@ Ralf
Wenn ich mir den Umgang der brasilianischen Regierung mit ihren Ureinwohnern anschaue - da kann ich Dir nur wenig Hoffnung machen.
Stimmt. Das beobachte ich schon seit Jahrzehnten.
Der Sache nach will ich Dir da gar nicht mal widersprechen.
Schön, dieses freut mich.
Allerdings muss man dann bei einer Bestandsaufnahme des derzeit in D-Land vorhandenen Gesellschaftsmodels auch berücksichtigen, was die finanzielle Grundlage unserer Lebensweise ist.
Diesen Gedankengang würde ich so nicht verfolgen. Es geht ja nicht darum, diese "ideale Gesellschaft" bei uns hinein zu kopieren. Wir sind aufgrund unserer Mentalität hierzu zumindest jetzt noch nicht in der Lage dazu. Was wir können und sollten, uns mal mit der Frage beschäftigen, was wir tun könnten, um diesen Idealzustand nahe zu kommen. Die erste christliche Gesellschaft im Sinne dieser Idealgesellschaft ist an den Gründen gescheitert, die du schon selbst als Hinderungsgründe für die Verwirklichung dieser Idealgesellschaft bei uns benannt hast. Der zweite Versuch in diese Richtung ging fehl, weil Karl Marx seine Philosophie auf eine Gesellschaftsform abstimmte, die es so noch nicht gab, er jedoch als zwingend so kommend ansah. Seine Gedanken und seine Analyse der Lage der Menschen in der vorindustriellen Zeit waren durchaus richtig. Nur seine Einschätzung der weiteren Entwicklung trat so nicht ein und somit ist dieses sein Modell gescheitert. Lenin und insbesondere Stalin haben diese Philosophie so grundlegend verändert, so dass diese von Karl Marx anvisierte Idealgesellschaft nicht mehr im Focus der Betrachtung stand.
Realpolitik muss immer die Realität sehen und beachten, wie diese ist und sich darstellt. Aber sie sollte auch ein gewisses Quantum an Visionen zu einer Hinführung zur Idealgesellschaft haben.
Im Klartext: unser Wohlstand basiert zu einem große Teil darauf, dass wir die Menschen und die Umwelt in anderen Ländern ohne jede Rücksicht ausbeuten.
Diese deine Aussage kann ich voll und ganz unterschreiben.
Sorry Eule, aber die wirtschaftlichen Grundlagen unsereres Gesellschaftssystems und des ganzen Staates sind bis in den Kern absolut krank und pervertiert.
Hier bin ich nicht so pessimistisch, wie du es zu sein scheinst.
Und da machst Du Dir Gedanken, was wir von so einem indianischen Gesellschaftsmodel lernen könnten?
Ja, wer aufhört zu lernen, hört auf zu leben. Es geht hier um ein Lernen und nicht um ein Kopieren oder Nachmachen. In welchem Umfange das Gelernte sich auch in unsere Realität umsetzen lässt und welche Zeit wir hierfür brauchen, ja das ist ein jedes Mal eine spannende Frage. Nur so lässt sich Politik gestalten. Wer das nicht macht, wird zu einem Getriebenen und ist kein Gestalter mehr.
@ riedfritz
Bei diesen unterschiedlichen Standpunkten glaube ich eher dem Argument von Ralf.
Die Indianer im Amazonasgebiet haben ein großes Problem anderer Zivilisationen nicht und zwar den Zwang zur Lagerhaltung um z.B. Winterzeiten durch Vorratshaltung überbrücken zu müssen. Dieser Zwang fördert mit Sicherheit Eigentums-u. Besitzdenken und bei zu großen Gruppen schwindet der Solidaritätsgedanke, je weiter verzweigt die Verbände sind.
Es kommt jetzt nicht darauf an, wer oder welche Gesellschaft welche Zwänge hat, es kommt hier auf die Mentalität und auf die Bereitschaft an, von anderen Gesellschaften zu lernen. Nur zum Nachdenken, die Lebensumstände der Indianer im Amazonasbecken sind sehr hart und kein Zuckerschlecken. Die Anforderungen zum Überleben dort unterscheiden sich von denen hier bei uns. Es kommt nur darauf an, mit welcher mentalen Strategie das Leben gemeistert und organisiert wird.