@Eule:
Gut, wenn Du nachvollziehen kannst, wie ich die Unterscheidung von Mut und Überwindung empfinde. Aber ich verstehe auch jeden Beitrag richtig, in dem jemand das Wort Mut benutzt, wenn ich Überwindung geschrieben hätte. Und ich denke, hier versteht mich auch jeder, wenn ich von Überwindung spreche. Noch zu diesem Punkt:
Eule hat geschrieben:Es ist aber festzustellen, dass diese intoleranten Gäste in ihrer Anzahl klein sind, leider aber durch ihr auftreten große Aufmerksamkeit erringen. Ich hoffe nur, dass dir derartige Erlebnisse zukünftig erspart bleiben.
An dem betroffenen See sieht man diese Gruppen seitdem nahezu jeden Nachmittag oder Abend, wenn das Wetter halbwegs gut ist. Die FKK'ler haben sich seitdem zurückgezogen und kommen weitestgehend gar nicht mehr dort hin und einige ganz wenige findet man gelegentlich sichtgeschützt an einem Uferstück von wenigen Metern zwischen zwei Gruppen hoher Sträucher. Da mache ich auf meinen Radrunden dann auch kurze Schwimmpausen.
In Bezug auf die Eingangsfrage möchte ich hier nochmals auf die Zeit der 1970er Jahre zurückkommen, denn damals - zumindest im Süden Baden-Württembergs, wo ich damals war, hätte in dieser Zeit niemand die Idee gehabt, dass es Mut bedürfe, an eine FKK-Badestelle zu gehen. Damals war "out", wer sich negativ darüber geäußert hat!
Ich hatte dort und in dieser Zeit, wie an anderer Stelle bereits geschrieben, diese Entwicklung zu immer mehr tolerierten Nacktbadegelegenheiten und dann auch zunehmend als solche beschilderten Badestellen erlebt. Parallel dazu, ebenfalls wie schon an anderer Stelle beschrieben (aber leider durch eine belanglose Folgediskussion totgeredet) hatte ich in dieser Zeit erlebt, dass zunehmend offener über das bevorzugte Nacktbaden gesprochen wurde (auch im dienstlichen Bereich und bei Dia-Show-Abenden über Reisen), und wenn mal in einem Gespräch sich jemand negativ dazu äußerte, wurde dieser im offenen Gespräch in der Gruppe als prüde bezeichnet.
Nackt Baden war also "in". Die Folge war, dass damals, wenn man in einer Gruppe an eine dieser Badestellen ging, auch Neulinge bezüglich FKK keinen Mut und keine Überwindung brauchten. Es wurde jedenfalls nie so gesagt und auch nie ein zögerndes Verhalten bei denen beobachtet, die mitgekommen waren, auch nicht wenn es das erste Mal war. Es gab natürlich auch diejenigen, die grundsätzlich nicht mitgekommen sind, aber für die ergab sich ja dann auch nicht diese Situation.
Ob nun allein, zu zweit oder in Gruppe: Man kam an die Stelle, von der an die Leute zunehmend nackt waren, und da musste man sich ausziehen, weil man schon sehr komisch und mit deutlichen Blicken angesehen wurde, wenn man bekleidet noch weiter in den Bereich hineinging. In der Situation jedenfalls und aus dem Blickwinkel der damaligen Einstellung hätte es nur Mut gebraucht, bekleidet noch weiter zu gehen und das hat jeder gespürt, auch jeder, der sich noch nie zuvor unter Fremden ausgezogen hatte.
Sicher ist die Situation heute ganz anders und vor Allem, wie Jugendliche miteinander darüber reden. Deshalb verstehe ich schon, dass es jetzt für manche anders ist, dass sie auch am FKK-Bereich mit Überwindung zu kämpfen haben. Nur geht es mir so, wie wohl vielen aus der damaligen Zeit, dass man das jetzt nicht nachempfinden kann, weil man eben andere Zeiten gewohnt war.
Ich bin deshalb der Meinung, es liegt nicht in den Menschen irgendwie fest verankert, beim ersten Mal Mut zu benötigen, sondern es liegt allein am Umfeld, in dem man lebt, und wie offen oder wie sehr nur im Verborgenen über Nacktbaden gesprochen wird. Die Änderung schon ab Mitte der 1990er Jahre habe ich ja auch zunehmend gespürt, zuerst, dass man unter Kollegen dieses Thema nicht mehr offen ansprechen konnte und später, dass man auch in privaten Kreisen Erklärungen und Rechtfertigungen benötigt, weil zu viele bereits in der nächsten jüngeren Generation das abartig empfinden.