Eule hat geschrieben:Ich will jetzt keine dümmliche Ost-West-Debatte auslösen, komme aber nicht darum hier festzustellen, dass ich diese deine Aussage als das Ergebnis einer DDR-Sozialisierung betrachte, auch wenn dieses nicht typisch für die DDR ist.
Da bin ich aber froh, das du diese Debatte nicht auslösen willst. Denn wie wir aus der Erfahrung wissen bringt das auch nichts. Du kannst erstens nicht zuhören und zweitens die andere Sicht nicht verstehen. Und akzeptieren sowieso nicht, was übrigens typisch westdeutsch ist.
Im übrigen bin ich froh über meine Sozialisierung, da sie mir die Grundlage gegeben hat die Dinge aus einem anderen Winkel zu sehen, nämlich aus dem eigenen Erleben eines totalitären Staates. Und beim Vergleich mit dem demokratischen habe ich da doch ganz andere Möglichkeiten des Vergleiches als du, der dies nur vom Hörensagen kennt.
Warum soll eine individuelle Freiheit ein Auseinanderfallen der Gesellschaft verursachen? Die Anerkennung der individuellen Freiheit ist doch nur die Anerkennung einer Vielfalt. Und die Existenz einer Vielfalt steht einem Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht entgegen. Nein, sie eröffnet nur ein breiteres Spektrum der Wirklichkeit.
Ja das ist das Ideal. Die Realität ist eine andere, wie man bei solchen nebensächlichen Diskussionen wie hier erlebt. Das "Spektrum der Wirklichkeit" führt entweder zum Streit oder zur Abgrenzung. Nach deiner Definition müsste es ein problemloses nebeneinander von Textilen und Nackten geben, wenn denn diese individuelle Freiheit auch wirklich in der Gesellschaft akzeptiert würde. Aber das ist nur sporadisch real. Demgegenüber ist die Trennung der "Individualisten" Normalität.
Die Anerkennung einer Vielfalt ist in dieser Gesellschaft gescheitert. Was sich vor allem im politischen Bereich zeigt.
Die Werte einer demokratischen Verfassung werden durch die Würde des Individuums nicht aufgelöst. Diese Werte werden dadurch in ihrer Vielfältigkeit sichtbar. Nicht die Individualität des einzelnen Menschen ist das Problem, sondern seine Egozentrik, wenn dieser darauf besteht. Es gibt zwar, um es mal im Juristen-Deutsch auszudrücken, eine herrschende Meinung, aber daneben noch weitere gleichberechtigte. Denn die Freiheit bedingt immer eine Auswahl zwischen mind. zwei Möglichkeiten. Auf einer CO-Fläche kannst du frei entscheiden, ob du bekleidet oder unbekleidet dort sein willst. Und die Würde und die Individualität des Menschen darf nicht davon abhängig sein, ob du bekleidet bis oder nicht. Jedoch hat alles seine Grenzen, es gibt keinen Anspruch auf ein absolutes Gebot oder Verbot. Und die Verfassung dem Zeitgeist anzupassen, halte ich für eine sehr schlechte Lösung. Denn der Zeitgeist, und dieses sollten wir aus unserer Geschichte gelernt haben, pfeift auf Werte oder moralische und ethnische Grundsätze.
Du meinst sicher ethische Grundsätze. Aber gerade da versagt unsere Verfassung gerade, oder eben diejenigen, die diese auslegen. Wenn ich einen Rechtsstaat haben will und diesen dann durch allerlei Sprüche relativiere, dann braucht man so ein Papier nicht.
Wir können und wir dürfen nicht für jeden Missstand die Verfassung verantwortlich machen. Der Art. 2 GG gilt gleichermassen und gleichberechtigt für bekleidete und unbekleidete Personen. Aus diesem Artikel des GG heraus kann keine zwingende Norm für eine der beiden Bekleidungsrichtungen abgeleitet werden. Wir müssen weder unsere Verfassung noch den Art. 2 GG ändern, wenn wir für mehr Toleranz unter uns werben wollen. CO-Flächen sind für mich der sichtbare Ausdruck der Toleranz und der Akzeptanz des Mitmenschen, so wie dieser ist und sich darstellen möchte. Aber wie gesagt, alles unter der Einhaltung seiner Grenzen.
Für mich wären CO-Flächen auch ein sichtbarer Ausdruck für Toleranz. Nur gibt es die gar nicht.
Jedenfalls kenne ich kein öffentliches Schwimmbad das so einen CO-Bereich hat. Außer den Kristallbädern.
Wo also ist da diese Toleranz? und Akzeptanz?
Alles nur Ideal und Schwindel...