Das mit der Geschwindigkeit ist eine unzulässige Verkürzung/Vereinfachung des Problems auf eine vermeintlich einzige Ursache. Wahr daran ist nur, dass sich die Fake News mit Hilfe des Internets schneller verbreiten als früher, aber das gilt auch für die Richtigstellungen. Das hebt sich also auf.Bummler hat geschrieben:Süddeutsche hat geschrieben:Die Aufregung um Fake News illustriert, wie diese beiden Leugnungen die Demokratie zu ewiger Unreife verdammen, weil sie sich weigern, anzuerkennen, dass Fake News eine Konsequenz aus dem Geschäftsmodell des digitalen Kapitalismus sind.
http://www.sueddeutsche.de/digital/face ... .3337982-2
Da brauch man dann das Neue Deutschland gar nicht mehr lesen, so richtig ist das.
Nein, die Kernfrage, warum Lügen überhaupt Erfolg haben können, wurde bereist beantwortet: Es ist die Denkfaulheit des Menschen und seine Neugier. Die Massenblätter verkaufen sich schon immer über Schlagzeilen, und die seriösen über Abos. Die Medien (inkl. Facebook) sind also nicht die Ursache – sie liefern nur, was ihre Kundschaft verlangt. Wenigstens in der freien Welt ist dem so, nur die Diktaturen maßen sich an zu bestimmen, was ihre Untertanen zu sehen bzw. zu lesen bekommen dürfen.
Es gibt aber nicht nur Diktaturen im politischen Sinn, es gibt sie auch auf anderen Gebieten. Zum Beispiel auf dem Gebiet des Geschmacks. Da wird unterschieden zwischen dem guten und schlechten Geschmack, wobei man sich selbst gern bescheinigt, den guten zu haben. Vor allem bei Kunstwerken kommt das zu trage: Man sagt, dies und jenes sei geschmacklos, oder, besonders beliebt, überschreite die Grenze des guten Geschmacks. Was dann Bürgerinitiativen auf den Plan ruft, die die Entfernung des Kunstwerks – oder vielmehr: Machwerks! – verlangen.
Ein anderes Gebiet, in dem diktatorische Tendenzen sichtbar sind, ist die der Moral. Und siehe da: Auch hier hat man Moral gern auf seiner Seite. Ganz selbstverständlich wird gefordert, dass dieses oder jenes nicht erlaubt gehöre, dass es, wenn überhaupt, nur den Erwachsenen zugänglich gemacht werden dürfe, am besten aber – natürlich zum Wohle der ganzen Gesellschaft! – ganz verboten werden sollte.
Dazu gehört auch, was Herr K. aus B. hier gesagt hat
Ich möchte hier lediglich hinzufügen, dass da nicht nur Sommerlöcher gefüllt, sondern auch die Erwartungen der Leser bedient werden.Herr K. aus B. hat geschrieben:Wie oft haben die Medien das Sommerloch mit Artikeln über Nacktjogger gefüllt. Immer frivol und verhängnisvoll im Beginn, dann die obligatorische Mutter mit Kind oder hilflose Seniorin.
Am Schluss dann der zu erwartenden Richterspruch und die Warnung an die Leserschaft vor Nachahmung.
Als Illustration dazu: Als ein Bekannter von mir einmal an die Süddeutsche schrieb, warum sie das Schiele Bild, um das es im Artikel über eine Ausstellung ging, nicht veröffentlich haben, bekam er zur Antwort: Wir sind eine Familienzeitung, auch Kinder könnten das Bild zu Gesicht bekommen, was viele der Leser nicht wollen würden. Aber in den Texten, zumal in den Interviews, würden sie z.B. nicht von vulgären Ausdrücken zurückschrecken, was einige der Leser auch bemängeln, aber da Kinder die Zeitungsartikel nicht lesen, würden diese dadurch nicht gefährdet.
Egal: In Bezug auf Fake News wird im deutschen Justizministerium ein Gesetz vorbereitet, das für die Verbreitung von solchen Nachrichten Strafen bis zu 50 Millionen Euro vorsieht, wenn sie sie nicht innerhalb von 24 Stunden löschen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit: Wie soll ein Unternehmen wie Facebook entscheiden, ob ein Beitrag, wie von einem x-beliebigen Leser gemeldet, tatsächlich Strafbares enthält. Um auf der sicheren Seite zu stehen, wird also erst mal alles gelöscht, was gemeldet wird. Siehe dazu auch diesen Artikel der Zeit – Zitat:
Weiterhin besteht die Gefahr, dass Nutzer auch missliebige Inhalte und Äußerungen melden oder Äußerungen, die unter die Meinungsfreiheit fallen. Wie die Netzwerke binnen 24 Stunden entscheiden sollen, was strafbar ist und was nicht, ist bisher unklar.
Außerdem würde das nur für Strafbares gelten. Aber was ist mit allen anderen Fake News, schließlich ist das Lügen an sich nicht strafbar: Man kann immer sagen, man glaube das und jenes tatsächlich – irren ist menschlich und ist durch die Meinungsfreiheit auch gedeckt.