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Nacktheit und Sexualethik

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von nudamus » Di 15. Apr 2025, 13:58

Ich stimme den letzten Beiträgen zu.

Für mich bedeutet der sexuelle Impuls, dass ich etwas anschaue, was mich berührt, aber anders als irgendwelche Sachen ist der Anblick einer Person, der eine sexuelle Komponente hat. Das kann genauso eine Frau im Bikini sein wie eine nackte oder auch ein schöner Männerkörper. Es hat eine sexuelle Komponente. Mehr aber nicht.

Sexuell wird es für mich dann, wenn der Impuls das vorwiegende Moment ist und nicht einfach ein kleiner Teil. Wenn es etwas in mir auslöst, was ich gedanklich oder aktiv weiter verfolge und dadurch verstärke.

So ist normale Nacktheit für mich nichts Sexuelles, obwohl es sexuelle Impulse geben kann, die ich nicht leugnen will. Aber die sind so im Hintergrund, dass sie unwichtig sind.

 
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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Eule » Mi 16. Apr 2025, 13:37

@ HTJ
Ein Impuls ist immer ein Anstoß bzw. eine Anregung, die eine Handlung oder Reaktion auslösen kann, aber nicht muss. Ein sexueller Impuls ist somit eine Anregung oder ein Anstoß zu einer sexuellen Handlung oder Phantasie, aber nicht die sexuelle Handlung oder Phantasie selbst. So liegt vor jeder sexuellen Handlung oder Phantasie ein Impuls vor, aber nicht jeder sexuelle Impuls führt zwangsläufig zu einer sexuellen Handlung oder Phantasie.
Um es an einem Beispiel aufzuzeigen. Der sexuelle Impuls ist die Tür, die sich zur Sexualität hin öffnet. Aber es gibt keinen Zwang, durch diese Türe hindurch zu gehen und die Sexualität auszuleben. Man kann den Impuls auch als den Anreger verstehen, der zu einer Reaktion auffordert, jedoch ohne Zwang, dieser Aufforderung nachzukommen.

@ nudamus
Deine Beschreibung ist auch zutreffend und ich kann mich ihr voll und ganz anschließen.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Hannes 2.0 » Mi 16. Apr 2025, 22:21

Ich würde eher sagen, dass die Tür hier als Metapher dient, nicht als Beispiel. ;)

Ein Beispiel für einen sexuellen Impuls ist eher das, was ich vor kurzem auf dem Naturistenweg erleben
durfte. Da ging ein junger Mann in schwarzen Netzstrümpfen und High Heels im Wald spazieren.
Das war auf jeden Fall ein sexueller Impuls, oder als Anreger gemeint für eine Reaktion, die je nach Art
der Empfänger unterschiedlich ausfallen kann.

Ich hatte später Gelegenheit ein längeres Gespräch mit ihm zu führen und hinterher habe ich ihn
in einem etwas anderen Licht gesehen. Das war eine spannende Erfahrung für mich.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von HTJ » Fr 18. Apr 2025, 08:42

Eule hat geschrieben:
Die FKK hat mit der Sexualität nichts am Hut, ohne dass ein FKK'ler deswegen sein sexuelles Wesen deswegen verliert oder verdrängt. Hier stehe ich mit dieser meiner Auffassung, die übrigens von den FKK'lern geteilt wird, gegen die erklärte Auffassung von HTJ. Wer glaubt, im Nudismus, Naturismus oder in der FKK seine sexuellen Impulse ausleben oder sich "aufgeilen" zu können oder zu müssen, der hat dort nichts verloren.



Ich habe mal den Absatz zitiert, wegen dem ich das mit den "sexuellen Impulsen" diskutieren wollte. Nein, wenn ich von Sexualität rede, hat dass nichts mit "sexuellen Impulsen ausleben" oder sich aufgeilen zu tun. Ich weiß ja, bei manchen läuten alle Alarmglocken, wenn man das Wort Sexualität in de Mund nimmt, auch um der Allgemeinbevölkerung keine Steilvorlage zu geben. Ich denke aber,dass du (@ Eule) noch nicht verstanden hast, worin der Unterschied zwischen Sexualität im Allgemeinen und sexuellen Handlungen liegt.
Ich möchte mal aus dem Wikipedia-Artikel zum Thema FKK zitieren, weil ich den sehr gut finde:

"Durch die gewohheitsmässige Konfrontationen mit Nacktheit in alltäglichen Situationen, die eindeutig nicht sexuell sind, findet eine Entkontexttualisierung statt. Der Blick gewöhnt sich an nackte Körper beiderlei Geschlechts, die in unseren Kulturkreis sozialisierte Verbindung "Nacktheit- Sex" löst sich auf......Der Anblick von gegengeschlechtlicher Nacktheit behält zwar seinen ästhetischen Wert und eine gewisse Neugier in Bezug auf die Körper anderer Menschen bleibt bestehen.

Zwar ist hier auch die Schwäche, dass nicht zwischen Sexualität im Allgemeinen und sexuellen Handlungen unterschieden wird. Ich finde aber den Passus mit der " Neugier auf den Körper anderer Menschen " sehr gut.

Warum bin ich trotzdem der Meinung, dass FKK mit Sexualität im Allgemeinen zu tun hat. Wenn man Leute hier im Forum fragt, was ist so toll daran, nackt zu sein, antworteten viele: "Naja, ich mag es, wenn Licht und Luft an meinen Körper kommen." Also ich halte diese Aussagen für sehr "konstruiert". Als wenn man in Badehose oder Bikini nicht Licht und Luft an den Körper lassen könnte. Nein, in fast allen Kulturkreisen auf der Welt ist die Sichtbarkeit der Geschlechtsorgane das größte Tabu. Erst die Auflösung dieses Tabus bringt das schöne Gefühl der Nacktheit. Wenn da kein Zusammenhang ist: Geschlechtsorgane- Sexualität, wo dann?

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Tursiops » Fr 18. Apr 2025, 09:25

Ich denke schon dass es etwas mit Licht und Luft zu tun hat. Gerade der Lendenbereich ist doch sehr stark mit Nerven durchzogen. Ein leises Lüftchen das am Oberkörper kaum wahrnehmbar ist wird dort sehr viel stärker, genauer, empfunden. Sowohl was Windrichtung Temperatur und auch die Wärmewirkung der Sonne betrifft. Mit Badehose ist die Wirkung entweder abgeschwächt, oder gar nicht mehr vorhanden. Das ist zumindest für mich der Grund, an Sexualität denke ich beim nackt sein zuletzt, wenn überhaupt.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von ynda » Fr 18. Apr 2025, 10:19

Wahre und gute Worte von HTJ !
Ich möcht zum letzten Absatz noch etwas hinzu fügen: Es stellt sich ohne Badehose etc ein Gefühl der
Freiheit ein. der fragliche Teil des Körpers wird nicht mehr eingezwängt, nichts stört mehr.

Das waren meine ersten Empfindungen bei meinem ersten mal nackt am Strand (also FKK, wenn man so will).
Ich fühlte mich frei, körperlich und in gewisser Weise auch mental, keine Zwänge mehr.
Und der Anblick anderer nackter Körper, ich erinnere mich, es waren an der Ecke nur junge und durchaus sehr
gut aussehende Leute, verlor weitgehend seinen sexuellen Reiz. Es gab keine Geheimnisse mehr, nichts war verborgen.
Der Rest vom sexuellen Reiz ging dann beim Umgang miteinander verloren, alles was wir taten hatte bewusst nichts
mit Sex zu tun, selbst die Küsschen bei den Paaren eher nicht.
Und ich denke auch, das ist in der Gruppe leichter für einen Neuling, als wenn man allein dort ist.

 
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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Eule » Fr 18. Apr 2025, 14:25

@ ynda
Mit dir gehe ich einig, dass die Sexualität neben dem sexuellen Handeln auch das sexuelle Empfinden beinhaltet.
"Durch die gewohnheitsmässige Konfrontationen mit Nacktheit in alltäglichen Situationen, die eindeutig nicht sexuell sind, findet eine Entkontexttualisierung statt. Der Blick gewöhnt sich an nackte Körper beiderlei Geschlechts, die in unseren Kulturkreis sozialisierte Verbindung "Nacktheit- Sex" löst sich auf......"
Das Schlüsselwort in diesem Zitat, welches mir durchaus bekannt war, ist "Entkontexttualisierung" und bedeutet laut fremdwort.de "den zu beurteilenden Gegenstand im Rahmen einer Besprechung mit Kontexten, Dingen oder Sachverhalten außerhalb dieses Gegenstandes, zu lösen", mit anderen Worten: Der Anblick eines unbekleideten Körpers löst nicht zwangsläufig einen sexuellen Impuls aus. Die von einigen Usern hier vertretene Gleichung Nacktheit = Sexualität ist nicht zwangsläufig zutreffend. In deinem sehr guten Bericht über deinen ersten Besuch eines FKK-Strandes hast du die Situation sehr gut beschrieben, wie wir alle unser Leben auf einem FKK-Gelände erleben. Es macht jedoch keinen Unterschied, ob ich als Neuling mich dort alleine oder in einer Gruppe aufhalte. Der Impuls und somit auch der sexuelle Impuls ist nur eine Anregung. Du musst dich dann entscheiden, ob du dieser Anregung folgst (Phantasie oder Handlung) oder nicht. Du lernst im Laufe deiner Kindheit oder spätestens in der Pubertät, dass der alleinige Anblick eines unbekleideten Körpers nicht unbedingt einen sexuellen Impuls auslösen muss.

Ich denke, dass für dich die Sexualität im Allgemeinen die sexuellen Phantasien, Wünsche und Gedanken beinhalten und die sexuellen Handlungen das Tun bezeichnen. Aber beides wird im Begriff der Sexualität zusammengefasst.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von ynda » Fr 18. Apr 2025, 15:50

Eule hat geschrieben:Ich denke, dass für dich die Sexualität im Allgemeinen die sexuellen Phantasien, Wünsche und Gedanken beinhalten und die sexuellen Handlungen das Tun bezeichnen. Aber beides wird im Begriff der Sexualität zusammengefasst.

Davon hab ich die ganze Zeit geredet, nichts anderes meine ich! Vieles was wir spüren, denken und tun,
ist im Grunde ein sexueller Impuls, oder wird gar von Sexualität geleitet, ohne dass es als Sexualität
wahrgenommen wird.
So jedenfalls die aktuelle Wissenschaft zu diesem Thema. Ich erinnere, Stammhirn, Betriebssystem der
Säugetiere ;)
Man(n) (speziell genau die) sieht einen Menschen des vorwiegend anderen Geschlechts, und schon meldet
sich die Sexualität wegen Arterhaltung: schaut, beurteilt, sorgt für Reaktion: Sieht gut aus, also attraktiv,
geeignet zur Arterhaltung Reaktion: Lächeln einschalten, Kontaktaufnahme vorbereiten.
Weitere Reaktion: Gespräch o.ä. anfangen wenn möglich.

An dem Punkt spätestens müssen wir (oder unser Unterbewusstsein) entscheiden: Sexualität in
irgendeiner Form zulassen, oder normales Verhalten in Form von z.B. guten und angemessenem Benehmen
zeigen. So oder so ähnlich läuft es ab, und je nach unserer Sozialisation oder dem erlernten, verhalten wir
uns zivilisiert und gesittet, oder wie Neandertaler.

Ich hoffe sehr, dass ich obiges derart ausgedrückt und formuliert habe, dass ich verstanden werde. :roll:

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von ynda » Fr 18. Apr 2025, 16:03

Wobei als logische Fortführung sogar das gute Benehmen der attraktiven Person gegenüber, irgendwie von Sexualität"
geleitet wird.
Denn ich möchte ja einen guten Eindruck hinterlassen, mit gutem Benehmen beeindrucken, um mich selber attraktiver
bzgl. der Partnersuche zur Arterhaltung zu machen.
Das die Protzerei einiger (zu vieler) junger Männer auch dazu gehört, ist klar, ist aber auch letztendlich eine Form der Degeneration derselbigen.
Vielleicht aber auch einfach nur Blödheit, das jetzt weiter zu vertiefen, ersparen wir uns lieber, oder? ;)

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Hannes 2.0 » Fr 18. Apr 2025, 21:29

Hmm... sorry, aber für mich klingt das alles sehr theoretisch, fast technisch, was da so bei der
Begegnung mit anderen nackten/attraktiven Menschen in meinem Stammhirn ablaufen soll. :?

Ich bin definitiv nicht an Arterhaltung u.s.w. interessiert, wenn ich einem sexuell attraktiven Menschen begegne.
Mein Verhalten und meine Entscheidung, wie ich damit umgehe (und ich kann ja nur von mir sprechen),
hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Die auch alle nicht in Stein gemeißelt, sondern wandelbar sind.
Häufig auch sehr profan sein können, wie z.B. keine Zeit!

Ich möchte auch nicht bei jeder Begegnung vorrangig einen guten Eindruck hinterlassen, oder mit gutem
Benehmen beeindrucken. Warum? Ich bin ja nicht im Wettbewerb.
Dafür müssten dann schon persönliche und konkrete Gründe vorliegen, die aber ja an einer normalen Begegnung
am FKK-Strand oder dem Nacktwanderweg so nicht grundsätzlich gegeben sind.

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