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Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von guenni » Fr 17. Jul 2020, 23:19

Eule hat geschrieben:@ Trixi
Bleibe uns im Forum erhalten, also bleibe bei uns.

Eule hat geschrieben: Trini bleibe hier bei uns im Forum.

auch das kann nerven.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von HaJo » Sa 18. Jul 2020, 10:27

Manchmal sogar deine Beiträge... ;)

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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Aria » Sa 18. Jul 2020, 14:36

Eule hat geschrieben:Ich habe einen Beleg geliefert. Zur Erinnerung, ich habe aus folgendem Büchlein zitiert: Lichtkämpfer, Sonnenfreunde und wilde Nackte, Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. - Berlin, Dezember 2000. Somit geht dein Vorwurf, ich würde keine Belege liefern, fehl.
Was du zitiert hast, war Folgendes:

"Die Freikörperkultur, damals Nacktkultur genannt, entsteht im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts im Kontext der Lebensreformbewegung, die eine Erneuerung der gesamten Lebensführung (Ernährung, Kleidung, Wohnen, Gesundheit- und Körperpflege) anstrebt. In Anknüpfung an medizinisch-naturheilkundliche Konzepte, die seit Ende des 18. Jahrhunderts dem unbekleideten "Baden in Licht, Luft und Sonne" eine besonders gesundheitsfördernde Wirkung zuschreiben, wird der nackte Körper als "natürlicher" Ausdruck der Körperlichkeit wiederentdeckt. Freikörperkultur versteht sich als Mittel der "Befreiung" von einer "krankmachenden" Lebensweise in einer als krank empfundenen Gesellschaft."

Das ist kein Beleg, sondern ein allgemeines Blabla. Schon der erste Satz in diesem Zitat ist nicht ganz richtig, denn die Nacktkultur entstand nicht erst im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf den Lebensreformer Karl Wilhelm Diefenbach hinweisen, über den die Wikipedia sagt – Zitat (Fettschreibung von mir):

Diefenbach gilt als „Urvater der Alternativbewegungen“ und einer der bedeutendsten Vorkämpfer der Lebensreform, der Freikörperkultur und der Friedensbewegung. Seine Landkommune Himmelhof in Wien Ober Sankt Veit (1897–1899) war Vorbild für die von seinem Schüler Gusto Gräser gegründete Reformsiedlung Monte Verità bei Ascona, die auch als „Gral der Moderne“ bezeichnet wird.

Claudia Wagner hat sich in ihrer Dissertation intensiv mit Leben und Wirken des Lebensreformers Diefenbach beschäftigt – Zitat:

Bezüglich seiner philosophischen Grundlagen war Diefenbach durch tiefen Katholizismus und hörige Gottgläubigkeit seitens seines Elternhauses geprägt. Er rebellierte allerdings sehr früh gegen die Institution Kirche, gegen die „Schwarzröcke“ und den »tabakstinkenden Zölibaterich« und machte sich auf die Suche nach dogmenloser „Menschlichkeit“, nach mystischen Mächten in der durchgöttlichten Natur, in exotischen Philosophien, die sich schließlich in der Theosophie verbanden, und in einem übersteigerten Individualismus, der in Nietzsches Übermenschentum kulminierte. »Natur« und »Selbst« − mit diesen Schlagworten leitete Diefenbach einen Kulturwandel ein, der das gesamte folgende Jahrhundert prägen sollte.
(…)
Würde man Diefenbachs Einflüsse nachverfolgen, käme man über seinen Schüler Gusto Gräser und die Kommune des Monte Verità zu den Blumenkindern Amerikas und dann schließlich zur Hippie-Bewegung der 1960er Jahre. Vergleichbar ist sicher der Kampf beider gegen ein autoritäres Regime, der sich bei Diefenbach gegen das wilhelminische Kaiserreich entlud, in den 1960er Jahren gegen den "Muff von 1000 Jahren" und die elitären Strukturen der Nachkriegsgesellschaft protestierte.
(…)
Es bleibt sicher keinem, der sich intensiv mit Leben und Werk Diefenbachs auseinandersetzt, verborgen, dass er gerade in Bezug auf die Lebensreform unsere Epoche mit ihrem aufgeklärten und vielfach gelebten Vegetarismus, mit ihrer Öffnung zu Sonne, Luft und Licht, mit ihrer Begeisterung für sportliche Betätigung und ihrem heilpraktischen, alternativen und ökologischen Engagement viele Bewegungen weit vorausahnte. Auch die eng geschnürte Korsage wurde von Diefenbach endgültig geöffnet, die Nacktkörperkultur und die sexuelle Befreiung des 20. Jahrhunderts unter seiner Kutte und in seiner Kommune bereits gelebt.


Bemerkung: Theosophie wurde maßgeblich durch die 1877 in Deutschland erschienene Schrift Helena Blavatskys "Isis entschleiert" beeinflusst. Sie lebte mehrere Jahre in Indien. Auch von Hermann Hesse, der vor dem I. Weltkrieg mehrere Monate in Indien lebte, brachte die östliche Philosophien mit, die er in dem Buch "Siddhartha" verarbeitete. Das Leben der indischen Asketen, das er in diesem Werken thematisierte, beeindruckte die westlichen Welt genauso wie sein späteres Werk "Der Steppenwolf".

Eule hat geschrieben:Natürlich gab es schon damals und ebenso noch heute insbesondere im indischen Subkontinent religiös bedingte Nacktheit, die jedoch keinen Einfluss auf unser europäisches moralisches Verständnis hatten und haben.
Ist dir wirklich verborgen geblieben, dass in den 1960-70er Jahren Scharen von jungen Menschen nach Indien pilgerten, und von dort indische Philosophien mitbrachten? – Zitat:

Indien und insbesondere der portugiesisch geprägte kleine Bundesstaat Goa stellte das finale Ziel zahlreicher Reisender dar. Mehrere Reisende wurden in Indien vom Hinduismus beeinflusst, sammelten spirituelle Erfahrungen in Ashrams, schlossen sich der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein an oder versuchten ein Leben als Sadhu.
(…)
Mehrere Reisende trugen nach ihrer Heimkehr zur Popularisierung von Piercings im westlichen Kulturkreis bei, nachdem sie sich in Indien von Nostril- und Ohrpiercings hatten inspirieren lassen.


Auf die Sadhus habe ich schon in meinem ersten Beitrag hingewiesen und über Piercings diskutieren wir in diesem Forum seit Anfang an. Und du sagst nun, indische Philosophien hatten und haben „keinen Einfluss auf unser europäisches moralisches Verständnis“. :roll:

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von HaJo » Sa 18. Jul 2020, 15:03

Stimmt doch Eule:
An irgendwas muss man ja glauben...

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Eule » Sa 18. Jul 2020, 17:11

@ Aria
Du hast eine ausgesprochen gute und lesenswerte Gegenrede geschrieben. Hierfür zolle ich dir vollen Respekt.

Wir brauchen uns nicht darüber streiten, ob die FKK zum Ende des 19. oder zum Beginn des 20. Jahrhunderts begann. Ich persönlich setzte den Beginn auch zum Ende des 19. Jahrhunderts an, auch wenn die öffentliche Wirksamkeit erst zum Beginn des 20. Jahrhunderts sichtbar wurde.

Im Spektrum der Reformbewegung und damit auch innerhalb der FKK wird es zweifellos Personen gegeben haben, die den Traum der asiatischen Philosophien leben wollten und sich daran orientierten. Jedoch sehe ich bislang nicht, dass diese Ideen und Geisteshaltungen Einzug in die FKK gehalten haben oder diese prägten. Die Reformbewegung und die FKK in Deutschland war eine Reaktion auf das als ungesund empfundene tatsächliche und gesellschaftliche Leben des Wilhelminischen Kaiserreichs. Die Befreiung des Körpers bestand nicht nur im Ablegen der Kleidung, sie umfasste auch die Kleidung (siehe hierzu Reformkleider). Ebenso wurde diese bestimmt von der Medizin und der Naturmedizin. Diese, die Reformbewegung und die FKK, Faktoren lieferten und prägten die Begründung zur FKK. Diese Begründung und Prägung findest du auch heute noch in den Äußerungen der FKK'ler und hier insbesondere derjenigen, die im DFK organisiert sind.

Dass nach den 1968ger Jahren viele Musiker, nach einem inneren Halt suchende Menschen nach Indien gepilgert sind, hatte damals, also nach 1968, und heute keinen Einfluss auf die FKK. Speziell die fernöstliche Philosophie und das daraus resultierende Lebensgefühl ist unserem Kulturkreis so fremd, so dass wir dieses in unsere Gesellschaft und Kultur nicht nur schlecht, ich meine sogar nicht übertragen können. Wieweit sich jetzt der europäische bzw. deutsche Reformbewegungsgedanke und die Entdeckung der östlichen bzw. fernöstlichen Philosophie parallel entwickelten, kann ich jetzt nicht sagen. Ich sehe nur, dass Personen, die einem esoterischen Gedankengut anhingen, auch seinerzeit (Ende 19. und Beginn 20. Jahrhundert) keinen Einfluss hatten, also relativ erfolglos waren.

Die Kritik an die Kirchen und hier insbesondere an der kath. Kirche ist sehr alt. Wir benutzen heute Spottbegriffe aus dem Mittelalter, ohne über deren Herkunft und Bedeutung uns klar zu sein. Ich sehe keine Begründung aus dieser Kritik heraus, die zur Reformbewegung oder zur FKK geführt haben könnte. Nach meiner Überzeugung können wir hier theologische oder religionsphilosophische Gedanken bzw. Orientierungen außen vor lassen. Dieses sowohl in der Gründungszeit, so wie heute ebenfalls.

Der von dir hier eingebrachte Gedanke finde ich logisch, sich selbst erklärend und in sich geschlossen, der einen gewissen Charme entwickelt, jedoch nicht zutreffend und nicht hier bei uns tragend. Daher folge ich hier noch dem Gedanken der Kritik an unsere Zivilisationsgeschichte und dem sich daraus entwickelten Moralverständnis sowie den Gedanken der neuen Medizin und der aufkommenden Naturmedizin.

Es wäre jetzt sehr interessant, wie andere User sich zu dieser Frage stellen. Hier geht es ja nicht um ein "Recht-haben"; hier geht es um ein Meinungsbild.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Eule » Sa 18. Jul 2020, 17:15

@ HaJo
Deine Bemerkung:
Stimmt doch Eule:
An irgendwas muss man ja glauben...
ist für mich nicht nachvollziehbar. :roll: Jeder Mensch glaubt an etwas und dieses muss also nicht unbedingt theologisch motiviert sein.

 
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Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von Campingliesel » Sa 18. Jul 2020, 17:18

guenni hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:@ Trixi
Bleibe uns im Forum erhalten, also bleibe bei uns.

Eule hat geschrieben: Trini bleibe hier bei uns im Forum.

auch das kann nerven.


Gibt es eigentlich irgendwas, was Dich nicht nervt?

Entweder Du kommentierst nur mit "Blabla" oder es nervt dich was. Such Dir doch ein anderes Forum.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von guenni » Sa 18. Jul 2020, 17:54

da sieht man es: du liest meine beiträge nicht.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von HaJo » Sa 18. Jul 2020, 18:09

Eule hat geschrieben:@ HaJo
Deine Bemerkung:
Stimmt doch Eule:
An irgendwas muss man ja glauben...
ist für mich nicht nachvollziehbar. :roll: Jeder Mensch glaubt an etwas und dieses muss also nicht unbedingt theologisch motiviert sein.
Behauptete ich dergleichen?

Meine Intention war in der Tat eben NICHT theologisch gemeint...

Was das "Jeder Mensch glaubt an etwas" angeht, bin zum Einen da nicht wirklich überzeugt - mag man widerlegen, solange man nicht das "Glauben an etwas" einigermaßen gefasst hat - zum Anderen mag man das "Glauben" auch als eine Hypothesenbildung verstehen.
Allerdings ist ein sich wissenschaftlich - also dem Schaffen von Wissen - betätigender Mensch darauf aus, diese Hypothese zu widerlegen (tatsächlich: nicht zu beweisen...).
Wenn eine solche Hypothese allen bis dato möglichen Überprüfungen (nicht Verifizierungen - das wäre möglicherweise gezielte Auswahl an Verfahren) standhält, gilt sie - bis zum Beweis des Gegenteils - als "erwiesen".

Es mag natürlich sein, dass du "Glauben" im Sinne von: "ich glaube, wir kriegen schlechtes Wetter!" meinst.
Dann könntest du Recht haben.
Allerdings hab ich diesen Begriff bisher nicht so aufgefasst.

 

Re: Freikörperkultur: Eine indische Erfindung?

Beitrag von HaJo » Sa 18. Jul 2020, 18:21

Eule hat geschrieben:@ Aria
Du hast eine ausgesprochen gute und lesenswerte Gegenrede geschrieben. Hierfür zolle ich dir vollen Respekt.
Naja.
Das waren 6 eigene Sätze und eine Anzahl, wirklich gut gewählter Zitate.

Du führst danach die Menschen an, die in den späten 1960ern für einige Zeit in Indien ihre Erleuchtung suchten.
Ich hab das tatsächlich schon damals für eine Mode gehalten.
Der Kleidung dieser Menschen, die ja auch im Kaufhof und bei C&A hier zu finden war, sieht man das an.

Moden kommen, Moden gehen.
Mal ist "Glaube" in Mode, mal weniger, dann werden Kirchen oder Moscheen gestürmt, Synagogen angezündet.

Ich bleibe dabei:
Man sollte an GAR NICHTS glauben.
Man sollte versuchen(!), sich sicher zu sein, ansonsten sich Wissen zu verschaffen oder der Welt ihren Lauf lassen bzw. an deren Veränderung zum gefühlt Besseren mitzuwirken.
Was nutzt es mir, daran zu glauben, dass mein Kind gesund von der Spanienfahrt zurückkommen und mir morgen die schönen Bilder zeigen wird, wenn das Flugzeug, in dem es sitzt, an den Felsen der Alpen aufgrund der Absicht des Piloten zerschellt?

Wer hätte zuvor GEGLAUBT, dass ein Pilot dergleichen täte?

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