Aktuelle Zeit: Di 14. Okt 2025, 11:03

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Öffentliche Nacktheit - Natur oder Kultur?

Hinweis auf Sendungen in Radio und Fernsehen, sowie Artikel in Printmedien. Medienanfragen von Presse, Radio und TV.
Benutzeravatar
 
Beiträge: 34
Registriert: 28.05.2025
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 53

Öffentliche Nacktheit - Natur oder Kultur?

Beitrag von Musikus » Mo 23. Jun 2025, 10:37

In der Rubrik "Allgemein - Sonstiges" fand ich vor einigen Tagen diesen Link zu einem, für mich, weltbilderschütternden Artikel:

Artikel: https://www.geo.de/wissen/schamgefuehle ... 90510.html
(Geo: So erklären Forscher unsere Angst vor der Blöße)

Dachte ich doch bisher immer, dass das Bedürfnis sich nackt durch die Natur zu bewegen das natürlichste von der Welt sei, und man, sozusagen, ein natürlichen Recht dazu habe. Die Probleme, die die meisten Menschen damit haben, wären dann kulturell bedingt, also erlerntes Schamgefühl etc. und sollten, da tendenziell ungesund, bei allen Menschen abgebaut werden.

Nach dem, was in diesem Artikel steht, stimmt das so überhaupt nicht!!

Demnach ist das Schamgefühl, das sich beim Nackten in Gegenwart anderer Menschen, aber auch beim Angezogenen in Gegenwart Nackter einstellt, ein absolut natürlicher Reflex und nicht kulturell bedingt. Ja es scheint sogar so zu sein, dass dieses Schamgefühl den Menschen erst zum Menschen macht, ihn vom Tier unterscheidet.

Dies hat meines Erachtens Folgen insbesondere für diejenigen unter uns, die am liebsten überall, oder doch wenigstens in Wald und Flur, unbehelligt nackt unterwegs wären (und da würde ich mich selbst durchaus auch dazuzählen).
Das Nacktsein in Gegenwart anderer ohne sexuellen Hintergrund ist eine kulturelle Idee und entspricht nicht der Menschlichen Natur!
Meiner Meinung nach verbietet es die Höflichkeit anderen gegenüber, diese mit dieser Kultur zu belästigen.
Geradeso wie es unhöflich wäre seine eingene favorisierte Musik in der Öffentlichkeit anderen ungefragt aufs Ohr zu drücken, in der Meinung, dass diese doch jedem gefallen, oder doch jeder anstandlos ertragen können müsse.

Sehr konservative Mitmenschen könnten nun der Meinung sein, jede Art von Nudismus sollte eher als psychische Krankheit betrachtet werden. Dem könnte entgegengehalten werden, dass neue kuturelle Entwicklungen in der Vergangenheit schon öfter von den "ewig Gestrigen" als krankhaft (oder entartet) abgeleht wurden, trotzdem ihre Anhänger gefunden, und sich weiter durchgesetzt haben.

Wir können weiterhin versuchen mit Initiativen wie bei "nudare-aude" oder "getnakedgermany" für mehr Akzeptanz und eine weitere Verbreitung dieser Kultur zu sorgen.
Aber: Das Argument, diese Nacktheit entspreche durchaus einem natürlichen menschlichen Bedürfnis bzw. Verhalten, kann dafür nicht herhalten, weil es falsch ist.
Und: Die praktizierte öffentliche Nacktheit sollte immer in einem definierten Bereich bzw. bei angekündigten Events stattfinden, damit andere sich darauf einstellen und ggf. ausweichen können.

Es ist eine kulturelle Errungenschaft, die allenfalls mit viel Geduld, gegen die Natur des Menschen etabliert und weiterverbreitet werden kann.
Ich für meinen Teil werde in Zukunft bei meinen Waldspaziergänen wieder eine Notfallshort o.ä. dabei haben, um gegebenenfalls meine Mitmenschen vorerst nicht mit dieser Kultur zu belästigen.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 135
Registriert: 04.02.2024
Wohnort: 73525 Schwäbisch Gmünd
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 65

Re: Öffentliche Nacktheit - Natur oder Kultur?

Beitrag von nudamus » Mo 23. Jun 2025, 11:23

Nun bin ich gespannt, wie wertschätzend mit diesem Thema umgegangen wird.

Ich würde nicht alles so formulieren. Aber mir sagt mein "gesunder Menschenverstand" und mein Empfinden, dass ich niemandem ein Unwohlsein verursachen oder meinen Anblick aufnötigen will. Dagegen ist das nicht ganz auszuschließen. Im Beispiel ist schon das Anziehen einer Shorts ein Signal, das ich nicht geben will: Was ich hier mache, ist nicht korrekt. Andererseits ist es das Signal, dass ich das Empfinden anderer respektieren will.

Praktisch war mein Wunsch nach unbekümmerter Nacktheit in der Natur überwiegend. Die ausgesprochen seltenen Reaktionen der Ablehnung oder Verunsicherung nahm ich als Kollateralschäden hin. Ob das so ok ist?

Natur oder Kultur? Da lasse ich mich nicht von einem einzigen Artikel beeindrucken und lege mich nicht fest. Ich glaube, es ist beides. Kultur prägt. Ich entscheide, ob ich es als Natur nehme.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 552
Registriert: 27.08.2018
Wohnort: Jena (Thüringen)
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 62

Re: Öffentliche Nacktheit - Natur oder Kultur?

Beitrag von HTJ » Mo 23. Jun 2025, 20:44

Ich befasse mich ja im Thread "Nacktheit und Sexualethik" mit den psychologischen Grundlagen von Nacktheit und FKK. Ich habe da viel gegoogelt und bin dabei natürlich auch auf diesen Artikel gestoßen. Ich wollte diesen auch in den genannten Thread mal "auseinandernehmen", bin aber aus Zeitgründen noch nicht dazu gekommen.
Kurz gesagt: Ich halte diesen Artikel für Unsinn. Wie Musikus schon bemerkt hat, die Fähigkeit, sich zu schämen, ist genetisch bedingt, für was man sich schämt, ist kulturell bedingt. Ich habe in den genannten Thread schon bemerkt, dass es keine ernstzunehmende Forschung zu diesen Thema gibt. Ich weiß ja nicht, auf welche Experten sich der Autor dieses Artikels beruft.


Zurück zu FKK in den Medien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste