler Schwangerschaft gab an, mehr als fünf Ultraschalluntersuchungen in Anspruch genommen zu haben - bis zu 29 Mal wurde die Bildgebung durchgeführt. Die Richtlinien sehen drei vor.
Wer wird von dir hier kritisiert? Die werdenden Mütter, die sich keinen Gedanklen über die Kosten einer Ultraschalluntersuchung machen und nur ein Bild zum Herumzeigen haben wollen? Die Ärzte, die dese Untersuchung nicht nur zweckorientiert durchführen, aus Sorge, Patientinnen zu verlieren?

Aria, ich gehe mit dir völlig einig, dass viele Frauen diese Untersuchung übertreiben. Aber nicht aus Sorge, dass da etwas schief laufen würde. Nein, sie wollen einfach sehen, wie sich das neue Leben entwickelt. Ich sehe also nicht die Gefahr, dass die Schwangerschaft als eine Krankheit angesehen werden könnte, ich glaube hier vielmehr an einer sorglosen Neugier.

 

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Friedjof » Mi 29. Jul 2015, 00:03

Das ist richtig. Ich denke aber auch an die Profitgier nicht weniger Ärzte, die die Unwissenheit und evtl. bestehende Unsicherheiten und Ängste von Patienten schamlos ausnutzen.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Mi 29. Jul 2015, 00:35

Eule hat geschrieben:Aria, ich gehe mit dir völlig einig, dass viele Frauen diese Untersuchung übertreiben. Aber nicht aus Sorge, dass da etwas schief laufen würde. Nein, sie wollen einfach sehen, wie sich das neue Leben entwickelt. Ich sehe also nicht die Gefahr, dass die Schwangerschaft als eine Krankheit angesehen werden könnte, ich glaube hier vielmehr an einer sorglosen Neugier.
Und worauf stützt sich Dein Glaube? Glaubst Du mehr zu wissen als die Macher der Studie?

Die steigenden Zahlen der Kaiserschnitte – eine Operation in der Bauchhöhle! – suggerieren etwas anderes: Sowohl die Geburt als auch die Schwangerschaft werden von den werdenden Müttern offenbar als etwas Gefährliches eingestuft und sollen deswegen ständig ärztlich überwacht werden. Ständig überwacht müssen aber eigentlich nur gefährliche Krankheiten und operiert werden soll auch nur, wenn es nicht anders geht.

 
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Eule » Mi 29. Jul 2015, 22:28

@ Aria
Und worauf stützt sich Dein Glaube? Glaubst Du mehr zu wissen als die Macher der Studie?
Eine Studie gibt immer eine Meinung wieder. Und ich erlaube es mir, nicht der Meinung einer jeden Studie zu folgen, sondern eine eigene zu bilden.

Die steigenden Zahlen der Kaiserschnitte – eine Operation in der Bauchhöhle! – suggerieren etwas anderes: Sowohl die Geburt als auch die Schwangerschaft werden von den werdenden Müttern offenbar als etwas Gefährliches eingestuft und sollen deswegen ständig ärztlich überwacht werden.
Die steigende Anzahl von Kaiserschnitten ist für sich gesehen kein Anzeichen dafür, dass die Schwangerschaft und die Geburt als etwas gefährliches angesehen wird. Hier wäre nachzufragen, warum es zu einem solchen Anstieg der Kaiserschnitte gekommen ist. :roll: :roll: :roll:

Ständig überwacht müssen aber eigentlich nur gefährliche Krankheiten und operiert werden soll auch nur, wenn es nicht anders geht.
Hier stimme ich dir voll und ganz zu. :D

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Do 13. Aug 2015, 15:56

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Und worauf stützt sich Dein Glaube? Glaubst Du mehr zu wissen als die Macher der Studie?
Eine Studie gibt immer eine Meinung wieder. Und ich erlaube es mir, nicht der Meinung einer jeden Studie zu folgen, sondern eine eigene zu bilden.
Menschen haben Meinungen, doch eine Studie gibt keine Meinung wieder, sondern ist das Ergebnis einer möglich neutralen Untersuchung, deshalb kann man beides nicht miteinander vergleichen. Es ist schon erstaunlich, dass Du das offensichtlich nicht weißt.


Doch nun zu etwas Anderem: In der letzten Wochenendausgabe der Süddeutschen gibt es einen Artikel unter dem Titel Fit und fertig, in dem es um die Anstrengungen geht, die manche Menschen betreiben, um im Sommer eine sogenannte Strandfigur präsentieren zu können: „Are you Beach Body Ready?“

Laut Bunte gab in einer Umfrage jede zweite Frau an, „ein Urlaub sei nur dann gelungen, wenn sie sich auch im Bikini wohlfühle.“ Daran wird schon im Winter gearbeitet, „denn abgerechnet wird am Strand.“ So werden in Fitnessstudios nicht nur Gewichte gestemmt, sondern auch im Alltag werden sie willige Sklaven einer App namens „Freeletics“, die mit dem Slogan „No Exuses“ die Hobby-Sportler zum Äußersten treibt. Natürlich dürfen auch Hungerkuren nicht fehlen: Für ein Viertel der deutschen Frauen sind sie fester Bestandteil ihres Lebens. Und das obwohl die Chance, einen signifikanten Gewichtsverlust länger als 5 Jahre zu halten, lediglich bei 5 Prozent liegt.

Zudem ist nachgewiesen: „Nicht Superschlanke haben die höchste Lebenserwartung, sondern leicht übergewichtige Menschen“. Trotzdem werden in den USA „100 Milliarden Dollar für Diäten, aber nur 60 Milliarden für Bildung ausgegeben.“

Während früher am Anfang des Sommers bleiche Haut normal war, wird jetzt im Solarium vorgebräunt. Und es gilt: „Waxen statt Wachsen“ - dies natürlich auch für Männer. Die Bestrebungen, einen idealen, den griechischen Statuen ähnelnden Körper möglichst nahe zu kommen, sind beängstigend: Dem Körper soll man nicht ansehen, „dass er schwitzen, stinken und bluten kann. Und auch nicht, dass er Leben vorbringt. Kurz nach der Geburt posten Modell-Mütter gerne ein weichgezeichnetes Bild von sich und dem Baby, um dann sechs Wochen später mit flachem Bauch über irgendein Laufsteg zu staksen, als wäre nie etwas gewesen.“

Und Frauen, die das nachweislich nicht erreichen konnten, gelten als willensschwach, werden unterschwellig ausgegrenzt: Wer nicht dünn, trainiert und leistungsstark erscheine, hat sich halt gehen lassen, hat nicht an sich gearbeitet. Und der taugt vermutlich auch nicht viel im Beruf.

Leistungsgesellschaft bedeutet demnach nicht nur, man müsse gut im Beruf sein und dort Einsatz zeigen, nein, man muss das auch im Privatleben sein, sonst wird man von jenem, die sich dem Diktat dieser „Schönheit“ unterwerfen, abgehängt. Denn diejenigen, die es geschafft haben, wollen selbstverständlich keine „willensschwache Versager“ um sich haben, sondern nur solche, die sich ebenfalls in den Fitnessstudios gequält und Nachspeise um Nachspeise verkniffen haben. Gerade gestern habe ich 2 Frauen erlebt: Statt Nachtisch tranken sie Espresso – natürlich ohne Zucker. :D

Ist das die viel beschworene Lebensqualität, die man mit „gesunder“ Ernährung, Bewegung und sonstigen „gesunden" Verhaltensweisen angeblich erreichen kann?

 
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Eule » Do 13. Aug 2015, 18:09

@ Aria
Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:
Und worauf stützt sich Dein Glaube? Glaubst Du mehr zu wissen als die Macher der Studie?

Eine Studie gibt immer eine Meinung wieder. Und ich erlaube es mir, nicht der Meinung einer jeden Studie zu folgen, sondern eine eigene zu bilden.

Menschen haben Meinungen, doch eine Studie gibt keine Meinung wieder, sondern ist das Ergebnis einer möglich neutralen Untersuchung, deshalb kann man beides nicht miteinander vergleichen. Es ist schon erstaunlich, dass Du das offensichtlich nicht weißt.
Dein Glaube an eine neutrale Untersuchung ist schön, :) leider nur häufig nicht gerechtfertigt. :cry: Nicht ohne Grund muss man bei einer Studie den ganzen Kopf mit lesen. Denn dort wird ausgeführt, unter welchen Bedingungen und mit welcher Methode diese Untersuchung durchgeführt wurde und wer diese Studie in Auftrag gegeben hat.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von ynda » So 16. Aug 2015, 11:16

Und wie die Fragestellung der Studie war. Beauftragt man z.B. ein Ingenieur Büro mit der Frage:
"Warum ist die geplante Streckenführung der neuen Autobahn gut?" Werden die entsprechenden
Beweise geliefert.
Würde das selbe Büro mit der Fragestellung
"Warum ist die geplante Streckenführung Mist und Variante 2 besser?" beauftragt,
würden auch dafür die entsprechenden beweise geliefert.

Ein Gutachten mit der Fragestellung: "welche Streckenführung, Variante 1, 2 oder eine andere ist die Beste?"
würde vermutlich wieder vom selben Büro zu einem ganz neuen Ergebnis kommen. Allerdings würde dieses
In der Schublade des Ministeriums verschwinden.
So gesehen in einem Fernsehbeitrag eines öffentlich rechtlichen Senders vor ca 8-10 Jahren.
Der Name des Journalisten ist mir leider entfallen.

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