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Die Akzeptanz des eigenen Körpers

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von Eule » Di 13. Okt 2020, 19:08

@ Bummler
Das Selbstbewusstsein wie das Körperbewusstsein kommt nicht von selbst, ist also nicht in der "Erbmasse" enthalten. Diese beiden Bewusstseinszustände bilden sich mit dem ersten Trotzalter, also gegen Ende des 3. Lebensjahres. Diese beiden Bewusstseinszustände werden nicht von Außen angetragen, also durch die Erziehung. Es ist das Ergebnis eines Prozesses der Selbsterfahrung im Sinne des sich Trennens aus dem bisher erlebten Naturzusammenhang und des Lernen, eine eigene Person zu sein. Die Erziehung kann hier nur durch die Setzung von zu engen Grenzen oder keiner Grenzen störend eingreifen. Kinder brauchen Grenzen, um sich selbst erfahren zu können. Nur wenn diese Grenzen zu eng gesetzt werden, wird das Kind verunselbständigt und dadurch verkümmert das Selbstbewusstsein. Erhält das Kind keine Grenzen, so erfährt es nicht die Ränder seiner Möglichkeiten und das Kind wird verunsichert, weil es seine Grenzerfahrungen nicht machen konnte.

Dieses gilt auch für die Entwicklung des Körperbewusstseins. Wenn das Kind lernt, sich in seiner Körperlichkeit voll und ganz anzunehmen, entwickelt es ein gutes Körperbild von sich, welches sich auf das Selbstbewusstsein stärkend auswirkt. Wenn dem Kind immer wieder gesagt wird, dass bestimmte Stellen des Körpers "Pfui" sind, so erlebt das Kind einen Mangel, etwas Schlechtes an seinem Körper und sein Körperbild wird deshalb gestört. Warum soll ich an mir etwas als naturgegeben akzeptieren, wenn dieses, aus der Sicht des Kindes - warum auch immer? - schlecht ist. Somit wird das eigene Körperbild zu einem Teil negiert und das Kind läuft mit einem Makel herum, welches abgelehnt wird. Somit wird sein Selbstbewusstsein mit einem Makel versehen, ohne dass das Kind erkennt, warum? Es lernt nur, ich bin nicht ganz ok und dieses liegt an mir, dass ich nicht ok bin. Diese so verunsicherten Menschen tuen sich natürlich schwer damit, ihren Körper als Ganzes zu akzeptieren. Es wird auch eine Blockade gesetzt, gerade diese Körperteile, die ja "Pfui" sind, offen zu zeigen. Im Jugend- und Erwachsenenalter haben sie dieses Wissen verloren, aber die Blockade bleibt als ein unangenehmes Gefühl bestehen, welches nicht einfach zu erklären ist.

Manch eine übertriebene Schamhaftigkeit, manch eine hysterische Reaktion in diesem Bereich führe ich auf dieses frühkindliche Erleben und Lernen zurück.

Bummler, deine Kapitalismuskritik mag dir so einleuchten erscheinen. Aber sie geht einfach oft fehl. Das, was du da so anführst, muß nicht unbedingt falsch sein. Aber richtig ist es trotzdem nicht. Du solltest dir einfach mal überlegen, ab wann man vom Kapitalismus spricht und was zu einem normalen Wirtschaftsleben gehört, ohne dass man dieses als Kapitalismus bezeichnet. Ich habe den Eindruck, bei dir ist alles, was negativ ist, vom Kapitalismus geprägt worden. Wie gesagt, ich habe diesen Eindruck. Körperbewusstsein und Selbstbewusstsein sind aber Gegenstände, die ihren Ursprung und ihre Bedeutung nicht aus dem Wirtschaftsleben haben und beziehen. Es sind Begriffe, die aus der Welt der Psychologie und der Pädagogik kommen und dorthin gehören.

Und wer meint, man müsse doch bloß mehr Selbstbewusstsein aufbringen um das Problem zu lösen, der ist an der Lösung des Problems nicht interessiert.
Dieser Satz ist so pauschal, dass dieser einmal richtig und ein anderes mal falsch ist. Hier musst du schon sagen, um welche Probleme bzw. Problemlösung es gehen soll.

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von kuma » Di 13. Okt 2020, 19:49

@Eule
Ja das Selbstbewusstsein wird schon im Kleinkindalter aufgebaut und sollte entsprechend gefördert werden.
Gewiss, ist es aber auch nötig dem Kind Grenzen zu setzen und Soziales Verhalten beizubringen.
;) Damit es nicht den Eltern auf der Nase rumtanzt ;)
Auch im Kindergarten, der Schule, und auch in der Ausbildung geht diese Entwicklung weiter.
Viele Menschen bekommen ihr Selbstbewusstsein, und ihr Körpergefühl erst spät(ab30) oder sogar sehr spät(ab50),
Auch gibt es Menschen, die zwar ein gutes Verhältnis zu ihrem Körper haben, aber dennoch kein Selbstbewusstsein haben und sich lieber unterordnen.
Und genau diese Pfui Erziehung, wie von dir Erwähnt, wird es leider immer wieder geben.
Die 68er und ihre Antiautoritäre Erziehung konnte daran nichts ändern.
Manchmal habe ich die Erfahrungen gemacht, und auch von einer mir bekannte Erzieherin, immer wieder erzählt bekommen, das die Enkel der 68er Generation, wieder in diese Pfui-Erziehung-Muster verfällt.

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von Bummler » Mi 14. Okt 2020, 11:07

@Eule

Dann sollten wir vielleicht mal ins Detail gehen. In dem verlinkten Artikel steht:
Hast du Schwierigkeiten mit dir selbst im nackten Daseinszustand, solltest du dir die Frage stellen, warum es dir so schwerfällt, nackt zu sein. Warum magst du dich mit Kleidung lieber: wegen der Kleidung oder wegen dem, was in dieser Kleidung eingepackt ist? Was stört dich und sind deine Sorgen überhaupt berechtigt? Warum kannst du deinen Körper nicht akzeptieren?


Ja, warum kannst du deinen Körper nicht akzeptieren?

Meine Antwort ist (die muss nicht richtig sein), weil mein Körper nicht mit dem Körper, der als erstrebenswert postuliert wird, übereinstimmt. Und das wird so massenhaft postuliert und mit Schuldgefühlen und mit Zwang zum Tun verwoben, dass ich gar nicht anders kann, als mich schlecht zu fühlen.

Es ist also nicht der Körper an sich, den ich nicht akzeptieren kann, sondern der Unterschied zu dem Bild, wie mein Körper aussehen sollte. Wenn es dieses Bild nicht gäbe, dann wäre die Akzeptanz des eigenen Körpers überhaupt kein Problem. Erst im Vergleich ergibt sich das Problem. Wobei das ja immer noch kein Problem ist, solang die Abweichung vom vermeintlichen Ideal als normal angesehen wird. Erst wenn einem eingeredet wird, dass diese Abweichung negativ ist, wird es problematisch.

Und jetzt setzen wir uns alle mal hin und überlegen, wer uns das einredet, das unser Körper scheiße aussieht und man da nicht nur was machen kann, sondern unbedingt was machen muss.

Grübel, grübel ....

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von kuma » Mi 14. Okt 2020, 12:42

Schade das wir keine Morphe Wesen sind wie gewisse Tiere (Kraken, Laternen-Fisch)
Die können sich der Umgebung anpassen, und mit ihr verschmelzen.
Sondern wir sind leider Amorphe Wesen, und können uns nur verändern mit vielen Tricks die wir der Tierwelt abgeschaut haben.
Eine Körperliche Veränderung bedeutet Schweiß und Tränen, oder auch das Skalpell.

;) Was uns mit zunehmenden Alter mehr und mehr gelingt, Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, wenn die ganzen Wehwehchen nicht wären ;)
Junge Menschen die haben es schwieriger, da sie noch gerne den Zeitgeschmack treffen wollen, und ihren Idolen hinterher Eifern.

 
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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von Eule » Mi 14. Okt 2020, 16:47

@ Bummler
Meine Antwort ist (die muss nicht richtig sein), weil mein Körper nicht mit dem Körper, der als erstrebenswert postuliert wird, übereinstimmt. Und das wird so massenhaft postuliert und mit Schuldgefühlen und mit Zwang zum Tun verwoben, dass ich gar nicht anders kann, als mich schlecht zu fühlen.
Was du hier ansprichst ist das Ergebnis eines "Schönheits-" oder "Jugendwahns", der scheinbar noch nicht überwunden ist. Dieser Schönheits- und/oder Jugendwahn hat weniger etwas mit dem Körpergefühl zu tun, obgleich dieser sich hierüber äußert, als mehr mit dem Versuch nicht zu altern. Man will nicht alt sein, nicht zu den Alten gehören. Man will jung sein und jung bleiben. Ein altes menschliches Problem, ich denke hier an den "Jungbrunnen". In dieser Problemlage ist der Körper nicht das eigentliche Problem, sondern nur sein symptomatischer Ausdruck. So sehe ich dieses, in der von dir geschilderten Sicht.

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von Aria » Do 15. Okt 2020, 14:27

Bummler hat geschrieben:Meine Antwort ist (die muss nicht richtig sein), weil mein Körper nicht mit dem Körper, der als erstrebenswert postuliert wird, übereinstimmt. Und das wird so massenhaft postuliert und mit Schuldgefühlen und mit Zwang zum Tun verwoben, dass ich gar nicht anders kann, als mich schlecht zu fühlen.

Es ist also nicht der Körper an sich, den ich nicht akzeptieren kann, sondern der Unterschied zu dem Bild, wie mein Körper aussehen sollte. Wenn es dieses Bild nicht gäbe, dann wäre die Akzeptanz des eigenen Körpers überhaupt kein Problem.
Schönheitsideale gab es schon immer und sie wechselten von Epoche zu Epoche – siehe Bilder der (allesamt) schlanken mittelalterlichen Burgfräuleins, es folgten die Rubensbilder, dann Wespentaillen, die man nur mit Korsett hinbekommen konnte, und die 1920er Jahren setzten auch auf Schlankheit, die 1950er auf Vollschlankheit, d.h. auf Wohlgenährtheit, worauf die Gegenbewegung mit Twiggy einsetzte, die in milderen Form noch heute die Norm darstellt. Weil wir in einer Welt des Überflusses leben – lebten wir in einer Welt des Mangels, würde wieder Vollschlankheit Trumpf sein.

Wer hinter diesen historischen Schönheitsbildern Kapitalismus vermutet, liegt falsch. Es handelt sich lediglich um Konkurrenzkampf der Frauen untereinander um den besten Mann. Und der beste Mann war schon immer ein mächtiger Mann, egal ob tatsächlich ein Prinz oder nur ein Reicher. Denn es geht um den eigenen Nachwuchs, sprich um die Frage, wer bietet die beste Voraussetzung bzw. Schutz dafür, dass „mein“ Nachwuchs „überlebt“. Um für so einen Mann interessant zu werden ist eine schlanke Taille (auch Rubenfrauen haben sie) ein Muss. Warum? Weil eine schlanke Taille signalisiert: Ich bin nicht schwanger.
Kaum ein Mann will für fremde Kinder sorgen – da sind Männer nicht sehr weit von den Löwenmännchen entfernt. :D

Was Eule da über den Jugendwahn spricht, ist zwar nicht ganz falsch, aber das betrifft nur Frauen kurz vor oder jenseits des Klimakteriums. Die einen befinden sich in Torschlusspanik, die anderen wollen lediglich nicht alt werden bzw. aussehen, wofür der Volksmund treffende Umschreibung gefunden hat: „Hinten Lyzeum, vorne Museum“. :D

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Beitrag von holgi-w » Do 15. Okt 2020, 15:58

Mein Vater nannte die immer "Teenager Spätlese". :lol:

 
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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von Eule » Do 15. Okt 2020, 18:50

@ Aria
Deinem Beitrag kann ich voll und ganz zustimmen. Jedoch der Jugendwahn ist heutzutage nicht mehr eine Sache der Frauen alleine, bei den Männern kann derartiges, wenn auch nicht unbedingt in großer Anzahl, auch beobachtet werden.

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von kuma » Do 15. Okt 2020, 19:40

Eule hat geschrieben:@ Aria
Deinem Beitrag kann ich voll und ganz zustimmen. Jedoch der Jugendwahn ist heutzutage nicht mehr eine Sache der Frauen alleine, bei den Männern kann derartiges, wenn auch nicht unbedingt in großer Anzahl, auch beobachtet werden.


ja der Leitspruch "Mens sana in corpore sano" hat noch immer bestand, und hat schon lange das Marketing und die Werbung erreicht.
Auch in den Manager-Etagen, wird es seit der Amerikanisierung der Weltweiten Wirtschaft, gerne gepflegt.

Wem glaubt man eher? Einen gut durchtrainierten, gepflegten Mann oder einen der zwar noch gut aussieht aber eher Durchschnitt ist?
Und seit den 80/90er wird der Mann sehr intensiv beworben. Und die Schönheitschirurgie bietet eine Menge Dienstleistungen für den Mann an. (Nein, nicht nur die berühmte Penis-Vergrößerung)

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Re: Die Akzeptanz des eigenen Körpers

Beitrag von Aria » Fr 16. Okt 2020, 00:15

Eule hat geschrieben:Jedoch der Jugendwahn ist heutzutage nicht mehr eine Sache der Frauen alleine, bei den Männern kann derartiges, wenn auch nicht unbedingt in großer Anzahl, auch beobachtet werden.
Das ist eine Folge der Frauenemanzipation. Sie sind heute nicht mehr so sehr darauf angewiesen, von einem Mann „versorgt“ zu werden, sondern können sich, weil vielfach wirtschaftlich unabhängig, selbst einen gesunden bzw. gutaussehenden Mann aussuchen. :D

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