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Ist FKK eine Mutprobe?

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Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von HaJo » Di 19. Mai 2020, 09:29

Hans H. hat geschrieben:Vor ca. zwei Jahren oder mehr hatte ich über den Fall berichtet, dass ich von ausländischen Jugendlichen angegriffen wurde, ins Wasser geflüchtet war, und mir noch Steine hinterher geworfen worden waren. Das war an einer Stelle, wo wenige Jahre zuvor an jedem Wochenende mehrere Familien mit Kindern (und vielen Sandspielsachen; große Sandbank im Baggersee) nackt anzutreffen waren (damals in den 1980er Jahren bis Anfang 2000er Jahre fast niemand mit Badekleidung an dieser Stelle). Um regionale Spekulationen hierzu zu vermeiden: das war in Hessen an einem Baggersee südlich des Mains nahe Frankfurt.
Genau das ist die längst begonnene Intoleranz, die wir ja auch hier in so manchem Beitrag lesen müssen.

Ich versuche, einfach durch mein Leben und eventuell "Vorleben" (also nicht das "frühere"...) ein wenig dazu beizutragen, diese Intoleranz klein zu halten.

Ich vermute, dazu trägt bei, dass heute alles - meist negativ bewertend - im Internet breit getreten werden muss. Dort werden Menschen "vorgeführt", die einfach nur Mensch sein wollten und es schlichtweg waren/sind. Mit ihren Macken, Fehlern, Imperfektionen...


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Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von Eule » Di 19. Mai 2020, 15:20

@ Hans H.
Das Verständnis von Mut und Überwindung liegt im Allgemeinen sehr dicht beieinander. Für mich ist der Mut die geistige Bereitschaft, eine Handlung auszuführen und Überwindung das eigentliche Tun, wobei auch die geistige Auseinandersetzung mit einer Lern- und Erziehungsbotschaft für mich zum Handeln gehört. Ich kann mit deinen Ausführungen jedoch einig gehen und kann diese auch vollständig nachvollziehen.

Wir leben in einer sehr toleranten Gesellschaft, wenn dieses auch nicht immer sichtbar wird. Diese Toleranz führt dazu, dass Jugendliche aus anderen Kulturen mit dieser unserer Toleranz nicht klar kommen und entgleisen. Wenn man wüsste, wer diese Jugendliche waren, so müsste denen klar gemacht werden, dass sie hier Gast sind und nicht das Recht haben, ihre Meinung hier mit militanten Methoden durchsetzen zu wollen. Es ist aber festzustellen, dass diese intoleranten Gäste in ihrer Anzahl klein sind, leider aber durch ihr auftreten große Aufmerksamkeit erringen. Ich hoffe nur, dass dir derartige Erlebnisse zukünftig erspart bleiben.

 

Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von Allgaeuer » Di 19. Mai 2020, 15:43

HaJo hat geschrieben:Mit Sicherheit sucht sie keinen Streit:
Campingliesel hat geschrieben:Und mal ganz abgesehen davon würde ich mich auch hier gerne einfach nur unterhalten als zu streiten.



Und es gibt immer wieder diejenigen die Streit suchen ;) - LG

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Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von Hans H. » Di 19. Mai 2020, 16:16

@Eule:
Gut, wenn Du nachvollziehen kannst, wie ich die Unterscheidung von Mut und Überwindung empfinde. Aber ich verstehe auch jeden Beitrag richtig, in dem jemand das Wort Mut benutzt, wenn ich Überwindung geschrieben hätte. Und ich denke, hier versteht mich auch jeder, wenn ich von Überwindung spreche. Noch zu diesem Punkt:
Eule hat geschrieben:Es ist aber festzustellen, dass diese intoleranten Gäste in ihrer Anzahl klein sind, leider aber durch ihr auftreten große Aufmerksamkeit erringen. Ich hoffe nur, dass dir derartige Erlebnisse zukünftig erspart bleiben.
An dem betroffenen See sieht man diese Gruppen seitdem nahezu jeden Nachmittag oder Abend, wenn das Wetter halbwegs gut ist. Die FKK'ler haben sich seitdem zurückgezogen und kommen weitestgehend gar nicht mehr dort hin und einige ganz wenige findet man gelegentlich sichtgeschützt an einem Uferstück von wenigen Metern zwischen zwei Gruppen hoher Sträucher. Da mache ich auf meinen Radrunden dann auch kurze Schwimmpausen.

In Bezug auf die Eingangsfrage möchte ich hier nochmals auf die Zeit der 1970er Jahre zurückkommen, denn damals - zumindest im Süden Baden-Württembergs, wo ich damals war, hätte in dieser Zeit niemand die Idee gehabt, dass es Mut bedürfe, an eine FKK-Badestelle zu gehen. Damals war "out", wer sich negativ darüber geäußert hat!

Ich hatte dort und in dieser Zeit, wie an anderer Stelle bereits geschrieben, diese Entwicklung zu immer mehr tolerierten Nacktbadegelegenheiten und dann auch zunehmend als solche beschilderten Badestellen erlebt. Parallel dazu, ebenfalls wie schon an anderer Stelle beschrieben (aber leider durch eine belanglose Folgediskussion totgeredet) hatte ich in dieser Zeit erlebt, dass zunehmend offener über das bevorzugte Nacktbaden gesprochen wurde (auch im dienstlichen Bereich und bei Dia-Show-Abenden über Reisen), und wenn mal in einem Gespräch sich jemand negativ dazu äußerte, wurde dieser im offenen Gespräch in der Gruppe als prüde bezeichnet.

Nackt Baden war also "in". Die Folge war, dass damals, wenn man in einer Gruppe an eine dieser Badestellen ging, auch Neulinge bezüglich FKK keinen Mut und keine Überwindung brauchten. Es wurde jedenfalls nie so gesagt und auch nie ein zögerndes Verhalten bei denen beobachtet, die mitgekommen waren, auch nicht wenn es das erste Mal war. Es gab natürlich auch diejenigen, die grundsätzlich nicht mitgekommen sind, aber für die ergab sich ja dann auch nicht diese Situation.

Ob nun allein, zu zweit oder in Gruppe: Man kam an die Stelle, von der an die Leute zunehmend nackt waren, und da musste man sich ausziehen, weil man schon sehr komisch und mit deutlichen Blicken angesehen wurde, wenn man bekleidet noch weiter in den Bereich hineinging. In der Situation jedenfalls und aus dem Blickwinkel der damaligen Einstellung hätte es nur Mut gebraucht, bekleidet noch weiter zu gehen und das hat jeder gespürt, auch jeder, der sich noch nie zuvor unter Fremden ausgezogen hatte.

Sicher ist die Situation heute ganz anders und vor Allem, wie Jugendliche miteinander darüber reden. Deshalb verstehe ich schon, dass es jetzt für manche anders ist, dass sie auch am FKK-Bereich mit Überwindung zu kämpfen haben. Nur geht es mir so, wie wohl vielen aus der damaligen Zeit, dass man das jetzt nicht nachempfinden kann, weil man eben andere Zeiten gewohnt war.

Ich bin deshalb der Meinung, es liegt nicht in den Menschen irgendwie fest verankert, beim ersten Mal Mut zu benötigen, sondern es liegt allein am Umfeld, in dem man lebt, und wie offen oder wie sehr nur im Verborgenen über Nacktbaden gesprochen wird. Die Änderung schon ab Mitte der 1990er Jahre habe ich ja auch zunehmend gespürt, zuerst, dass man unter Kollegen dieses Thema nicht mehr offen ansprechen konnte und später, dass man auch in privaten Kreisen Erklärungen und Rechtfertigungen benötigt, weil zu viele bereits in der nächsten jüngeren Generation das abartig empfinden.

 

Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von Allgaeuer » Di 19. Mai 2020, 16:22

Deinen Ausführungen kann ich nur Zustimmen @Hans H., so kenne ich das auch ! Toller Beitrag :D - LG

 

Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von HaJo » Di 19. Mai 2020, 16:47

Hans H. hat geschrieben:Ich bin deshalb der Meinung, es liegt nicht in den Menschen irgendwie fest verankert, beim ersten Mal Mut zu benötigen, sondern es liegt allein am Umfeld, in dem man lebt, und wie offen oder wie sehr nur im Verborgenen über Nacktbaden gesprochen wird.
Da bin ich mal wieder bei dir, Hans H..
Ich hab es ja schon mal hier geschrieben:
Wir leben hier zu Hause nackt, auf ca. 2000m². Geht also.
Vor ca. 7 Jahren bekamen wir auf dem Nachbargrundstück zwei neue Bauten mit Familien.
Gut - ich war selbst schuld, da vorher mir gehörend.
Aber:
Ich bin nie von meiner Lebensweise abgewichen. Heißt: die insgesamt 8 Personen (Kinder includiert) haben mich in meinem Garten, auf dem Balkon etc. nackt erlebt. Wie schon mal geschrieben: Zu Hause ziehe ich nichts an. Wenn es zu kalt ist, sind die Aufenthalte im Freien eben deutlich kürzer als momentan.
Und - was ist das Problem?
Es gibt keins.
Der eine Nachbar hilft mit momentan bei der Renovierung des Balkongeländers, der andere Nachbar quatscht gern mit mir, kommt dazu auch rüber (wir haben eine Gartenpforte zum Nachbargrundstück [Relikt aus früheren Besitzzeiten], die immer offen steht. Auch dessen Frau kommt problemlos zu uns, meistens jedoch, um etwas zu erledigen. Vorige Woche brachte sie eine Tomatenpflanze, am Wochendende zusammen mit ihrem 7jährigen Sohn eine zubereitete Spezialität (sie sind ursprünglich aus Kirgisistan). Dergleichen geschieht übrigens regelmäßig.
Die beiden Söhne des anderen Nachbarn helfen mir beim Abbeizen des alten Lackes an den Geländerstützen des Balkon. Ich bin dabei natürlich nackt. So lebe ich hier. Niemand ist deswegen bisher gestorben. Auch die Jungen (im pubertierenden Alter) haben das bisher offenbar ohne große Schäden überstanden.
Selbst nackt gesonnt haben die einen Nachbarn. Waren übrigens richtig stolz darauf. Mussten es mir prompt erzählen. Aber als Neugieriger hatte ich dergleichen schon bemerkt... ;)

Was will ich damit schreiben:
Es liegt am Umfeld. Richtig.

Aber jeder von uns IST auch Umfeld.
Immer.
Jeder.

Es gäbe übrigens noch ein paar Beispiele mehr, die aufzeigten, dass mein "Vorleben" Einfluss hatte...Aber das will ja niemand wissen.

 
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Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von Tim007 » Di 19. Mai 2020, 18:41

HaJo hat geschrieben:
Es gäbe übrigens noch ein paar Beispiele mehr, die aufzeigten, dass mein "Vorleben" Einfluss hatte...Aber das will ja niemand wissen.


Ich schon.

Als ich unser neues Domizil bezog, hatte ich als erstes Hecken gepflanzt. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass es immer Stellen gibt, die nicht blickdicht sind. Das hätte mich früher gestört. Jetzt ist es mir egal.

Dass das Vorleben Einfluss haben kann, kenne ich nur von Seen. Einer macht den Anfang - und (fast) alle folgen. Es ist ein Phänomen.

 

Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von HaJo » Di 19. Mai 2020, 18:46

Tim007 hat geschrieben:
HaJo hat geschrieben:Es gäbe übrigens noch ein paar Beispiele mehr, die aufzeigten, dass mein "Vorleben" Einfluss hatte...Aber das will ja niemand wissen.

Ich schon.
Ich werde bei Gelegenheit berichten.
Übrigens: Das mit den Seen ist auch so eine Geschichte. Es ist ziemlich lange her, als meine Liebste und ich nackt in einen See sprangen, die Klamotten lagen am Ufer auf unserer Decke. Es tauchten auf einmal Leute auf. Drei oder vier - ich weiß es nicht mehr genau.
Wir blieben zunächst verschämt im Wasser - man wusste ja nicht... ;)
Doch auf einmal, als wir wieder hinsahen, um zu sehen, was die wohl machten, waren die nackt. Winkten uns zu, kamen ins Wasser.


Wir haben uns danach gut unterhalten.

 
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Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von nutzer1 » Di 19. Mai 2020, 21:03

Ich finde auf jeden Fall, dass man Mut braucht. Gerade am Anfang. Leider habe ich diesen Mut bisher noch nicht aufgebracht. Je nachdem wie man aufgewachsen ist, braucht man aber glaube keinen Mut. Es wird wohl sehr subjektiv sein

 
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Re: Ist FKK eine Mutprobe?

Beitrag von string53 » Di 19. Mai 2020, 21:45

Sehr schöne Beispiele, dass es keine Probleme gibt wenn man nicht durch vorauseilende Verhaltensweisen Probleme produziert. Es ist so einfach, wenn man will und nicht feige ist.

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