Zett hat geschrieben:Wer unbedingt meint, auf den Fersen landen zu müssen - und deshalb natürlich gedämpfte Schuhe benötigt -, der kommt logischerweise mit Gummistiefel nicht zurecht. Dies ist aber eine völlig andere Laufart.
Das ist richtig, das ist eine ganz andere Laufart. "Wer unbedingt meint..." ist aber nicht passend ausgedrückt, denn es gibt doch recht viele, die schaffen es einfach nicht, sich auf einen Ballenlauf (=Vorderfußlauf) umzustellen. Ich war ja nun viele Jahre aktiv dabei und war über einen Zeitraum von 22 Jahren jedes Jahr mindestens einen, manchmal bis zu sechs Marathon gelaufen (und auch mal 80 Km) und hatte über ca. 10 Jahre auch an mehreren Triathlons pro Jahr teilgenommen.
Mit nachfolgenden Ausführungen möchte ich erklären, warum ich die Ansicht vertrete, dass man niemandem, der nicht gerade wegen eines aktuellen Problems den Laufstil gründlich ändern müsste, vorhalten sollte, es sei nicht gut, mit den Füßen auf den Fersen zu landen.
Da war eine lange Zeitspanne mit einem professionellen Trainer dabei und vor allem hatte ich viel Kontakt mit mehreren 100 Läufern der damals vier großen Vereine unserer Region (in der Mannschaftswertung, z. B. Halbmarathon-Staffel, hatten wir auch mehrfach einstellige Platzierungen). Ich denke, da bekommt man schon so einiges mit, wie unterschiedlich die Leute laufen und welche Problemchen so auftreten. Auf jeden Fall gab es nicht wenige, denen die Fachleute gesagt haben, sie sollen sich wegen ihrer Gelenkprobleme unbedingt auf den Ballenlauf umstellen, um die Belastung zu vermindern. Ein paar wenige haben das geschafft, die Mehrzahl aber nicht. Denen würde ich keinesfalls unterstellen, dass sie unbedingt meinten, auf den Fersen laufen zu müssen, sie konnten es aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht weiß, nicht anders.
Was mich betrifft, kann ich durchaus auch gut auf dem Vorderfuß laufen. Bei Bergläufen - hatte ich auch einige mitgemacht - trainiert man das an den Steigungen aufwärts ohnehin. Bei schnellen Volksläufen und beim Marathon, damals, als es mir noch auf die Zeit ankam (obwohl das Wettkampftempo bei mir nie wirklich schnell war, ich kam bei den Langstrecken nicht unter 4 min/Km - auch auf der 10-Km Strecke die 40 min nie geknackt, was mich damals genervt hat), war ich aber eindeutig im Fersenlauf schneller als mit dem Ballenlauf, außerdem hatte ich Ballenlauf im Wettkampftempo nie über mehr als ca. 10 Km durchgehalten. Dann bekam ich nämlich Wadenkrämpfe. Möglicherweise war das auch der Grund bei denen, die versucht hatten den Laufstil umzustellen und es nicht geschafft haben.
Die Marathon-Barfuß-Läufer (das war so eine Mode in den 1990ger Jahren) liefen dabei auf den Ballen (auf Asphalt wirklich für die 42,195 Km zu hart auf den Fersen). Das waren zum Teil aber welche, die sonst mit Laufschuhen den Fersenlauf bevorzugten.
Im Endeffekt war jedenfalls meine Beobachtung unter wirklich vielen Läufern die, dass die Fersenläufer mit gut gedämpften Laufschuhen im Durchschnitt nicht mehr Gelenkprobleme bekamen, als die Ballenläufer. Die Fersenläufer mussten wohl beim Laufschuhkauf etwas tiefer in die Tasche greifen (> 160 € bis > 200 € ist da normal), und diese wegen der hohen Abnutzung des Fersenbereichs auch früher wieder gegen neue Schuhe austauschen, als die Ballenläufer. Wenn sie das beachtet haben, gab es eigentlich keinen Grund mehr, den Laufstil komplett zu ändern. Ein Mal war mir der "Air-Dämpfer" in der Sohle geplatzt. Da geht nur noch Ballenlauf. Ohne den die restlichen 10 Km laufen zu können, hätte ich langsam gehen müssen. Es kann also manchmal ganz gut sein, so wenigstens Laufen zu können, auch wenn man es nicht bevorzugt tut.
Wichtiger erscheinen mir die kleineren Änderungen des Bewegungsablaufs gemäß Wim Luijpers zur Änderung der Belastung, die man immer wieder streckenweise während einer längeren Strecke vornehmen kann, egal in welchem Grund-Laufstil man läuft. Ich gehe sogar so weit, dass ich auch zwischen Fersenlauf und Ballenlauf während eines langsamen Ausdauerlaufs wechsle. Damit werden sowohl die Muskeln vielseitiger in Schwung gehalten, als auch die Gelenke in keiner Richtung zu lange einseitig belastet. Ich spreche für mich nur noch von Ausdauerlauf und nicht mehr von Training, weil die Geschwindigkeit überhaupt keine Rolle mehr spielt (inzwischen in der Regel oft sogar über 7 min/Km), sondern nur noch das Durchhalten der Strecke.