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Gesundheitswahn

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Ocean » Mo 15. Feb 2016, 14:30

Wenn man sich die Ernährungstrends der letzten Jahrzehnte mal ansieht, kann gesünder nichts schaden, oder ?
Gesünder bedeutet aber meist eben nicht mehr, sondern weniger, oder eben anders.
Die Verfettung der Menschen in den USA und Europa hat massiv zugenommen, den Begriff Mangel kennt man nur noch aus Afrikareportagen.
Die hohen Anforderungen im Job in Sachen Zeit und Belastung spielen den Lebensmittelkonzernen in die Hände.
Alles was Zeit spart wird dankend angenommen, 5 Minuten Terrine statt 3 Stunden Rindeflsichsuppe selber kochen.
Die Industrie verbringt grade ein Wunder, sie verkauft den Menschen immer mehr Nahrung, obwohl sie eigentlich eh schon viel zu viel davon konsumieren, aber 5 % Wachstum im Jahr wollen halt geschafft werden und das betrifft die Konzerne, wie den Bauchumfang der Kunden ;-)
Dieses System zu durchbrechen schaffen die meisten Menschen eben nicht, also werden sie dicker und kränker und in der Hoffnung auf einen Weg hinaus ohne etwas zu tun , wird noch mehr konsumiert was krank macht. Viele Lebensmittel im Supermarkt sind total überflüssig, sie haben überhaupt keinen Nährwert, sondern nur Kalorien.
Die Industrie sagt, wir stellen nur her was der Konsument haben will, aber ich glaube das machen sie meistens eben nur in der Variante die ihnen den meisten Gewinn oder eben eine noch weiter steigende Nachfrage einbringt.

Zucker z.B. macht in den heute konsumierten Mengen süchtig und krank, das dementiert die Lobby natürlich nach allen Kräften, aber es gibt eben zu viele Studien, die das seid Jahren immer wieder zum Ergebnis haben.
Möglicherweise könnte eine gesetzliche Regelung hier helfen, aber ich denke das wird nie im Leben durchkommen, der "mündige" Verbraucher will sich ja schließlich nichts verbieten lassen, was ihm schmeckt.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Mo 15. Feb 2016, 15:01

Aria hat geschrieben:Aber diese Superfoods werden den Gesunden angeboten, damit sie angeblich noch gesünder werden. Wobei ich mich frage, ob das überhaupt geht: Gesünder als gesund?

Aber wie viele Menschen sind denn wirklich gesund? Wer übergewichtig ist, der ist definitiv schon mal nicht gesund. Und das ist ein hoher Anteil. Wer im Schnitt nur weniger als 1 Km am Tag zu Fuß geht ist auch nicht gesund, selbst wenn er sich so fühlt. Warum haben wir denn so viele Ärzte und bei allen volle Wartezimmer? Ich besuche nur 1 Mal jährlich zur Vorbeugung den Hautarzt (die Schwachstellen auf der Haut sind aber im Grunde selbst verursacht durch zu wenig Sonnenschutz in früheren Jahren) und 1 Mal jährlich den Zahnarzt zur Zahnreinigung (andere Behandlungen nicht erforderlich) und habe nur für drei Erkrankungsfälle in den letzten 35 Jahren einen anderen Arzt benötigt (dabei natürlich jeweils mehrere Besuche im Rahmen des Falls). Wenn das dem Durchschnitt der "gesunden" Bevölkerung entsprechen würde, hätten viele Ärzte lange Weile.

Deshalb haben manche Nahrungsergänzungsmittel durchaus bei vielen eine Wirkung und nicht alles, was du aufzählst ist ein "Superfood", worunter ich irgendwelche teuren und kaum wirksamen Dinge verstehe, die mit viel Marketing oder tatsächlich auch in Modewellen angeboten werden. Wie gesagt, würde ich Goji und Spirulina durchaus in diese Gruppe einordnen, aber z.B. keineswegs den zuvor von Ocean erwähnten Xucker. Aber dazu gleich: es gibt seit Jahrzehnten preisgünstigere Produkte mit demselben Inhalt und ohne die entsprechende Werbekampagne.

Der Aussage von Ocean: "der erste Süßstoff sein, der auch nach Zucker schmeckt" möchte ich allerdings gleich doppelt widersprechen:

1. ist es kein Süßstoff, sondern ein Ersatzzucker. Der Inhalt Xylit gehört zu der Gruppe der Monosaccharide, also der Zuckerarten. Monosaccharide werden auch als "Einfachzucker" im Gegensatz zu den Disacchariden bezeichnet. Zu letzteren zählt der "normale" Zucker Saccharose. Das Erythrit in der light-Variante ist auch ein "Einfachzucker", ist allerdings weniger interessant.

2. So wie andere Monosaccharide (Glucose, Fructose) jeweils verschieden und anders süß schmecken, als Saccharose, ist auch ein deutlicher Unterschied beim Xylit festzustellen. Da ist die Süßstoffmischung aus Aspartam und Acesulfame-K bereits in den 1990ger Jahren näher am echten Zuckergeschmack gewesen. Wenn überhaupt einer, war dieser Süßstoff der erste, der auch nach Zucker schmeckt. Deshalb hatte sich die Getränke-Industrie schließlich auf diese Stoffe gestürzt.

Warum nun Xylit kein Superfood ist: In Finnland hat man in den 1970ger Jahren in klinischen Studien nachgewiesen, dass bei täglicher Gabe von Xylit in kleinen Mengen, am besten immer nach den Mahlzeiten, die Karies-Häufigkeit von Schulkindern um 85% reduziert wurde (diese Zahl kommt aus der Turku-Studie - mehrere hundert weitere Studien wurden inzwischen weltweit durchgeführt). Um sich diesen Effekt zunutze zu machen, braucht man nur die Xylit-Kaugummis zu kaufen und nach jeder Mahlzeit einen zu kauen, denn es kommt nicht darauf an, im Essen den Zucker durch Xylit zu ersetzen (wie es die Käufer von Xucker wohl tun), sondern es kommt nur darauf an, nach dem Essen statt Zucker Xylit in der Mundhöhle zu haben, weil dieses von den Karieserregern zwar wie Zucker aufgenommen wird, aber dann nicht richtig verwertet werden kann. Die Bakterien verhungern damit. In Finnland ist es seither Standard, dass Schulkinder Xylit bekommen, während das in Südeuropa noch ziemlich unbekannt ist. Wir liegen dazwischen, auch was den Bekanntheitsgrad betrifft.

Ob es jetzt gut ist, den ganzen Zucker mit Xylit zu ersetzen ist eine ganz andere Frage. Wie reagiert die Darmflora darauf? Das war nicht Ziel der damaligen Untersuchungen und es ging eben nur um recht kleine Aufnahmemengen. Mit einem vollständigen Ersatz wäre ich vorsichtig, weil man das nach bisherigem Wissen nicht einschätzen kann. Da wir aber seit ca. 40 Jahren nie Zucker zum Süßen gekauft haben, brauchen wir auch kein Xucker, aber Xylit-Kaugummis verwenden wir seit sehr vielen Jahren. Andernfalls hätte ich inzwischen wohl auch mal mehr als nur die Zahnreinigung beim Zahnarzt machen lassen müssen.

Das war jetzt etwas ausführlicher zu einem ausgewählten Beispiel. Es gibt noch mehr Dinge in der Reihe, die nicht die abwertende Bezeichnung "Superfood" verdienen, weil sie ihre Existenzberechtigung haben, insbesondere viele Pflanzenpräparate. Dazu zähle ich Baobab und Jiaogulan (letzteres muss man nicht kaufen, das habe ich im Garten), aber auch heimische Pflanzen wie z.B. Petersilie, Brennessel und Löwenzahn. Dann gibt es noch viele verschiedene mediterrane Pflanzen mit ganz klarer Wirksamkeit bei bestimmten Infektionen oder Magen-Darm-Beschwerden (Thymian, Aloe vera, Cistrose, Dictamos aus Kreta und weitere).

Andererseits gibt es Dinge, die wirklich manchmal in Modewellen aufgetreten sind, die aber wenig oder nichts bewirken (Ginseng zähle ich zu den schwach wirksamen Modemitteln). Und es gibt "Heilmittel", die gefährlichen Schaden anrichten. Es gibt ein Video im Netz "MMS heilt Malaria" - gleich vorweg: die Daten halten keiner Überprüfung stand und das Zeug ist lebensgefährlich. Es hat schon Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegeben. Aber dennoch wird auch das als Allheilmittel weiterhin angepriesen.

Also als Fazit: In vielen Punkten gebe ich durchaus den Ausführungen von Aria Recht, aber ich wende mich entschieden gegen jede Art von Verallgemeinerungen.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Ocean » Mo 15. Feb 2016, 15:40

Die Geschmäcker sind bei Zucker wohl verschieden ;-)
Ich fand Aspartam und Co schon immer total wiederlich im Geschmack und konnte da so gar nichts Zucker mässiges dran finden.
Wie Xucker schneckt weiß ich nicht, da verlasse ich mich auf die Aussage des Kollegen.

Man kann sich den Geschmack Zucker aber auch wieder abgewöhnen. Ich esse seit 3 Monaten fast gar keinen (Industrie) Zucker mehr, sofern er sich irgendwie vermeiden lässt. Bei Wurstwaren ist es wie gesagt kaum möglich, aber zum Glück auch meist nur in sehr geringen Mengen enthalten, bei vielen anderen Lebensmitteln aber recht einfach ganz zu vermeiden.
Mein Geschmack hat sich in dieser Zeit stark verändert, musste ich vorher 3 Stück Zucker in den Kaffeebecher geben um ihn überhaupt trinken zu können, schmeckt er mir heute ohne Zucker genauso. Auch Müslis habe ich früher mit reichlich Zucker bestreuen müssen um überhaupt Geschmack daran zu finden, heute brauche ich das nicht mehr.
Ich habe auch überhaupt keinen Zucker Schmacht mehr, früher konnte ich an keiner Haribo Dose vorbei gehen ohne mir eine handvoll rauszunehmen. Ich habe früher wirklich viel Zucker konsumiert, alleine über Kaffee sicher 20 Stück Zucker am Tag, dazu locker 500 Gramm in Form von Gummibärchen oder anderem Süßkram der im Büro überall rumsteht. Und nach 500 Gramm Haribo am Tag, sollte man meinen da ist einem Abends Kotzübel, aber nein, da gingen dann locker nochmal 400 bis 800 Gramm von auf der Couch in die Wampe.

Daher kann mir die Industrie da keinen vormachen, das Zeug macht süchtig. Aber man braucht es eben nicht.
Schafft man es mal ein paar Tage wirklich mit 0 bis sagen wir 25 Gramm Zucker am Tag(Empfehlung der WHO (war früher 50gr/Tag)), dann geht der Entzug wirklich schnell.
Süßkram lässt mich heute total kalt, im Kaffee z.b. finde ich Zucker heute regelrecht ekelhaft.

Der Erfolg lässt sich sehen, ich habe in 3 Monaten 6 Kilo abgenommen, ohne jede Diät oder so.
Ich esse mich bei jeder Mahlzeit satt und habe nie zwischendurch Hunger oder das Gefühl das etwas fehlt.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Mo 15. Feb 2016, 16:27

Ocean: du triffst den Nagel auf den Kopf (aber erst ab 2. Absatz ;-) ). Wenn man selbst nichts mit Zucker oder Ersatzstoffen süßt, gewöhnt man sich an eine andere Geschmacksrichtung als normal und empfindet sehr kleine Zuckermengen angenehm und ausreichend süß. Aber ein Würfel Zucker im Kaffee geht dann gar nicht mehr, weil man so hohe Zuckermengen, wie du sagst, ekelhaft empfindet. Den typischen Frucht-Yoghurt (wie von Bauer etc.) kann man dann nicht mehr essen. Der schmeckt dann einfach widerlich. Es gibt inzwischen gar nicht so wenige Menschen, die sich den Zucker abgewöhnt haben und deshalb ist es überhaupt erst möglich, dass die zwei oder drei Hersteller von Fruchtaufstrich (statt Marmelade) mit Fruchtgehalt von 70% bzw. 75% überhaupt ihre Produkte verkaufen.

Vor bestimmt mehr als 30 Jahren las ich mal ein Interview mit einem Verantwortlichen von Schwartau, der die Zuckerfrage z.B. für die Schwarze-Johannisbeer-Konfitüre so beantwortete: wenn man mehr als 45% Fruchtgehalt und weniger Zucker hinein täte, würde das niemand kaufen, denn das könne man überhaupt nicht mehr essen. Ich glaube, dass er in der damaligen Zeit damit Recht hatte, aber heute verkauft sich der Fruchtaufstrich mit 75% Fruchtgehalt sogar auch mit der schwarzen Johannisbeere. Wir kaufen die auch, und obwohl ich schon immer, und auch in der Elterngeneration, auf jeden selbst zugefügten Zucker verzichtet habe (wie geschrieben nie Zucker im Haus), hat sich die Gewöhnung, seit es diese Produkte gibt, noch einmal verändert. Heute empfinde ich z.B. die d´Arbo-Marillen-Konfitüre mit 55% Frucht zu stark gesüßt, die ich bis vor ein paar Jahren noch bevorzugt hatte. Wenn man sucht, findet man noch mehr Waren ohne Zuckerzusatz, sowohl bei den Wurstwaren, als auch bei Soßen (wir haben eine Tomatensoße mit etwas Karottenzusatz statt Zucker gefunden. Die ist echt gut!). Vielleicht wird das jetzt auch manch einer als Gesundheitswahn bezeichnen, aber ich bleibe dabei, dass der Zuckerzusatz die Nr. 1 der gesundheitsgefährlichen Stoffe in unseren Lebensmitteln ist und Nr. 2 ist der meistens zu hohe Salzzusatz. Alle anderen Zusatzstoffe und eventuellen Rückstände aus der Landwirtschaft kommen erst weit danach.

Zum 1. Absatz: ich meine nicht reines Aspartam und nicht irgendein "und Co." sondern die genaue patentierte Mischung im richtigen Verhältnis mit Acesulfame-Kalium. Ich wüsste nicht, dass diese Mischung für den Endverbraucher jemals im Handel war (ich glaube nicht), aber die Anwendung zum Süßen von "Industrie-Getränken" hat sich ein sehr großer Produzent schützen lassen.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Mo 15. Feb 2016, 16:32

Grundsätzlich ist der Mensch als Konsument allein dafür verantwortlich, wie er sich ernährt – irgendwelche Industrien in diese Verantwortung herein ziehen zu wollen, ist nichts als Selbstbetrug. Oder der Versuch einer Entschuldigung.

Zum Zucker: Homo Sapiens hat in seiner 200.000-jährigen Geschichte kaum Zucker gekannt, erst ab dem Jahr 1850 wird Zucker in Europa für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich, zuvor war es ein Arznei- und/oder Luxusartikel für Reiche. Was ich damit sagen will: Der menschliche Körper hatte bis dahin den Umgang mit Zucker nicht lernen können, darum müssen wir uns nicht wundern, dass damit eine Reihe von Beschwerden (Übergewicht) und Krankheiten einhergeht.

Mit Stevia und Xylit wird also ein Leiden bekämpft, den es ohne Zucker gar nicht – oder nicht im solchen Maße – gegeben hätte.

Hans H. hat geschrieben:Es gibt noch mehr Dinge in der Reihe, die nicht die abwertende Bezeichnung "Superfood" verdienen, weil sie ihre Existenzberechtigung haben, insbesondere viele Pflanzenpräparate. Dazu zähle ich Baobab und Jiaogulan (letzteres muss man nicht kaufen, das habe ich im Garten), aber auch heimische Pflanzen wie z.B. Petersilie, Brennessel und Löwenzahn. Dann gibt es noch viele verschiedene mediterrane Pflanzen mit ganz klarer Wirksamkeit bei bestimmten Infektionen oder Magen-Darm-Beschwerden (Thymian, Aloe vera, Cistrose, Dictamos aus Kreta und weitere).
Auch hier wieder: Das sind Dinge für kranke Menschen, gesunde brauchen das nicht. Kein Mensch, der sich normal ernährt, ist z.B. auf Petersilie, Brennessel und Löwenzahn angewiesen. Es ist gut, wenn man sie hat, aber ohne sie geht es einem auch gut. Auf Baobab und Jiaogulan will ich gar nicht eingehen.


Hans H. hat geschrieben:In vielen Punkten gebe ich durchaus den Ausführungen von Aria Recht, aber ich wende mich entschieden gegen jede Art von Verallgemeinerungen.
Ich habe einige Pflanzen namentlich erwähnt, die ich für entbehrlich für menschliche Ernährung halte. Das hat nichts mit Verallgemeinerungen zu tun – es sind genau diese und keine anderen.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Mo 15. Feb 2016, 16:48

@Aria: du nanntest "auch Gerstengras, Spirulina alias Blaualgen, Chia-Samen, Mandelmilch, Kokoswasser, Kale alias Grünkohl und Teff alias Zwerghirse" und etwas weiter unten im Text noch das Xylit-Präparat. Das war eine Verallgemeinerung von derart verschiedenen Dingen, wie wenn ich "Flugzeug, LKW, Fahrrad, Tretroller, Skateboard" alles als vergleichbare Verkehrsmittel in eine Reihe schreiben würde. Zu Mandelmilch und Xylit habe ich geschrieben, warum die eine volle Berechtigung haben. Zwei habe ich genannt, die unnötig sind und den Rest lasse ich jetzt mal, weil das zu umfangreich würde.

Zur Frage, was ein Mensch braucht, "der sich normal ernährt" muss man erst einmal klären, was normal für unsere Physiologie ist. Die hohe Menge an Kohlehydraten durch die Backwaren (nicht nur Kuchen, auch Brot) richten schon mal chronisch ihren Dauerschaden an und dagegen sind manche Kräuter regelmäßig genommen durchaus positiv wirksam, z.B. die Petersilie.
Und: Wie viele Menschen in unserer Gesellschaft nehmen die Flüssigkeitsmenge auf, die physiologisch richtig wäre? Unter den Nicht-Sportlern keiner! Unter den Sportlern auch nicht alle. Vorbeugend gegen die sich ganz langsam einstellenden Schäden, mit denen manch einer dann mit 70 oder 80 krank oder pflegebedürftig wird, wirken manche der Kräuter, die du nur für kranke für sinnvoll hältst. Knochenschwund, grauer Star etc. sind alles Dinge, die meistens erst im höheren Alter bemerkbar werden, aber dagegen kann man mit Nahrungsergänzungen frühzeitig entgegenwirken. Nur darf man nicht alles glauben, was angepriesen wird, sondern muss kritisch nach guten Belegen suchen.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Ocean » Mo 15. Feb 2016, 17:29

Aria hat geschrieben:Grundsätzlich ist der Mensch als Konsument allein dafür verantwortlich, wie er sich ernährt – irgendwelche Industrien in diese Verantwortung herein ziehen zu wollen, ist nichts als Selbstbetrug. Oder der Versuch einer Entschuldigung.


Nicht ganz. Wenn Lebensmittel die für gewöhnlich überhaupt keinen Zucker enthalten, wie z.b. Serano Schinken, durch die Industrie, warum auch immer, mit Zucker zusätzlich versetzt werden, was kann da der Konsument dazu ?
Er könnte anderen Serano kaufen, aber in meinem Supermarkt gibt es den nicht, also welche Wahl habe ich da noch ?
Alles beim Metzger kaufen ? Die Dame hinter der Theke will bezahlt werden, Geld das die Ware, bei oft ähnlicher Qualität wie im Supermarkt, den Preis um den Faktor 2 erhöht. Kann ich mir bei 6 Personen im Haushalt nicht immer leisten, und bei Wurst will ich mir das auch gar nicht leisten, denn der Geschmack ist meist völlig identisch, die Menge macht den Preis, ein kleiner Metzger kann nunmal nicht so viel automatisieren wie eine Wurstfabrik, selbst wenn beide nach völlig gleichem Rezept bei gleicher Warenqualität arbeiten kostet die Wurst beim Metzger immer das doppelte.
Und dieser Trend, immer mehr Nahrungsmitteln Zucker unterzuschieben, obwohl dieser dort gar nichts zu suchen hat, ist natürlich die Industrie Schuld, mit der Ausrede die Hans oben schon schrieb, "wenn wir keinen Zucker reinmachen, kauft das keiner".

Ich rede nicht von offensichtlichem wie Cola oder Gummibärchen, das da Zucker drin ist weiß natürlich auch jeder, wobei man auch da fragen könnte, warum die Industrie bei diesen Produkten immer größere Packungen anbietet, wo dich sonst in allen Bereichen alles immer kleiner wird ? Cola bekommst du fast nur noch in 1,5 Liter Gebinde, früher gabs das mal in einer 0,33er Dose/Flasche als Standard.
Gummibärchen gabs früher in 200 oder 250 Gramm Tüten, heute sind es 400 oder 450 Gramm.
Und natürlich machst du die Packung immer noch in einem Zug leer, wenn sie erst mal auf ist.

Die wiederverschließbare Großpackung ist doch nur ein Alibi der Industrie.

Ich prophezeie, die unnötigen Zuckermengen in Lebensmitteln in denen sie nicht nötig sind, werden immer weiter steigen, mit der immer gleichen Ausrede, das es dem Konsumenten so eben besser schmeckt und die Industrie hier nur der Nachfrage gerecht wird, bis dann hinterher auch in Salami 50 % Zucker drin sind und das alle für total normal halten. Auf der Packung steht dann noch groß drauf "50 % weniger Fett", der Gesundheit zuliebe :lol:

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Mo 15. Feb 2016, 22:18

Ocean hat geschrieben:Wenn Lebensmittel die für gewöhnlich überhaupt keinen Zucker enthalten, wie z.b. Serano Schinken, durch die Industrie, warum auch immer, mit Zucker zusätzlich versetzt werden, was kann da der Konsument dazu?
Du übertreibst: Im Serrano-Schinken von Lidl gibt es gerade 1 Gramm Zucker auf 100 Gramm, d.h. 1 %. Davon wird man weder zuckerkrank, noch schadet dies einem Zuckerkranken.

Ocean hat geschrieben:Und dieser Trend, immer mehr Nahrungsmitteln Zucker unterzuschieben, obwohl dieser dort gar nichts zu suchen hat, ist natürlich die Industrie Schuld, mit der Ausrede die Hans oben schon schrieb, "wenn wir keinen Zucker reinmachen, kauft das keiner".
Um zu solch einer Aussage wie "wenn wir keinen Zucker reinmachen, kauft das keiner" zu kommen, musste es vorher das gleiche Lebensmittel ohne Zucker gegeben haben, das jedoch im Supermarkt ins Hintertreffen gegenüber dem gezuckerten geraten ist. Das bedeutet: Nicht die Industrie entscheidet, was produziert wird, sondern der Konsument. Die Industrie kann ein Produkt nur anbieten, ob es aber angenommen wird, steht zunächst in den Sternen.

Ocean hat geschrieben:Die wiederverschließbare Großpackung ist doch nur ein Alibi der Industrie.
Nein, die wiederverschließbare Großpackung kann man tatsächlich wieder verschließen – wenn der Konsument das aus Willensschwäche nicht tut, ist daran nicht die Industrie schuld.

Ocean hat geschrieben:Auf der Packung steht dann noch groß drauf "50 % weniger Fett", der Gesundheit zuliebe :lol:
In diesem Land kann jeder lesen, und wenn da "50 % weniger Fett" drauf steht, die Kalorienmenge aber nicht weniger geworden ist, dann ist doch klar, dass die Kalorien von woanders gekommen sind.

Es gibt 3 Kalorienquellen: Fett, Alkohol und Kohlenhydrate. Das Brot ist hierzulande aufgrund des großen Verbrauchs das größte Kohlenhydrate Lieferant. Da gibt es zwischen den Broten kaum Unterschiede, denn die wichtigsten Getreidemehle (Gerste, Roggen, Weizen) bestehen alle zu rund 60 % aus Kohlehydraten.

Die Rechnung ist ganz einfach: Verbraucht man pro Tag weniger Kalorien als man durch das Essen am gleichen Tag eingenommen hat, werden die überschüssigen Kalorien im Körperfett gespeichert. Geschieht das oft, nimmt man an Gewicht zu. Unweigerlich.

 

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Friedjof » Mo 15. Feb 2016, 22:55

Was Zucker und Salz betrifft: Sehr viele Kinder werden heute von ihren Eltern derart mit Zucker und Salz derart verwöhnt, so dass sie später diese Geschmacksverstärker in immer höherer Dosierung benötigen, damit ihnen Lebensmittel überhaupt schmecken. Ihre Geschmacksnerven sind schlicht kaputt. Und was macht die Lebensmittelindustrie: Die stellt sich auf den Geschmack ihrer Kundschaft ein. Welcher Unternehmer, der nicht gerade für den Biomarkt produziert würde das nicht tun? Der Unternehmer muss mitziehen, wenn er im harten Konkurrenzkampf überleben will.
Ich denke, dass hier in erster Linie die Eltern gefragt sind, die mehr darauf achten müssen, was sie da für ihre Familie einkaufen. Ganz langsam scheint da auch etwas erkennbar. Ansonsten gäbe es nicht zunehmend mehr Zucker- und Salzärmere Produkte. In diesem Zusammenhang finde ich es schade, dass es heute in den Schulen kaum noch Kochunterricht (später Hauswirtschaft) gibt. Zu meiner Zeit gab es noch wöchentlichen Kochunterricht in der Schulküche. Die Mädcchen mussten teilnehmen. Die Jungen konnten zwischen Kochen und Werken wählen. Nun gut, das war einmal...

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Ocean » Mo 15. Feb 2016, 23:10

Kennst du dieses Buch Aria ?
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/voll-verzuckert-that-sugar-film-suesses-experiment-mit-folgen-a-1060130.html
Ich habe es selber leider noch nicht gelesen und kenne auch den Film noch nicht.
Der Autor kommt zu dem Schluß das die Kalorienmenge alleine eben doch nicht ausschlaggebend ist.
Bei unveränderter Kalorienzufuhr hat der Autor in 60 Tagen 8 Kilo zugenommen, nur durch versteckte Zucker in Alltagslebensmitteln.
Keine Süßigkeiten, keine Limo, aber eben 160 Gramm Zucker am Tag, statt vorher fast 0.

Es ist nur 1 % Zucker im Schinken, das ist korrekt, er gehört da aber gar nicht rein. In Parma Schinken ist er z.b. auch nicht drin, und mal ehrlich, das ist exakt das gleiche, nur aus einer anderen Region.
Was wenn morgen schon 2 % Zucker drin sind ?

Kuck mal deinen Supermarkt durch, es ist fast überall Zucker drin, und übern Tag gesehen sammelt sich das eben zusammen.
Einfacher Sahnejoghurt z.B. ist ohne Zucker kaum zu bekommen.
Zucker ist an Pommes, an Bratkartoffeln, in Nudeln, in allen Suppen, Brühen, Soßen und was weiß ich, alles Dinge die du selber nie mit Zucker machen würdest.

Und wenn die ganze Welt so willensstark wäre, wie du es scheinbar bist, und an einer Tüte Gummibärchen problemlos 20 Abende naschen kann :lol: , dann frage ich mich, warum fast 60 % der Deutschen unter Übergewicht leiden ?

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