von Kantianer » Do 2. Aug 2018, 23:34
O tempora, o mores
Wie schon die alten Römer richtig erkannten, ist Schönheit, Ästhetik, Bekleidung und vieles mehr dem Wandel der Zeit geschuldet.
Wenn wir die Änderungen, die wir durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse beschreiben können, dann ist das ein Phänomen, das jedem Betrachter gleich einsichtig ist.
Der Umgang im Alltagsleben ist ganz einfach bekannt. Einige Dinge sieht man entspannter andere wiederum, möchte man nicht als Dauerzustand haben. Kultur unterliegt immer der Bewertung der Mitmenschen nicht der eigenen.
Warum wird hier Nacktheit in Bezug auf FKK so heftig diskutiert. In einer Diskussion zu Nacktheit, in Bezug auf soziales Verhalten, kam die Frage auf, warum fällt einem das schroffe Verhalten, sei es Zustimmung oder Ablehnung, sofort auf? Die Antwort war einfach und sehr präzise. Über alles kann man getrost diskutieren. Argumente austauschen, diese oder jene Position beziehen, sich nackt machen tut man oder muss es lassen, es gibt nur, ja oder nein. Ein entweder oder gibt es nicht.
Kultur, gleich welchen Inhalts, gibt es, ob man aktiv und gestaltend mitwirkt oder sich nur als Trittbrettfahrer anhängt. Sie verträgt ein gewisses Maß an Kritik. Nur diese muss wohlwollend sein und keine zerstörerischen Züge haben.
Wie sagt doch eine Weisheit, wir leben alle unter dem gleichen Firmament, haben aber nicht den gleichen Erfahrungsschatz.
Was muss sich Campingliesel alles zu Gemüte führen. Sie ist eben in einer Zeit aufgewachsen in der FKK auf das Vereinsleben beschränkt war. Andere wiederum sind Ende 60er Jahre über das Baden an einem Baggersee, oder andere Örtlichkeiten zu FKK gekommen. Für die ist Vorstellung, einen Verein zu brauchen, vollkommen absurd. Wiederum für andere ist nackt in der Sauna, die absolute Grenze der Offenheit.
Selbst hatte ich Erlebnisse, die aber hier nicht angeführt werden sollten.
Die Kultur hat Merkmale, die wohl im Inhalt allgemein verbindlich sind, nur keinen Anspruch erheben das Gesetz zu sein. Im Vergleich zu denken ist hier an die Trachtenkulturen. Kennzeichnen sie doch Landschaften, wohl nicht immer mit der gleichen Ausstattung. Hier ist dabei zu denken ob es eine ärmere oder reichere Gegend war. Das lässt sich aus den verwendeten Stoffen ableiten. Selbst die Schuhe waren als einfache „Haferlschuhe“ gestaltet, oder aber in reicheren Gegenden als kniehohe Lederstiefel.
Zum Zeitgeist wenige süffisante aber doch die Spannweite des Zeitgeistes beschreibend.
So las ich in Beschreibungen über das Mittelalter, dass man hier zum Wochenende ganz selbstverständlich ins Badehaus ging. Der Mann nur mit einem Lendenschutz bekleidet. Die Frau hingegen nackt. Wichtig war jedoch die Haube. Desto höher diese war, desto höher war ihr Stand in der Gesellschaft.
Was erstaunlich zu lesen ist, im 17. Jahrhundert begann in England die Damenbekleidung am Bauchnabel, und ging dann abwärts. Es gibt sehr gehütet im Buckingham Palast Holzschnitte aus dieser Zeit, die selbst Prinzessinnen so zeigte. Es versteht sich wohl von selbst, dass die Plastiken nur einem sehr kleinen und stark selektiertem Fachpublikum zugänglich ist.
Man betrachte die Jürgen Roland Krimis, die fast ausschließlich am Hamburger Kiez, Mitte der 60er Jahre, spielen. Da kann man erkennen, das nur Bordsteinschwalben, als letztes Mittel der Anmache, den nackten Bauchnabel zeigen durften.
Heute ist das schon fast gang und gäbe. Selbst wenn es ab und zu in den Medien, eine künstlich entfachte Diskussion, über Wert und Unwert, dieser nackten Körperregion gibt. Wobei man am Münchner Hauptbahnhofe beobachten kann und da bin ich nicht alleine, dass junge Frauen, auf das Kopftuch nicht verzichten können. Darauf eine Designer-Sonnenbrille platzieren dabei einen Teil der Bauchregion durchaus unbedeckt lassen.
Auch das ist der Zeitgeist!
Eine nicht ganz ernstgemeinte Ansicht, warum junge Frauen und Männer nicht zum FKK gehen können?
Beim FKK trägt man keine Hose. Gesäßtaschen Fehlanzeige, in der man ein smart-phone platzieren kann. Ergebnis, ohne smart-phone ist man ohnehin schon nackt und dann noch kleiderlos, das geht dann auf keinen Fall.
Wie kann man FKK wieder mehr Atem einhauchen? Mit einem Tag der offenen Tür auf einem Vereinsgelände? Wenn ich da einen Werbefilm aus den ostdeutschen Ländern denke, habe ich so meine Zweifel. Die ältere Dame, die mit Herzblut das Vereinsgelände vorzeigt und das angezogen, wie auch die die Besucher, wird wohl wenig bewirken.
Das ist dann wohl eher Reklame als Werbung.
Vielleicht könnte sich der eine oder andere Verein dazu durchringen, dass Mitglieder in die vereinseigene Sauna Gäste aus dem sozialen Umfeld, mitbringen. Gegen einen kleinen Obolus, kann sich der eine oder andere erwärmen dieses Angebot zu nutzen. Wenn man dann Leute kennt, die ebenfalls unbeschwert nackt sind, ist meist das Eis gebrochen.
Oder aber es gibt FKK-Vereine, die in Saunen von Spaßbädern Gruppenrabatte bekommen. Diese dürfen auch an nicht Vereinsmitglieder abgegeben werden. Denn so können Badbetreiber Leute erreichen, die für sich einen Besuch nicht präferieren.
Für nicht wenige wird die Überlegung greifen, hier sind wir gemeinsam nackt und das ist angenehm. Warum soll das auf dem Vereinsgelände anders sein.
Das ist eine persönliche Schilderung. Sie wird aber erst dann gut, wenn die Gedanken mit weiteren Überlegungen ergänzt werden.
So etwa wie Mitglieder eines FKK-Vereines in ihrem Umfeld weitere Leute begeistern können.