Hans H. hat geschrieben:Die Diskussion in Läufer-Zeitschriften der 1980er Jahre habe ich noch gut in Erinnerung, als es nur um das Laufen ohne Oberteil bei schwül-warmem oder trocken-heißem Wetter ging. Da hat die Textilindustrie aufwendig "bewiesen", dass es auch in diesen Bedingungen viel gesünder sei, mit "Funktions-Kleidung" (auch Oberteil) zu laufen.
Dazu nur eine kleine Anmerkung: Für Frauen mit einer gewissen Oberweite ist beim Laufen das Tragen eines BH obligatorisch. Da hat die Textilindustrie mit der Entwicklung des Sport-BHs eine hervorragende Arbeit geleistet.
Zur Erinnerung: Die normalen BHs kamen erst Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt. Sie wurden zuerst abgelehnt, wer ihn damals getragen hat, galt als leichtes Mädchen. Aber er setzte sich durch, weil er hilfreich war und ist.
Hans H. hat geschrieben:Da erinnere ich mich auch noch an einen Beitrag von mir (vor mindestens 20 Jahren) in einer Diskussion unter einem Blog zu Umweltthemen, in dem auch der Waschmittelverbrauch und die Energie bei hoher Waschtemperatur angesprochen wurde. Da hatte ich mich für Nackt-Baden und möglichst auch andere nackte Freizeitaktivitäten ausgesprochen um umweltgerecht auch Wäsche zu sparen (Duschen muss man sowieso und nicht mit so heißem Wasser).
Um sich nackt irgendwo hinzusetzen, braucht man Handtuch – dieses zu waschen ist aber wesentlich aufwändiger als einen Slip zu waschen.
Eule hat geschrieben:Und wie kann ein inmaterieller Geist Verantwortung übernehmen? Denn zur Verantwortung gehört zwingend die Möglichkeit einer Entscheidung. Darum sagte ich, die Nutzung des Begriffes Zeitgeist ist die Nutzung eines Leerbegriffes.
Da ist es wieder: Einerseits sagst du, die Suche nach dem Schuldigen bringe nichts, andererseits redest du von Verantwortung, die irgendjemand für den Zustand der Gesellschaft – hier konkret: Ablehnung der öffentlicher Nacktheit – übernehmen müsse, und dafür sei der Zeitgeist ungeeignet.
Wir müssen keinen Schuldigen finden, sondern den Status quo akzeptieren: Seitdem in unseren Breitengraden der Mensch fast ganzjährig Kleidung trägt, um sich von Unbill der Natur zu schützen, ist nach und nach ein Gefühl entstanden, dass nur ein bekleideter Mensch ein moralischer Mensch sei – man entkleidete sich sonst ja nur im Verborgenen zum Geschlechtsakt.
Seit jener Zeit ist die Kleidung unser ständiger Begleiter und das Entgegengesetzte, also die Nacktheit in der Öffentlichkeit, nicht nur verpönt, sondern wurde die ganze Zeit – auch noch im 20. Jahrhundert! – als Strafe angewandt: Das Entkleiden diente der Beschämung.
Machen wir uns nichts vor: Die öffentliche Nacktheit – FKK – wurde in der Geschichte nur für kurze Phasen toleriert, aber im Grunde von der Mehrheit immer und bis heute abgelehnt, obwohl die gleichen Menschen ganz genau wissen, dass die Nacktheit eine natürliche ist – weil wir nackt geboren werden. Sie sagen, ja, das stimme schon, aber …
Um zu diesem Aber zu kommen, hat man in Vergangenheit keine Fotos, kein Internet oder Schönheitsideale in der Werbung als Ausrede gebraucht – man sagte einfach: Es gehöre sich nicht, in der Öffentlichkeit nackt zu sein. Punkt.