Sicher gibt es hier manchmal eine schreckliche Gesprächskultur. Immerhin gibt es hier aber einen Austausch und vielleicht auch eine gegenseitige Konfrontation mit Meinungen, die im wirklichen Leben in Vereinen oder an FKK-Stränden kaum zur Sprache kommen. Eigentlich zeigt sich hier nur, dass unsere Diskurskultur unterentwickelt ist. Ich finde es aber gut, dass es hier überhaupt diesen Austausch gibt. Leider macht es schreckliche Mühe, sich durch allerlei Streitereien hindurchzulesen.
zu diesem Thema schien mir nach einem Beitrag von Regenmacher schien mir das Wesentliche gesagt, was ich auch geschrieben hätte. Merkwürdigerweise wurde sein Beitrag in der Folge kaum bemerkt. Aber so ist das nun mal, wenn im Leben etwas anders läuft als erwartet.
Vor etlichen Jahren hatte ich mal die Idee, FKK als Weltkulturerbe eintragen zu lassen. Ich hatte erzählt, wie es dazu kam und es gab dann eine Diskussion, die vielleicht hier und da noch interessant ist.
viewtopic.php?f=2&t=14434&hilit=weltkulturerbe
Bei der Suche nach meinem Beitrag entdeckte ich einen Beitrag von Puistola, der schon Jahre vorher die gleiche Idee hatte. Leider wurde sie damals noch schneller beiseite geschoben.
viewtopic.php?f=9&t=5457&hilit=weltkulturerbe
Ich hoffe, der Antrag von Get naked Germany hat Erfolg. Damals hatte ich mir vorgestellt, dass es im Vorfeld viele Gespräche in allen möglichen Kreisen der FKKler geben würde. Es ist aber nicht ausgeschlossen, solche Gespräche um die Zukunft der FKK noch weiter zu führen. Es sollte natürlich eine Sache der Jüngeren sein.
Die Geschichte aufzuarbeiten finde ich sehr interessant, weil ich immer wieder erleben muss, wie oberfläclich dazu etwas in die Welt gesetzt wird. Dabei sind manche Details so spannend. Es handelt sich aber um Geschichte, nicht um Heldenverehrung, die Suche nach den wahren Ursprüngen oder Ähnlichem.
Es gibt eine Geschichte dieser Nacktheitsbewegung um 1900 herum. Da gab es vielleicht zuerst die bildenden Künstler*innen, die Anhänger der Licht-Luftkuren, wozu der Monte Veritá gehörte. Auch die unterschiedlichen Jugendverbände, besonders die Wandervögel, pflegten gern gemeinsame Nacktheit. Die Ideen, die so in die Welt kamen, wurden irgendwann nach dem 1. Weltkrieg zur Freikörperkultur, in großer Vielfalt und mit vielen Widersprüchen.
Es gab keine Gründung mit bestimmter Satzung oder sonst einer theoretischen Grundlegung. Es war einfach entdeckt worden, dass es schön war, draußen, gemeinsam mit Anderen nackt zu sein. Auch Vegetarier, Atem- und Leibpädagoginnen oder Tänzerinnen waren gern mal nackt, auch in Reformsiedlungen oder Reformschulen wurde Nacktheit bepflegt. Genauso haben manche Anhänger der Freikörperkultur getanzt, Gymnastik geübt, sich vegetarisch ernährt, haben ihre Kinder in Reformschulen geschickt und sich neuartige Gedanken um gesellschaftliche Veränderungen gemacht.
Es folgte der Nationalsozialismus, dem sich viele Gruppen unterordneten, andere verboten und aufgelöst wurden.
Danach folgten die verschiedenen Besatzungsregime, die in unterschiedlicher Weise alte Gruppen, unter den vornationalsozialistischen Namen, ieder aufleben ließen. Dieser Teil der Geschichte ist besonders schlecht aufgearbeitet.
Die Freiheiten, die es nach dem 1. Weltkrieg mancherorts gegeben hatte, gab es in der neu entstehenden Bundesrepublik nicht. Man kümmerte sich weniger um die Naziverbrechen und die eigene Verstricktheit, sondern mehr um die Sittsamkeit. Die eher offeneren, eher sozialistischen Gruppen waren geschwächt und die neu erstehenden Vereine versuchten, mit dem Volkswartbund um die wahre Sittlichkeit zu konkurrieren. EIn sozialistisch orientierter Adolf Koch, der auch Sexualerziehung für Kinder wichtig fand, wurde 1964 aus dem DFK ausgeschlossen. Heute erleben wir immer noch das Erbe dieser Zeit, auch in den Diskussionen hier. Immer wieder wird versucht, Begriffe definitiv festzuzurren. Dabei könnte es gerade die Vielfalt sein, die die FKK in die Zukunft trägt.