Aria hat geschrieben:Bummler hat geschrieben:Interessant übrigens in diesem Zusammenhang, der Untergang der römischen Republik und der Übergang zum römischen Kaiserreich ca. 30 vor unserer Zeitrechnung unter Octavian.
Aus Wikipedia:
Unter der Devise der Wiederherstellung der Republik – restitutio rei publicae – betrieb er in Wirklichkeit deren dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie in Form des Prinzipats. Damit setzte er dem Jahrhundert der Römischen Bürgerkriege ein Ende und begründete die julisch-claudische Kaiserdynastie. Seine Herrschaft, nach außen durch zahlreiche Expansionskriege geprägt, mündete im Inneren in eine lang anhaltende Konsolidierungs- und Friedensphase, die als Pax Augusta verklärt wurde.
Fettschrift durch mich. Ich fürchte, genau das steht uns auch bevor. Aber muss man sich vor einer "Friedensphase" wirklich fürchten?
Du hättest im Zitat besser ein anderes Wort fettschreiben sollen: verklärt.
Hätte ich machen können, aber ich hätte auch die "dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie" hervorheben können. Das ist doch der eigentlich interessante Fakt. Denn Octavian und davor Caesar konnten ja nun nicht einfach die Republik kippen und die Monarchie ausrufen. Sondern sie änderten die Machtverhältnisse mithilfe eines Teils des Volkes, nämlich dem Teil, der keine Aufstiegschancen mehr hatte.
Das Land (also der Ackerboden) war aufgeteilt und die großen Eroberungen vorbei (also die Raubgüter blieben aus), die Bevölkerung wuchs, aber der Wohlstand blieb den Vermögenden vorbehalten. Da diese meist auch die Konsuln stellten, war das Mitspracherecht der Plebejer letztendlich beschnitten. Bei Geo Geschichte gibt es da so interessante Heftchen.
Das ist insofern auch interessant, weil ja z.B. die attische Demokratie von außen, also von Eroberern abgeschafft wurde, hier aber von innen.
Tja.
Wir dagegen leben in Deutschland seit mehr als 74 Jahren im wirklichen Frieden, der deswegen nicht verklärt werden muss. Nur die, die mal in einem Unrechtstaat aufgewachsen, gelebt und sich dort gemütlich eingerichtet haben, finden an Diktaturen nichts Schlimmes. Weil sie ihre eigene Vergangenheit verklären.
Für sie, die dort nicht erfahren konnten, was die bürgerliche Rechte für Menschen bedeuten können, sind diese Rechte natürlich entbehrlich oder nur insofern wichtig, dass sie dank dieser Recht ihren Unmut über diese Zumutung, Demokratie genannt, frei äußern können. Das ist etwas, was sie früher 40 Jahre lang nicht tun durften, und, sollten sie Erfolg mit ihrer Forderung nach der Abschaffung der Demokratie haben, auch wieder nicht werden tun dürfen.
Man könnte das auf die altbekannte Formel bringen: Sie wissen nicht, was sie tun. Oder: Sie wissen es - und gehen trotzdem sehenden Auges ins Verderben. Das erste ist entschuldbar, das zweite nicht.
Aria, ICH habe beide Systeme erlebt, in ihnen gelebt und das erste sowie das zweite kritisch betrachtet. Wenn du denkst, dass ich im Rückblick die vielen Sachen, die wirklich Scheiße waren, verkläre, dann irrst du nur. Ich hatte seinerzeit die Wende begrüsst und mich auf den demokratischen Rechtsstaat gefreut.
Jetzt bin ich nur noch desillusioniert. Das man nun Unmut frei äußern kann, ÄNDERT nämlich erst einmal gar nichts.
Warum sollte ich also dieses Privileg als etwas Bewahrenswertes sehen?
Im übrigen ist es m.E. völlig falsch mit dem Finger auf die Leute zu zeigen, die die Demokratie abschaffen wollen. Die werden das nicht schaffen. Das wird dann passieren, wenn diejenigen, die Geld damit verdienen, das der Sozialstaat abgeschafft wird, gewinnen.
Und die Gefahr gibt es offenbar, wenn ich Frank-Walter verstanden habe:
"Technologie mag unser Leben verändern, aber den Rahmen setzen wir! Ich bin davon überzeugt: Wir brauchen eine Ethik der Digitalisierung"
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
Es gibt also wieder so eine Situation, wie vor ca. 2050 Jahren, wo gesellschaftliche Umwälzungen anstehen. Wenn dann nicht die Verlierer der Umwälzungen gehört und versorgt werden, dann werden sich diese Menschen auch von dem politischen System abwenden.
Das ist so klar wie Kloßbrühe. Es geht also nur sekundär um die Populisten, primär geht es um Sicherheit und Wohlstandswahrung.
Das ist die Aufgabe, die die Demokratie erfüllen bzw. lösen muss und es ist eine ökonomische Aufgabe.
Denn das sozialistische System ist auch nicht wegen freiheitlichen Missständen untergegangen, sondern wegen materiellen.