Das ist ja der Sinn polemischer Überspitzung.
Die merkwürdige Aussage des Verbandschefs lädt in ihrer Pauschalität dazu ein.
Der Stadtrat macht immerhin mit einer kreativen Idee auf sich aufmerksam und nicht wie manche Parlamentarier mit einer blöden Mütze oder Tshirts mit Sprüchen kurz vor der Strafbarkeit.
Leider schafft es keins der beteiligten Medien, mehr als nur Pressemitteilungen automatisiert zu verhackstücken und zu veröffentlichen. Vermutlich könnte das sogar ChatGPT besser, denn der würde den Wiki-Artikel dazu einflechten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Village_N ... %80%99Agde
Aber da würde der Leser ja Hintergrundinfos erfahren, das ist so 90er.
Im Prinzip ist die Anlage tatsächlich ein riesiger "normaler" Nudistenkomplex (nix Bunga-Bunga!) mit ein paar fetten Beton-Halbhochhäusern aus den 70ern, einem großen Campingplatz und vielen Läden etc. in umzäuntem Gelände und einem Kilometer Familien-FKK-Strand direkt vor dem Zaun. Strände müssen in Frankreich öffentlich sein, deshalb liegt der Teil außerhalb. Wegen einer Hafeneinfahrt gibt es aber von der Stadtseite aus Agde gar keinen Zugang. Und von der anderen Seite muß man zwei Kilometer laufen, um dorthin zu gelangen. De praxi ist das also trotzdem ein Privatstrand der Anlage. Vor allem mit praktisch 0 Streßpublikum verglichen mit jedem deutschen Freibad.
Der Stein des Anstoßes, der "Schweinchenstrand", liegt vom "anständigen" Teil getrennt durch eine lärmige Beachbar. Dahinter kommt auch erst noch ein Streifen vor der Rettungswache, wo deren Boot liegt, und dahinter ein Meer von Schirmen, so daß sich für den nichtsahnenden Spießbürger, der "vor" der Brüllbude bleibt, auch mit Adleraugen keine unsittlichen Einblicke auftun.
Da man Kinder am Meer wohl ohnehin nicht unbeaufsichtigt läßt, außer man hat zuviele davon, sollte das Treiben tagsüber also kein Problem darstellen.
Was wohl nerviger ist, soweit ich das mal aus einem französischen Forum mitbekommen habe, daß die Swinger sich in der Anlage ab dem Abend fast so schlimm verkleiden wie auf dem CSD in der Innenstadt. Ich finde diese Idee ja weitaus perverser, extra in Europas größtes *Nudistendorf* zu gehen, um sich dort *anzuziehen*, als daß irgendwo weit draußen am Strand die Leute das machen, was sie zur Erzeugung ihrer Kinder alle schon getan haben. (Geht mir auch an den Badeseen hier auf den Keks, wenn die Leute *extra* ein paar hundert Meter weiter zum FKK-Teil laufen, um sich genau dort angezogen hinzulegen.)
Wen Swinger- und Fetischklamotten in den deutschen Städten nicht stören, Bildersuche mit "CSD", sollte in der Anlage aber auch klarkommen.
Aus Betreibersicht sind vermutlich die Swinger die letzte Gruppe, die die in die Jahre gekommene Anlage noch rentabel halten und Wochenpreise von 1000-2000 Euro für teils schicke, häufig aber runtergerittene (Hotel-)Appartments mit spartanischer Ausstattung zahlen.
Ich könnte mir vorstellen, daß der Schweinchenstrand ähnlich wie die Hamburger Reeperbahn und Herbertstraße auch bei gutbürgerlichen Leuten noch einen gewissen zusätzlichen touristischen Reiz setzt und zur Belebung beiträgt. Die Regeln der preußischen FKK-Verbände könnten da schnell Grabesruhe einkehren lassen.