Jahrelang habe ich mit dem Gedanken gespielt, mal den Harzer Naturistenstieg zu wandern und damit meine Nacktwanderpremiere zu erleben. Nun habe ich es, am Donnerstag, endlich umgesetzt - und es nicht bereut.
Die Anfahrt ist zwar mit knapp 2 Stunden nicht ohne und vor allem das Stück von der A38/Sangerhausen bis Wippra zieht sich ziemlich (schmale, sehr kurvige Landstraßen), immerhin war aber der letzte Abschnitt von Wippra bis zur Talsperre nicht in so schlechtem Zustand wie vielfach beschrieben. Offenbar wurden hier kürzlich die Schlaglöcher des Schotterweges ausgebessert. Insgesamt ist die Gegend wirklich sehr abgelegen und ruhig.
Endlich an der Talsperre angekommen, fuhr ich noch die ca. 200 Meter weiter zu dem kleinen oberen Parkplatz, der näher am Beginn des Naturistenstieges liegt. Dort stand auch nur ein weiteres Auto.
Ich fand den Beginn des Weges und auch die "Ausziehstelle" mit Bänken, Tisch und Stempelstelle (der Stempel ist allerdings nicht mehr zu gebrauchen). Dort entledigte ich mich meiner Kleidung und merkte bereits, dass die Gegend wohl sehr reich an Fliegen ist. Diese scharten sich sehr zahlreich um mich und begleiteten mich auch auf der gesamten ersten Hälfte des Weges, an der relativ ufernahen Strecke. Solche Mengen an Fliegen kenne ich sonst nur in der Nähe von dörflichen Misthaufen, behaupte aber mal, nicht derartig zu riechen...
Stechmücken oder Bremsen begegneten mir aber zum Glück während des ganzen Tages nicht, so dass ich den Ausflug ohne Stiche überstand. Dies kann aber vermutlich zu anderer Jahreszeit bzw. bei feuchterem Wetter durchaus anders sein. An diesem Tag wirkte alles sehr ausgetrocknet und es hatte tagelang nicht geregnet. Daher waren auch die Wege insgesamt alle gut begehbar.
Ich kam an der recht schattigen Badestelle, am Ende der Talsperre, vorbei - die allerdings nicht so sehr zum Baden einlud - und machte mich dann an den Aufstieg ins "Landesinnere", von der Talsperre weg. Bis dahin waren mir keinerlei Nackte begegnet, ansonsten lediglich zwei Radfahrer (bzw. in diesem Falle -schieber) und eine Familie mit Hund, alle in Textil - außer der Hund, versteht sich.
An dem Punkt, wo der Hauptweg und die Alternativstrecke zusammentreffen, begegnete mir dann ein sehr sympathischer weiterer Nacktwanderer, mit dem ich dann den Rest der Strecke gemeinsam wanderte. Allerdings muss gesagt werden, dass die Beschilderung des Weges ab hier deutlich nachließ und wir liefen - wie wir im Nachhinein merkten - meist nicht mehr auf dem offiziellen Weg. So suchten wir vergeblich nach dem Teich mit Rastplatz, kamen statt dessen an eine große Wiese mit einer Furt ganz nahe der Zufahrt zur Talsperre. Und wenig später fanden wir uns überraschend am Parkplatz wieder ("Ups, da steht ja mein Auto!"), obwohl wir dachten, wir hätten noch den gesamten Rückweg vor uns. Merkwürdigerweise war dieser eigentlich vollkommen falsche Weg aber mit gelbem N gekennzeichnet, obwohl er auf der Karte gar nicht vorhanden ist.
Nahe des Parkplatzes sahen wir dann noch einen weiteren Nacktwanderer, der die Tour gerade erst begann. Ansonsten war uns niemand mehr begegnet, was aber an einem Werktag im Spätsommer nicht sehr verwundert.
Da wir nun schon recht zeitig mit der Wanderung fertig waren, gingen wir - wieder mit kurzer Hose bekleidet - noch von der Staumauer an das sonnenbeschienene Nordufer der Talsperre, wo es sich herrlich nackt baden und sonnen ließ. Der Abstieg zum Ufer war allerdings sehr steil und ist sicher nicht jedermanns Sache. Das Wasser war sehr angenehm und bot eine tolle Erfrischung. Eine Handvoll Badender alle paar hundert Meter waren hier zugegen.
Fazit: Sicher gibt es an den Wegmarkierungen einiges zu verbessern, insbesondere im Bereich der großen Erweiterungsrunde. Und die eine oder andere Rastmöglichkeit zwischendurch wäre toll (die einzige an dem kleinen See haben wir ja nicht gefunden). Insgesamt aber muss ich Sagen: Trotz weiter Anfahrt gerne im nächsten Jahr mal wieder! Denn das Nacktwandern ist einfach ein tolles und wahnsinnig befreiendes Gefühl, das ich gerne wieder erleben möchte!
Ich hoffe, dieser kleine Bericht beantwortet zum einen die von mir selbst in diesem Thread eingebrachten Fragen einigermaßen, zum anderen ermutigt er vielleicht auch den einen oder anderen, der vielleicht auch schon länger mit dem Gedanken an eine Nacktwanderung spielt, aber noch zögert.