Thüringer hat geschrieben:Sorry, ich finde diese Diskussion seltsam und fast irgendwie scheinheilig.
Es ist doch eine Binsenweisheit, das die Globalisierung überall auf dieser Welt in den letzten Jahrzehnten die Schere zwischen Arm und Reich weiter geöffnet hat. Auf den Kanaren, in Deutschland, USA, Russland, China, überall. Mir fällt momentan kein einziges Land ein, wo das nicht so ist, kenne aber auch nicht alle, vielleicht ist Costa Rica die Ausnahme oder irgendeine andere Karibikinsel, vielleicht gibt es Pazifikinseln die da eine Ausnahme bilden. Ich glaube auch nicht, das Arme auf den Kanaren, die es zweifelsohne gibt, und ich finde es auch gut das Filme immer wieder darauf aufmerksam machen, schlechter oder besser dran sind als anderswo, man sollte das überhaupt nicht versuchen zu relativieren.
Aber wenn das so ist wie es ist: Wo darf ich dann mit guten Gewissen Urlaub verbringen ? Wo darf ich überhaupt mit guten Gewissen leben, denn in Deutschland gibt es natürlich auch diese Schere. Ich kann auch nicht wirklich beurteilen, ob die Touristenströme, die beispielsweise Fuerteventura in den letzten Jahren erreichten, mehr Fluch oder mehr Segen für die Insel ist. Nach meinen persönlichen Eindrücken gab es Fehler und man ist dabei einiges zu korrigieren, aber das die Insel von Touristen überschwemmt ist kann ich nicht erkennen.
Natürlich ist es so das Fuerteventura für die einen im Urlaub eine Trauminsel ist und ein anderer fühlt sich dort wie in der Verbannung. Das ist aber völlig normal und auch gut so, nicht auszudenken wenn es „das Urlaubsziel“ für alle geben würde.
LG Thüringer
Natürlich gibt es überall diese Schere zwischen Arm und Reich. In jeder Stadt, vor allem den größeren Städten. In kleineren oder gar Dörfern gibt es meistens den alten Kern und die neuen Siedlungsgebiete.
Ich wohne z.b. auch in einem Urlaubsgebiet. Aber ich leide nicht darunter. Die Ortschaften, die jetzt rund um die Seen liegen, gab es ja vorher auch. Und es hat sich natürlich da viel getan. Viele ehemaligen Bauernhöfe haben ihre Gebäude umgebaut, Pensionen oder Fewos daraus gemacht. Es entstand ein völlig neues Erholungsgebiet mit Gaststätten, Hotels und Campingplätzen. Viele Restaurants oder CAfes sind regelrecht aufgeblüht. Es entstanden natürlich auch etliche neue Abeitsplätze. ABer keiner der Leute, die vorher hier wohnten, hat einen Nachteil dadurch.
Auf Inseln wie den Kanaren war das natürlich völlig anders.
Am besten liest man sich dazu auch mal den Wikipedia-Beitrag über die Inseln durch.
Wenn man bedenkt, daß den 2,1 Mio Einwohnern 13.1 Mio Touristen jährl gegenüber stehen, ist das natürlich was ganz anderes, als wenn in einem fest etablierten deutschen Urlaubsgebiet mal ein paar Mio Urlauber kommen.
Urlaub kann man auf die unterschiedlichsen Arten verbringen. Wer es sich einfach macht, der fährt oder fliegt einfach in ein All-inclusive Hotelanlage und bekommt von Land und Leuten so gut wie nichts mit, außer was man den Massen so scheinbar vorsetzt.
Meine Tochter und ihr Mann waren z.b. auch schon mal in Thailand. Aber ein Hotel hatten sie nur in der 1. Nacht nach der Ankunft. Den Rest organisierten sie sich selbst, reisten in Bussen und Zügen mit den Einheimischen, wohnten in kleinen Pensionen, die Einheimischen gehörten und suchten sich ihre Ziele, was sie sehen wollten, selbst. Da hatten sie auch Gelegenheiten, sich mit Einheimischen zu unterhalten, zu sehen, wie die Leute eigentlich leben, abseits von den Massentoruismus-Trampelpfaden. Also eben als Rucksacktouristen, wie das so nett heißt.
Wenn ich Camping mache, nutze ich auch keine Fewos, die eigentlich Wohnraum der Einheimischen waren. Auf Campingplätzen gibt es natürlich auch Fewos oder Bungalows, aber die sind eben für die Urlauber gebaut worden.
Und wir hatten auch schon Gelegenheiten, Einheimische persönlich in ihrer Wohnung, ihrem Umfeld und ihrer Lebenssituation kennenzulernen. In Kroatien ist das jedenfalls auch damals (1974/75) nicht so gewesen, daß die Leute unter den Touristen gelitten haben. Sie haben etwas daraus gemacht, um etwas davon zu haben. Vor allem die vielen kleinen gemütlichen Restaurants auf dem Land. Man kann die Situation dort jedenfalls nicht so mit der auf den Kanaren vergleichen.