Eule hat geschrieben:Wenn ich die Situation der 1950-ger Jahre, die vielen als Bezugspunkt für eine prüde Gesellschaft dient, mit der heutigen vergleiche, dann sind wir von der Prüderie der 1950-ger Jahre weit weg. Hysterische Überreaktionen von verunsicherten Menschen, die in einem Nacktbild und insbesondere dem eines Kindes sofort den Untergang jeglicher Moralität sehen, hat es auch in den 1950-ger Jahren gegeben, auch wenn dort der Erregungsgrund ein anderer war.
Das sehe ich anders – du brauchst nur die offiziellen Zeitschriften des DFK aus den 1950er mit denen aus dem 21. Jahrhundert zu vergleichen, und du wirst feststellen, wie die volle Nacktheit (sichtbare Geschlechtsteile) von Erwachsenen, insbesondere aber die von Kindern, nach und nach verschwunden ist.
Eule hat geschrieben:Das abweichende sexuelle Verhalten hat nicht zugenommen, auch wenn heute offen darüber gesprochen oder geprahlt wird. Die Toleranz der Homosexualität ist gestiegen, wenngleich noch nicht umfassend gefestigt.
Das stimmt.
Eule hat geschrieben:Es ist in der Tat mehr als nur ein Ärgernis, dass das Rotlichtmilieu zurzeit die Smartphones von Jugendlichen und Kinder mit einer offenen Pornographie überschwemmt.
Das ist nicht wahr: Nach wie vor kommt auf einen Smartphone nichts von alleine – man muss schon suchen. Und es gibt Filter, die größtenteils in der Lage sind, die Ergebnisse solcher Suchanfragen zu unterdrücken. Dafür sind die Eltern verantwortlich, schließlich kann kein Kind ein Vertrag mit dem Internet-Provider abschließen.
Eule hat geschrieben:Auch wenn dieses eine neue Qualität darstellt, so sehe ich dieses jedoch mit den seinerzeitigen "Aufklärungsgesprächen" auf der Straße gleich. Statt der irrealen Phantasie seinerzeit steht heute das klare Bild. Ob sich das sexuelle Empfinden und Verhalten der Jugendlichen dadurch verändert, ist mir noch nicht bekannt. Ich bin mir hier nicht sicher und hoffe, dass sich eine Veränderung bei den jungen Menschen nicht einstellen wird.
Ich habe in diesem Forum schon eine Studie verlinkt, aus der hervorgeht, dass die Jugendlichen von heute 1 Jahr später den ersten GV haben als noch vor 10 Jahren.
Eule hat geschrieben:Hieraus jetzt eine Begründung für den Rückgang der Bereitschaft zum Nacktbaden anzuleiten, halte ich für unzutreffend. Wir müssen einfach feststellen, dass die Nacktheit als solches nicht mehr "in" ist und somit kein Ausdruck einer modernen Einstellung darstellt. Ob man deswegen von einer neuen Prüderie sprechen kann, bezweifle ich.
Die Ansichten in der o.g. Masterarbeit sind prüde, anders kann man es nicht bezeichnen. Allein die Tatsache, dass sie Beispiele aus Schweden, Berlin, Paris und New York bringen muss, um die „Sexualisierung der Gesellschaft“ zu zeigen, spricht Bände, denn manche Staaten und Städte waren und sind auf sexuellem Gebiet eben freier. Dem war noch nie anders.
Eule hat geschrieben:Ich halte diese Nacktbadewelle in der alten Bundesrepublik für eine Modewelle, die sich im moralischen Verständnis der Bevölkerung nicht verfestigte und daher so sang- und klanglos wieder verschwinden konnte.
Ah, und wie erklärst du dann, dass sich die Moral in Bezug auf unehelichen Kinder, Homosexualität und das Reden über sexuelle Themen verfestigt hat?
Eule hat geschrieben:Als einen Grund für den Niedergang der FKK sehe ich darin, dass die organisierte FKK sich in altem moralischen Verständnis und Strukturen verfing, sie auf die Bedürfnisse und Fragen der Jugend keine Antwort fand und teilweise diese auch nicht suchte.
Klar, dass erklärt die Situation bei den FKK-Vereinen, aber nicht die Abstinenz der Jugend in der freien FKK-Szene. Das kann man nur mit dem veränderten Zeitgeist erklären. Dieser Zeitgeist ist nicht nur bei der FKK sichtbar, sondern auch in den Medien: Da gibt es so gut wie keine vollkommen nackte Menschen mehr – es wird alles verpixelt, selbst Hintern werden zunehmend Opfer dieser Machenschaften.