Statt darauf rumzureiten, Bummler, sollten wir über die Schwarze Pädagogik diskutieren, die keinesfalls ein Kampfbegriff war, wie Eule es meint, sondern einen Erziehungsstil beschrieb, der bis weit in das 20te Jahrhundert in Europa vorherrschend war – in der DDR sogar bis zum Jahr 1990, obwohl diese Art von Erziehung dort auf dem Papier nicht stattfand. Z.B. war dort das Schlagen der Kinder schon seit 1949 verboten - in der Bundesrepublik erst im Jahr 2000 -, aber es gibt ja auch andere Formen der Repression.
Du willst Soziologie studiert haben und weißt nichts darüber? Nun gut, hier ein Zitat aus einem Buch, das Millionenauflage erlebte:Eule hat geschrieben:[…]Aria hat geschrieben:Noch in den konservativen 50er und 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts war es Konsens in der Wissenschaft wie in der Gesellschaft, dass man Babys nachts ruhig schreien lassen sollte, sonst gewöhnten sie sich daran, dass sie mit dem Schreien jederzeit ihre Eltern herbeirufen können: Eltern würden dann zur Sklaven ihrer Kinder werden. In den liberalen 70er Jahren fand dann ein Umdenken statt, was bis in die 90er und 00er Jahre andauerte.
Ich weiß nicht, aus welchem Lehrbuch du diese deine Erkenntnis gezogen hast, mir ist ein derartiges Buch noch nicht unter die Augen gekommen.
So forderte Haarer, wenn das Kind schreit und auch der Schnuller als „Beruhigungsmittel“ versagt, „dann, liebe Mutter, werde hart! Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder es auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen.“
Das Buch heißt „Die (deutsche) Mutter und ihr erstes Kind“ und wurde auch nach dem Krieg verkauft – Zitat aus der Wikipedia:
Auch nach 1945, bis in die 70er Jahre fand sich Haarers Buch in einer entschärften Fassung in fast jedem Haushalt der Bundesrepublik. Nach 1945 wurde das Buch unter Weglassung von „deutsche“ im Titel und einigen Retuschen veröffentlicht. Es gab häufige Neuauflagen, zuerst im kirchlich-evangelischen Verlag Lätare, Nürnberg 1949, ab 1951 ohne die härtesten NS-Begriffe beim Carl-Gerber-Verlag, Nürnberg, dort zuletzt eine angeblich „Völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage“ im März 1996.
Die Publikation erreichte bis 1987 eine Gesamtauflage von ca. 1,2 Millionen. Noch in den 1960er Jahren diente es als Lehrbuch in Berufs- und Fachschulen, z. B. bei der Ausbildung von Hauswirtschaftslehrerinnen, die dieses „Wissen“ dann wiederum ihren Schülerinnen andienten.
Du kannst das nur sagen, weil du meinen Hinweis auf eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Jahr 2016 übergangen hast. Diese Arbeit wird natürlich auch kritisiert, schließlich ging das kürzlich durch fast alle Medien – hier ein Beispiel: Babys schreien lassen? Warum die Australien-Studie lügtEule hat geschrieben:Das ist eine Haltung, die nur von den Menschen vertreten wird, die keine kleinen Kinder haben oder nicht mehr haben. Diese Stimmen hat es schon immer gegeben und wird es auch weiterhin geben.Aria hat geschrieben:Jetzt, in der sich wieder dem Konservatismus neigenden Gesellschaft, werden Stimmen* laut, die wir als überwunden glaubten: Alles hat zu funktionieren – auch das Kind. Funktioniert es nicht, muss es dazu mit Disziplinierungsmaßnahmen gebracht werden. Und das von klein auf.
Überlege mal, was im Kopf eines Kindes entsteht, das weiß, dass sich seine Eltern das hohe Schulgeld quasi vom Mund ersparen müssen.Eule hat geschrieben:[…]Aria hat geschrieben:Das setzt sich später in der Schule fort – die Privatschulen, in denen meist strengere Regimes herrschen als in den staatlichen, haben Hochkonjunktur. Aber das ist es nicht allein: Schon die Tatsache, dass Eltern das meist hohe Schulgeld aufbringen, dient der Disziplinierung des Kindes. Durch Schuldgefühle, die entstehen würden, wenn das Kind die gesteckten Ziele nicht schaffen sollte.
An der Höhe des Schulgeldes kannst du den Grad der "Disziplinierung" des Kindes nicht messen. Ja, ich weiß, jetzt wirst du mir mit Argumenten kommen, dass dieses in den britischen Internaten so sei. Hast du da Erfahrung? Woher beziehst du diese Gewissheit?