Abschweifung: Zum interessanten "Verschwinden" des Meerwassers in der Insel Kefalonia eine Erklärung:
Hans H. hat geschrieben: ... deshalb ist diese Insel mit Höhlen durchzogen und hat an der Küste ein Schlupfloch, in das dauerhaft Meerwasser hineinfließt, also in ein tieferes Niveau als dem Meeresspiegel entspricht - ein geologisches und physikalisches Phänomen!
Entgegen erstem Anschein ist das nicht das langgesuchte Perpetuum mobile mit einfach hinunter fließendem Meerwasser, das unter Freisetzung nutzbarer Energie oben wieder herauskommt, auch wenn früher Wassermühlen die Energie dieser Erscheinung nutzten. Was die Energie liefert ist einfach Solarenergie in Form von besonders im Winter vom Himmel herunterkommendem Regenwasser.
Leicht erklärbar ist das "Phänomen" folgendermaßen: Man stelle sich ein gläsernes U-Rohr vor bei dem ein zwischen den beiden senkrechten Schenkeln vorhandenes höher liegendes Verbindungsrohr mit einem Hahn geöffnet / geschlossen werden kann. Der untere Teil des U-Rohres wird mit Quecksilber gefüllt, nur so viel, daß das Verbindungsrohr noch nicht erreicht wird, dann ist auf beiden Seiten der Pegelstand des Quecksilbers natürlich gleich. Jetzt wird im linken Schenkel bei geschlossenem Hahn Wasser eingefüllt bis 100cm über dem Quecksilber. Wegen Dichte des Quecksilbers von 13.5g/cm3 wird der Wasserdruck kompensiert dadurch, daß links das Quecksilber um 100/13.5/2 = 3.7cm nach unten und rechts um den selben Betrag nach oben gedrückt wird. Der Pegelstand der Flüssigkeiten, bezogen auf Pegel Null nur bei Quecksilberfüllung, ist jetzt links 100-3.7 = 96.3cm und rechts 0+3.7 = 3.7cm und damit steht die Wasseroberfläche auf der linken Seite 96.3-3.7 = 92.6cm über der Quecksilberoberfläche rechts (Kapillareffekte sind bei genügend weitem Glasrohr vernachlässigbar). Bei Öffnen des Verbindungshahns fließt das Wasser hinunter in den rechten Schenkel bis zum Gleichstand sowohl von Wasser als auch von Quecksilber auf beiden Seiten.
Auf der im Untergrund zerlöcherten Insel ist jetzt das Glasrohr ersetzt durch irgendwelche Klüfte und Gänge im Karstgestein, die beim nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg geflutet wurden, das im linken Schenkel des U-Rohrs eingefüllte Wasser entspricht dem von oben in Klüfte eindringenden Regenwasser, das durch andere Spalten oder Röhren als Ersatz für das Verbindungsrohr mit Hahn seinen Weg nach unten zur Küste nimmt. Jetzt gibt es aber einen entscheidenden Unterschied zum Quecksilbermodell: Das dem Quecksilber entsprechende Meerwasser mit höherer Dichte ist mit dem leichteren Süßwasser mischbar, und dieses Vermischen geschieht in den Klüften, in denen das Süßwasser sich teilweise mit dem Meerwasser vermischt infolge leichter Strömung, entstanden beim Nachfließen des Regenwassers von oben. Das wie oben beim Hahnöffnen herunterfließende Wasser ist somit kein reines Süßwasser, das an der Küste austritt, sondern Brackwasser. Das mit dem Brackwasser verloren gegangene Meerwasser muß ersetzt werden, und das geschieht durch Ansaugen an der Eintrittstelle mit dadurch verursachter Strömung, die von den Wassermühlen genutzt wurde. Siehe:
http://www.showcaves.com/english/gr/kar ... plain.htmlhttp://www.showcaves.com/english/gr/kar ... emann.htmlhttps://de.wikipedia.org/wiki/Kefalonia ... _MelissaniDas "Phänomen" ist im größeren Maßstab schon lange bekannt bei den Dichteströmungen bei Bosporus und Dardanellen: An der Oberfläche gibt es eine kräftige Strömung Richtung Mittelmeer, da das von Flüssen mit Süßwasser nachgefüllte leichtere Wasser des salzärmeren Schwarzen Meeres höher steht und ins Mittelmeer abfließt und in der Tiefe unterschichtet sich das salzreiche schwere Mittelmeerwasser in einer entgegengesetzten Strömung unter dieses Abflußwasser und dringt in das Schwarze Meer ein. Langsames Vermischen im Schwarzen Meer führt zum Ausfluß von Brackwasser, so wie im Fall der genannten Insel Kefalonia, das dabei verlorene Meerwasser wird durch Mittelmeerwasser ersetzt, so daß sich ein stationärer Zustand mit konstanter Dichteschichtung in den letzten Jahrtausenden eingestellt hat. Diese Dichteschichtung bremst Zufuhr von Sauerstoff in tiefere Wasserschichten so stark, daß von oben herabrieselndes abgestorbenes Plankton nur teilweise abgebaut wird und im Sediment landet. So ist das Schwarze Meer ein heutiges Beispiel für die Bildung vieler Kerogenlagerstätten, d.h. für Bildung von Ölschiefern und Erdölmuttergesteinen, das getrocknete Sediment des Schwarzen Meeres ist so reich an organischer Substanz, daß man es verbrennen kann. Hätten die Bootsfahrer der Antike dieses "Phänomen" der Strömungen durchschaut, dann hätten sie sich nicht so gegen die Strömung abquälen müssen bei Fahrt Richtung Schwarzes Meer, mit passend großem Treibanker im salzreichen Tiefenwasser hätten sie gemütlich ihr Ziel erreichen können, statt "Windsegeln" eben "Wassersegeln". Wäre da nicht der Schiffsverkehr, könnte man ein großes Strömungskraftwerk bauen.
Auch die Ostsee hat durch den gleichen Vorgang in tiefen Becken anoxische Bereiche, aber nicht so großflächig wie im Schwarzen Meer.
Im Mittelmeer gibt es das gleiche "Phänomen" an der Straße von Gibraltar, an der Oberfläche Einfluß von weniger salzreichem Atlantikwasser, in der Tiefe Ausfluß von salzreicherem schwererem Mittelmeerwasser, was für geräuschlose U-Boote mit abgestelltem Motor "genutzt" wurde / wird. Anoxische Bereiche sind derzeit nur vor dem Nildelta anzutreffen, wenn ich mich richtig erinnere.