Juhu,
nach langer Zeit war ich am Mittwoch mal wieder auf die einzig wahre Art draußen in der Natur unterwegs. Und, nun ja, lest selbst was vorgestern so passiert ist...
Ich hatte ja schon eine Menge
lustiger Begegnungen bei meinen Wanderungen, aber heute hatte ich die
unerwartetste Begegnung überhaupt! Denn, wen trifft man wohl, wenn man spontan eine Nacktwanderung in der
Sächsischen Schweiz macht? Natürlich,
andere Nacktwanderer, die da auch gerade spontan unterwegs sind...
Aber der Reihe nach. Der letzte richtig warme Tag vor dem Temperatursturz sollte heute werden. Den wollte ich natürlich nicht verpassen, außerdem habe mich schon viel zu lange nicht mehr bewegt. Also flugs Sachen gepackt, und um 7 Uhr früh am Bahnhof aufgeschlagen. Wie üblich brauche ich für die ersten 238km nur 2 1/2 Stunden, und für die restlichen 9km nochmal anderthalb mit Fähre und Tram...
In
Beuthenfall (unten im schattigen Tal) ist es überraschend windig und kalt, also gibt es eine kurzentschlossene Planänderung, ich stiefele erstmal eine Station weiter zum
Lichtenhainer Wasserfall, und trinke einen heißen Tee. Dadurch muss ich auch die Ankunft der Nacktwandergruppe unten am Parkplatz verpasst haben, die just um diese Zeit dort eintrudelten.
Frisch gestärkt, und von solchen Dingen nichts ahnend, ziehe ich mich an meinem üblichen Versteck erst aus, und dann los, hoch zu den Felsen (die, wie mir von einem in solchen Dingen versierten Nacktwanderer versichert wurde, hier "Steine" genannt werden).
Die
erste sehr ulkige Begegnung habe ich gleich dort an eben selbigen. Ein Pärchen kommt mir entgegen, sie sieht mich, und macht dann zu ihrem Freund eine Bemerkung, über die ich immer noch nicht hinweg komme:
"Ah, der junge Mann da sieht so aus als ob er sich hier auskennt." Ich weigere mich jetzt einfach mal, darüber nachzudenken, woran sie das erkannt haben will, aber Recht hat sie ja, und zur gesuchten
Häntzschelstiege konnte ich auch erfolgreich den richtigen Weg weisen. Sie lassen mich auch netterweise vorbeigehen, dann als
jemand der sich hier auskennt bin ich auch bestimmt schneller als sie.
Als ich an gesuchter Stiege Zugang vorbeikomme, höre ich von oben verdächtiges Klimpern und Klirren, was auf Leute mit Sicherungsgeschirr und demzufolge Warteschlange am Einstieg schließen lässt. Schade, aber das dauert mir zu lange, also weiter zur
Zwillingsstiege nebenan.
Die Zwillingsstiege im unteren Teil, eine schräge Kombination aus Bügeln und Felsstufen...Oben auf der
Affensteinpromenade kommt die
zweite Begegnung des Tages, die dazu führen wird, das ich die
Häntzschelstiege heute
doch nochmal komplett gehen werde. Dann ich höre Stimmen, die mir zu meiner Überraschung irgendwie bekannt vorkommen... Das gibt's doch nicht, das kann doch gar nicht sein, wer sitzt denn da in den Felsen, die haben ja gar nix an, oder spinn ich jetzt?
Die
Nacktwanderfreunde der
Sächsischen Naturisten sitzen da gemütlich und halten Mahlzeit. Ich schleiche mich von hinten an, und meine entrüstet:
"Iiiih, die sind ja alle nackt!", was nur zu einem entspannt gebrummelten
"Mhh, jo, na klor" führt, gefolgt von einem erstaunten
"Mensch, das gibbts ja gor net, was mochst duddenn hier?"Die Vier haben vor, heute die "Stiegentour" zu laufen, was die drei großen Stiegen im Elbsandsteingebirge beinhaltet:
Häntzschel-,
Zwillings- und die grandiose
Rübezahlstiege. Ein Plan, dem ich mich gerne anschließe.
Zwillingsstiege haben wir alle schon hinter uns, aber zu meiner Überraschung wird auch der obere Teil der
Häntzschelstiege konsequent ignoriert, schade denke ich, aber falsch gedacht, wir steigen in einer großen Schleife über die
Wolfsstiege (mit einem interessanten kleinen technisch anspruchsvollen Stück im Abstieg) nochmal nach unten, um die Häntzschel komplett zu gehen.
Unten am Einstieg werden wir von einem Pärchen in schicken Sportklamotten etwas zweifelnd gefragt, ob wir denn Erfahrung damit hätten, die Stiege ohne Sicherungsausrüstung zu machen, ihre haben sie nämlich zuhause vergessen. Was unseren barfuß wandernden Guide zu begeisterten Erklärungsausbrüchen veranlasst (Kurzform: Nein, braucht man nicht). Ich nicke nur bestätigend und meine,
aber ohne Schuhe würde ich die auch nicht machen. 3D-Foto vom Ende der Querung im senkrechten Fels.Da hatte man schon wieder festen
Boden unter den Füßen, weiter vorne stand man noch nur auf Klammern...
Und ein Stück weiter oben...
... ist dann die Leiter mit links dem Kabel, an dem ich mir letztes Mal die Hand aufgerissen habe. Am oberen Ende kommt eine Gruppe Mädels minutenlang nicht mehr aus dem Kichern und Rumgealbere heraus, wie wir es uns da auf den Felsen (pardon, Steinen) gemütlich machen.
Es ist aber auch zu gemütlich hier...Der Weg zur
Rübezahl- führt über die
Heilige Stiege, es geht nochmal komplett runter ins Tal, wobei ich wenig überraschend mich viel besser unterhalten kann als auf meinen sonstigen Wanderungen...
Die Rübezahlstiege ist (mit Absicht!) schwer zu finden, so muss man ab und zu mal Ausguck halten:
Da lang ist bestimmt auch falsch...So wäre das wohl, wenn ich wieder alleine hier herumstolpern würde, zum Glück habe ich ja Leute dabei, die sich auskennen. Und so sind wir halbe Stunde später ohne jegliche Verirrung des Weges auch schon da:
Unteres Ende der Rübezahlstiege. Man beachte die Klammern im Fels.Die Stiege ist grandios wie immer, in dem engen Schacht ist es so eng, dass ich mir den Ellenbogen aufschramme....
... und außerdem habe ich mir noch meine Sonnenbrille in die Stirn gerammt... Oben gibt es große Brotzeit auf einem einsamen versteckten wunderbaren Aussichtspunkt, und ich habe Zeit, noch etwas herumzutollen:
Die Natur ist der schönste Spielplatz!Die anderen wollen danach zurück nach
Beuthenfall zum Parkplatz, da ich noch anderthalb Stunden Zeit habe bis meine Tram kommt, verabschiede ich mich, um noch ein paar von diesen schwarzen Kletterpfaden zu erkunden. Ich krieche wieder unter diesem Felsüberhang hindurch (hui), verlaufe mich in einer großen Schleife und lande am
kleinen Kuhstall, quasi wo ich gerade hergekommen bin.
Einer von bestimmt 12 Kuhställen hierKeine Zeit, ich muss weiter, nochmal kurz verlaufen, dann Abstieg Richtung
Frienstein, ich klettere wieder durch das Loch auf die
Affensteinpromenade, und entdecke eine sehr einsame kleine Stiege, die
Wolfsfalle, die ihren Namen verdient, sehr aufregend.
Durch Verlaufen und Umwege bin ich knapp dran, ich hetze abwärts Richtung
Beuthenfall zu meinem Versteck, und treffe genau da meine Leute wieder, die gerade gemütlich den Trail heruntergewandert kommen.
Zum Glück ist noch Zeit für ein nach der Anstrengung dringend notwendiges Bad in der
Kirnitzsch. Wie immer das beste am ganzen Tag, sich in dem eiskalten Wasser zu erfrischen:
Jedesmal eine Überwindung, aber wenn man erstmal drin ist, und danach, es ist einfach herrlich.Abgetrocknet, rasch angezogen (wobei ich ein paar
Ach so siehst du also aus! Kommentare über mich ergehen lassen muss
) und schon kommt meine Tram. Die anderen schlendern gerade die Straße entlang zu ihrem Auto, als die Tram an ihnen vorbeifährt. Lautes Gejohle und Winken auf beiden Seiten.
"Guck mal, Nacktwanderer", meinen die Leute neben mir, und
"Nacktbader auch, ich habe die grade im Fluss gesehen". Ich muss grinsen.
"Aber nackt Tram fahren geht nicht?" meint die andere. Ich lache und meine,
"Ne, also, das habe ich mal lieber nicht probiert..."Bei der
Semaphorenübergabe mit der entgegenkommenden Tram (wir hatten das blaue Stöckchen und bekamen das rote) meinte unser Tramfahrer zum anderen:
"Nackige hab ich gesehen...". "Hmmm... ?", "In Beuthenfall... !"Sachen gibt's!
Ja, schön war es vorgestern. Inzwischen ist Freitag, und ich bin in Schottland in den
Cairngorms, einer atemberaubend schönen Landschaft mit Hügeln und Seen und Schafen und engen Straßen.
Der durchaus nicht kleine Loch MuickDie Umrundung ist mit 3 Stunden angesetzt. Wir haben so unglaublich tolles Wetter, dass ich in dem See tatsächlich baden kann:
Eiskalt aber toll!Hier ist es flach, aber an einer anderen Stelle geht es gleich richtig steil runter, so dass ich sogar richtig ein Stück raus schwimmen kann. Ist das toll!
Und danach gemütlich in der Sonne trocknen...Wenn ich bedenke, dass ich in der Früh mit Fliesjacke losgegangen bin...
Schön war's, schon wieder! Morgen kommt die Queen, und wir werden den Schotten beim Baumstamm werfen, Steine stemmen und Dudelsack spielen (einem erschreckend eintönigem Instrument) zusehen...
Schöne Grüße nach Deutschland,
Marc