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Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

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Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von NaturKraxler » Mi 24. Mai 2023, 15:33

Nackt-Bergsteigen / SO 21.05.2023: Chiemgauer Alpen: NaturNah über‘s „Sonntagshorn“

Vorab ein wichtiger Hinweis: Bitte nicht nachmachen! Und wenn doch, dann auf eigene Verantwortung… :!:
=> Es handelt sich nachfolgend um einen Erlebnisbericht und NICHT um eine Tourenempfehlung. <= :!:
Der südseitige Aufstieg via einen schmalen Steig verlangt durch Steilhangpassagen Trittsicherheit – erst recht bei Benutzung bergabwärts und bei Feuchtigkeit. Auch wenn meine Erkundungsvariante umgangen wird, so handelt es sich insbesondere bei der Abstiegsroute um einen hochalpinen Steig, der entsprechende Erfahrung in diesem Gelände voraussetzt. Da dieser in einem tiefen Taleinschnitt liegt, kann davon ausgegangen werden, dass es im Notfall keinen Handy-Empfang gibt!


An einem sonnigen Sonntag auf’s Sonntagshorn zu steigen ist eigentlich eine weniger gute Idee, möchte mensch eher einsam unterwegs sein. Doch wie so oft: Es kommt darauf an…
Ich habe mir einen in der Literatur als einsam beschriebenen Aufstieg vorgenommen, das Ganze ergänzt mit der Erkundung einer Grat-Variante – das Sonntagshorn selbst steht bei dieser Planung nur als (optionaler) Abstecher „neben“ der Route, da der Abstieg durch das (östl.) Hintere Kraxenbach-Tal gedacht ist. Dank des neuen Deutschland-Tickets lassen sich Überschreitungen im bayerischen Alpenraum wieder leichter umsetzen.

Aufgrund einer Straßensperre durch einen Brückenneubau gibt es für mich vorab eine kleine Spazierfahrt mit zweimal umsteigen, die mich in knapp zwei Stunden von Rosenheim an den Steinpass nahe der D/A-Grenze führen soll. Verbindungstechnisch zurückgerechnet kann ich sogar eine Stunde länger schlafen, denn die Abfahrt in RO ist erst um 7:35 Uhr. Sowohl der Umstieg in Freilassing als auch in Bad Reichenhall funktionieren „wie in der Schweiz“ – und so entlässt mich der österreichische Post-Bus im D-Transit kurz vor halb-zehn(!) an der Abzweigung nach Ristfeucht / Melleck.

Nur MO-FR besteht die Möglichkeit zwei (wertvolle) Stunden früher hier anzukommen – sofern mensch es vorher auch bis Freilassing schafft, denn mit Abfahrt um 17:25 Uhr der RVO-Bus-Linie in „Laubau / Holzknechtmuseum“ ginge nun in genau acht Stunden die grundsätzlich letzte Öffi-Verbindung nach Ruhpolding zum Bahnhof. Doch ein Verpassen dieses Busses dürfte kein Problem darstellen, denn das Trampen sollte dort an der B305 gut funktionieren – und die Züge fahren stündlich bis in den späten Abend (via TS) nach RO (und M).

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Auf der alten Passstraße durchquere ich den Ort, überquere den unscheinbaren Steinpass (615 m) und etwas tiefer beginnt der kleine Fahrweg den Steinbachgraben hinein – ein erster Wegweiser verrät: Sonntagshorn über Roßkar = 4h. Ab hier – es ist 9:45 Uhr – geht’s heute wieder barfuß und nackig weiter, auch die leichten FiveFinger‘s bleiben mit den „Reserveschuhen“ am Rucksack fixiert. Mit einer kleinen Brücke, die früher ganz natürlich aus drei Baumstämmen bestand und zwischenzeitlich durch ein langlebiges, feuerverzinktes Stahlkonstrukt ersetzt wurde, beginnt der Roßkar-Steig (T3), der schattig im Wald mal steiler in Serpentinen, dann wieder flach den Steilhang querend, aber gut gepflegt nach oben zieht. Es dauert eine Weile – u.a. der Umstand gegen 17:15 Uhr „drüben“ sein zu müssen(?) wird aus dem Kopf verbannt – bis ich meine innere Ruhe und das angepasste Aufstiegstempo finde. Etwa „auf halbem Wege“ (ca. 1050 m / 11:15 Uhr) gibt es ein Wegbüchl, eine willkommene Möglichkeit zu einer kurzen Rast. Aufgelegt im Juni 2020 verrät es, dass die Wegerhaltung durch die DAV Sekt. Bad Reichenhall und die Wegbetreuung durch Markus aus Unken erfolgt. Dieser hat darin nur drei Tage vorher „Weg ausputzen“ vermerkt #danke1# – und am Vortag sind hier drei männl. Vornamen als Gruppe vorbeigekommen. Für dieses Jahr mache ich nun den dritten Eintrag…

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Danach geht der Steig „un-ausgeputzt“ weiter, ist aber mit etwas mehr Umsicht auch kein Problem. Im Übrigen ist dieser Steig gut zum barfuß „Wandern“ geeignet – unten hat es überwiegend erdigen Waldboden mit wenig Steinen und oben hinaus wird er zunehmend grasig. Mit dem Erreichen des Weidezauns, bzw. wenn der Steig den Rosskar-Bach kreuzt, befindet sich eine Quelle mit Brunnen, die aufgrund ihrer Fließkraft wohl das ganze Jahr über sprudeln sollte. Der Baumbestand wird nun lichter und auf der Almfläche angekommen, verlasse ich die markierte Linie und steuere für eine kurze Rast die kleine Almhütte an (ca. 1510 m / 13:15 Uhr durch viele Fotostopps). Diese ist noch nicht bewirtschaftet – neben abschmelzenden Altschneeflecken blühen Krokusse und Alpenglöckchen (Soldanellen) – und bietet bereits einen schönen Ausblick auf die noch tief verschneiten Nordflanken der Loferer Steinberge und weiter östlich auf die hohen Berchtesgadener Alpen.

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Zum Rosskar-Sattel hinüber queren, um ganz klassisch den südseitigen Aufstieg auf den Hauptgipfel, das Sonntagshorn, zu machen möchte ich nicht. Um weiterhin naturnah, also nackt, unterwegs sein zu können, wähle ich die Gegenrichtung nach Osten, komme dabei an der Viehtränke der Alm vorbei und halte, etwa auf der Höhenlinie bleibend, weiter auf den A/D-Grenzverlauf zu, der über einen Kamm verläuft. Dort auf ca. 1525 m soll nach dem älteren Kartenstand der Austrian-Map (ÖK) ein (Alm?)Steig durch die Ostflanke beginnen und eine Idee überprüfend, in der Vorbereitungsphase das Luftbild/Orthofoto näher betrachtend, wurde dort auch eine kleine Latschengasse erkannt, die dem Grenzverlauf folgend zum Gratgipfelchen Hochgern (1740 m) hinauf führt – von der anderen Seite soll sich nach A-Map und OSM ein schlecht sichtbarer und anspruchsvoller „Pfad“ diesem Gipfelpunkt nähern. Als Referenzpunkt habe ich einen kleinen hellen Fleck ausgemacht (Geröll, Steinplatte?), den ich nun versuche anzusteuern. Beim ersten Versuch gerate ich etwas zu hoch und einem Gams-Schlurf folgend stecke ich bald in völligem Latschen-Dickicht. Also zurück und tiefer ansetzen. Unter einem alten Baumbestand (vor allem dort bleibt er konserviert) meine ich so etwas wie ein Steig-Fragment zu erkennen, danach bleibt die Vegetation luftiger und ohne den „hellen Fleck“ zu treffen erreiche ich dennoch den Grat.

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Wie vermutet ist dort eine kleine Gasse durch die Latschen, tw. mit alten Schnittspuren „markiert“, der ich – wegen des splittrigen Felsen nun mit den leichten FiveFinger’s an den Sohlen – nach oben folge. Der eigentliche Zweck dürfte das Nachmalen der Grenzmarkierung mit frischer Farbe sein, denn mit dem Abknicken des Grenzverlaufs am Gipfelpunkt „Hochgern“ (15:45 Uhr) hinab in die „Schneegrube“ (warum dieser Umweg?) endet die gut begehbare Latschengasse, die manchmal leicht in die Ostflanke ausweicht. Üblicherweise sind Latschenäste „fast“ so stabil wie ein Seil, doch einmal zu wenig Aufmerksamkeit auf das Nach-oben-greifen gelegt, beim Hinaufziehen reißt der vertrocknete Ast und ein Latschen-Vollbad rückwärts ist die unmittelbare Folge, inkl. einigen Kratzern „im Lack“. Trotz wenigen alten Schnittspuren kämpfe ich mich jetzt durch dichtere Latschen zu einem unbenannten kleinen Gratgipfelchen (ca. 1800 m / 16:15 Uhr) hinauf, über den der markierte Steig von Osten herauf verläuft.

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Diese (erfolgreiche) Erkundung hat einiges an Zeit benötigt und so wie es vom jetzigen Standpunkt aussieht, sind im steilen Steig über den (Nord)Ost-Grat zum Hauptgipfel noch Schneefelder eingelagert. Auch weil mit den finalen knapp 200 Höhenmetern hin und retour mind. eine Stunde benötigt wird, verwerfe ich den Abstecher Sonntagshorn-Gipfel (1961 m) vollends und begnüge mich mit dem aktuellen Punkt als Gipfelrastplatz mit hopfiger Erfrischung. Abgesehen vom verstellten Blick nach Westen ist die Aussicht von hier gleichbedeutend, es ist bereits kurz nach 17 Uhr als ich wieder aufbreche und den Blick den weiten Weg hinaus an der sichtbaren Schwarzachen-Alm vorbei bis zum Holzknechtmuseum wandern lasse…

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Etwas absteigend wird die Sonntagshorn-Scharte (1781 m) erreicht (genau jetzt soll draußen der letzte Bus an die Haltestelle heran fahren…), hier verspricht mir der Wegweiser mein Tagesziel Laubau in knapp 4h zu erreichen – da es sich nun um einen zwar alpinen, aber markierten Steig handelt (oben und einige Abschnitte T4, sonst überwiegend T3), ist dies für mich nun realistisch. Im nordseitig ausgerichteten Kar liegt noch ein langes Schneefeld hinab, zum Abfahren ist es zu steil (auch mit den „Reserveschuhen“), daher teste ich oben die Konsistenz an und treffe die Entscheidung, dass ich mit den Barfussschuhen und deutlichem Ferseneinsatz in einer alten Aufstiegsspur den flotteren Abstieg wagen kann. Die Technik ist mir bekannt und auch das unmittelbare Abbremsen „in Liegestütz-Haltung“ (hierfür ist Schneekonsistenz und Steilheit noch in Ordnung) bei einem möglichen Wegrutschen habe ich mir im Hinterkopf bereitgelegt.

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Über größere Steine und feinerem Geröll – ich bin erstaunt, dass es doch geht – wird der Steig erreicht, der mich durch Latschen und kleine Bachläufe überquerend zur Diensthütte (ca. 1240 m / 18:15 Uhr) hinabführt. Ein Brunnen füllt die Trinkflasche wieder etwas auf, dann folge ich dem Steig in all seinen Winkeln und Kehren, oben immer wieder am felsigen Untergrund abgerutscht, weiter unten durch altes trockenes Buchenlaub rutschig, immer weiter hinunter. Dieser Steig ist bis zum Ende anspruchsvoll und „zum Gasgeben“ (um einen Bus zu erreichen…) auch mit Bergstiefeln völlig ungeeignet. Inzwischen scheint die untergehende Sonne in das Hintere Kraxenbach-Tal hinein und bringt das frische Buchenlaub schön zum Leuchten – es macht einfach Spaß jetzt hier so unterwegs zu sein. ;)

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An der Schwarzachen-Alm (760 m / 19:45 Uhr) angelangt, strömt bereits der kühle Bergwind das Tal hinaus, ich bin die ganze Tour über niemanden begegnet, aber jetzt wieder „in der Zivilisation“ angelangt. Daher ziehe ich mich an und steige nun auch in die „Reserveschuhe“, um den folgenden langen Talhatscher auf der Fortstraße hinaus nach Laubau (700 m / 20:15 Uhr) angenehmer zu machen.

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Auf dem großen Parkplatz Holzknechtmuseum steht nur noch ein „Van“, bereits vorne an der Straße angelkommen höre ich es hinten „einbremsen“ und wenig später nehmen mich diese zwei Bergradler aus Traunstein mit hinaus zum Bahnhof in Ruhpolding. Nach wenigen Minuten Warten am Bahnsteig sitze ich mit Abfahrt um 20:48 Uhr im Zug hinaus nach Traunstein. Während es in Richtung Salzburg unmittelbaren Anschluss hätte, lässt mir eine planmäßige Umsteigezeit nach RO/M von 33 Min. ausreichend Zeit für einen beginnenden Ausgleich der verbrauchten Kalorien in Form eines Burgers mit Pommes. Am Bahnsteig wartend, gibt es dann die Information, dass sich der Zug um 15 Minuten verspätet, doch was soll’s, ich finde meinen Sitzplatz –

und ja, es war a sauguade Tour – inkl. 10 Std. einsam und nackt im alpinen Gelände. :D

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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Heinz-79618 » Mi 24. Mai 2023, 16:58

Danke für den guten Bericht!

 

Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Wäller » Mi 24. Mai 2023, 18:38

Respekt!

Kannst Du nachvollziehen, wieviel km und hm das waren?

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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von NaturKraxler » Mi 24. Mai 2023, 19:52

Hallo & Servus, danke für das Lob und die Rückfrage.

Diese Werte sind für mich nur von untergeordneter Bedeutung, da darin die Geländeeigenschaften bzw. die Routenanforderung nicht repräsentiert wird.
Bei der Höhendifferenz waren es etwa 1200 m hinauf und etwa 1100 m hinunter (unterwegs praktisch ohne Gegenanstiege).
Die direkte Luftlinienentfernung Start - Ziel wird mir vom BayernAtlas mit 9,6 km angezeigt, in grober Linienführung sind es ca. 13 km, aber mit den vielen Serpentinen dazwischen sicher noch etwas mehr… ;)

 
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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Trixi » Mi 24. Mai 2023, 19:59

Leider sind die Bilder sehr klein. Man erkennt keine Details. Schade.

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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Horst » Mi 24. Mai 2023, 20:37

Sehr beeindruckender Bericht.

Gruß
Horst

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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von NaturKraxler » Mo 25. Sep 2023, 23:55

Nach einem immer wieder nackigem Berg-Sommer auch von mir mal wieder ein Bericht:
Den Samstag, 16. September mit einer Tourenanfrage von BarfussUlrich habe ich leider "verpennt" :( - doch tags darauf mache ich mich selbst auf zu einer nackigen "Experimental-Tour" im Kaisergebirge:

Von der Pyramidenspitze tief nach unten geschaut in das nordwärts ausgerichtete Scheiblingsteinkar hatte ich schon öfter, im Spätwinter dort auch Skitourenspuren gesehen, dieses zu erkunden war bereits lange im Gespräch, aber die Motivation nie groß genug. Die in der Südflanke um einiges tiefer gelegene Öchselweidschneid als kleinen Felskamm hatte ich ebenso wahrgenommen, ihr aber kaum Aufmerksamkeit geschenkt – ich konnte mir nicht vorstellen, dass es dort interessantes zu entdecken gäbe. In letzter Zeit war diese zwar immer wieder mal im Gespräch, ohne mich wirklich zu überzeugen, doch erst der Blick vom Scheffauer-Abstieg einige Tage vorher, der diesen (kleinen) Felskamm wie "Teufelshörner" wirken ließ, machte mich hierfür interessierter – mit der Möglichkeit nun beides gemeinsam zu erkunden.

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Blick von oberhalb der Kaindlhütte in die Südflanke des Zahmen Kaisers – mit optisch auffälliger Felsformation (Bildmitte)

Mit dem zweiten Zug des Sonntages fahre ich nach Oberaudorf (7:50 Uhr) und von dort mit dem Strom-Radl nach der Innbrücke kurz am Inn und anschließend den Ebbsbach entlang nach Ebbs (475 m). Bei der Kirche beginnt die lange Auffahrt nach Buchberg und zur Aschinger Alm (955 m), dem Startpunkt meiner ausgedachten Rundtour. Etwas oberhalb am Waldrand gibt es eine kleine gefasste Quelle, die gegen 9:00 Uhr die Trinkflasche füllt – es wird (abgesehen vom eingepackten Gipfelbier) tatsächlich während der ganzen Tour keine weitere Möglichkeit mehr geben.

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Barfuß ginge es auch, würde aber etwas mehr Aufmerksamkeit bzw. Zeit benötigen, daher geht es für mich ab hier "nur" nackt los, den offiziellen Steig hinauf in Richtung zur Jovenalm. Den Spuren im Gras nach (= abgestreifter Tau) sind wohl bereits wenige Personen vor mir unterwegs, aber alsbald an einer kreisförmigen Wegmarkierung (= weißer Kreis um roten Punkt) verlasse ich ohnehin den markierten Pfad und folge nach rechts einer kleinen Spur, die zuerst eine kleinere und wenig später eine größere Geländestufe (ca. T5) hinaufführt. Hier sind überwiegend die Gämsen unterwegs – ob dort auch der Jäger hinaufsteigt, ist fraglich. Damit ist das unten bewaldete Scheiblingsteinkar erreicht und die locker bewachsenen Möglichkeiten nutzend, wird unvermittelt die Grundmauer der (ehem.) Scheiblingsteinalm erreicht. Im Wesentlichen einen leichten Geländerücken nutzend, stoße ich etwas höher auf einen Bodenansitz, von dem wenigstens ein kleiner Pfad weiter aufwärts führt – und direkt die kleine Jagdhütte (ca. 1350 m / 10:30 Uhr) ansteuert.

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Der Baumbestand und auch der Latschenbewuchs wird lichter, schließlich ist auch der Grasbewuchs zu Ende (spätestens hier wäre für mich Ende der Barfuß-Strecke), das grobe und festere Geröll benutzend und eine kleine Geländestufe überwindend wird das (schattige) Scheiblingsteinkar bis auf ca. 1680 m hinaufgestiegen. Von dort zieht nach links/östlich ein plattiges Band (Rampe) zum Grat hinauf – dessen Ausstiegsbereich hatte eine Bergkameradin und ich nach unserem Jovenspitze-Nordostgrat im Vorjahr noch erkundet (oben einen Bohrhaken zum Nachsichern gesichtet). Dieser Aufstieg (ca. UIAA II+) wäre für mich möglich, doch dann wird der markierte Winkelkar-"Klettersteig" und im weiteren Verlauf der derzeit gar nicht einsame Gipfel der Pyramidenspitze erreicht – doch ich möchte nackt bleiben...

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Daher nach rechts/westlich in das schrofige Gelände in Richtung des Bergrückens zu, der vom vorgelagerten Karlkopf heraufzieht, eingestiegen und nun in der Sonne (und vom Touri-Gipfel aus beobachtet) dort vorsichtig weiter hinauf (ca. T5), mich von kleinen Felsstufen leicht nach rechts/nördlich abdrängen lassend. Zwischen Latschen hindurch wird ebenes Terrain erreicht und ich mache nun dort erst mal ausgiebig Mittagspause (13:00 – 14:30) – mit Gipfelbier – und beobachte nebenan das Kommen und Gehen am bekanntesten, aber nicht dem höchsten Gipfel des Zahmen Kaisers.

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Zu einer passenden Gelegenheit kreuze ich den Wandersteig und steige südseitig frei im Gelände hinab. Die Öchselweidschneid zu erreichen ist nun mein nächstes Ziel, doch der hintere Gipfel (1814 m) versperrt sich mit dichtem Latschenbewuchs in seiner Verlängerung zum Hauptkamm hin. Daher bleibe ich erst mal in der karstigen Senke, dem Öchselweid, und schaue in ein paar Löcher hinein, die jedoch alle mit Schutt verschlossen sind. Nur ein Bodeneinbruch, sogar noch mit einem kleinen wenig Schnee vom Vorwinter, macht etwas Hoffnung auf eine Höhle, einige Risse gehen ab, aber auch hier müsste man erst ausräumen.
So wird noch ein Geröllfeld gequert und dann von der Ostseite – wenigstens ist es dort jetzt schattig – die brüchige Schrofenflanke angesteuert, um dort vorsichtig hinaufzusteigen. Auf der Schneid angekommen orientiere ich mich auf der Westseite, die nach unten hin abbricht, nun noch vorsichtiger zum vorderen Gipfel (1788 m / 15:30 Uhr) hin, ausgestattet nur mit einem kleinen Steinhaufen.

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Eine Besteigung hat wohl wahrlich Seltenheitswert, die Perspektive von hier zwar ganz nett (der Gipfel der Pyramidenspitze ist allerdings verdeckt), doch wirklich lohnend ist es nicht und eigentlich auch nicht das Risiko wert, dieses ziemlich brüchige Gestein zu beklettern (ca. UIAA II bzw. T6 je nach Routenwahl).
Nun wieder zurück und hinunter ist es noch mehr ein "Eiertanz" und ein Wackelstein wird vorsichtshalber abgeräumt, bevor ich mich dort abklettern traue. Geschafft! Nach dem Queren des Geröllfeldes suche ich durch kleine Latschengassen hindurch den von Süden heraufkommenden markierten Steig durch das Öchselweidkar und steige auf diesem in der warmen Nachmittagssonne wieder dem Hauptkamm entgegen. Ich schwitze wie in der Sauna, nur eben ohne Handtuch, bin mir dadurch auch relativ sicher, dass um diese Zeit dort niemand mehr absteigt. Dann erreiche ich sie also doch noch, die Pyramidenspitze (1997 m), deren Gipfel ich nun um 17:00 Uhr für mich allein habe.

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Das nächste Ziel ist jetzt der im Nordwesten vorgelagerte Grinnerkopf (1870 m), dessen Gipfelkreuz bereits heraufgrüßt und gegen 18:00 Uhr entlang den alten Markierungen durch die Senke erreicht wird. Inzwischen dämpft aufziehende Cirren-Bewölkung das Sonnenlicht, es wird merklich kühler und mit 18:30 Uhr beginnt mein Abstieg vom Berg.

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Der Jägersteig ist in alten AV-Karten nur schwarz-gepunktet verzeichnet, doch heute dank "Berg-Navi" wohl häufiger begangen. Die erdigen Passagen sind gut ausgetreten und die Feuchtigkeit macht den doch ziemlich steilen Abstieg ziemlich rutschig. Nochmals ist die volle Konzentration erforderlich, damit die kleinen Abrutscher ausbalanciert werden. Weiter unten im Wald wird es angenehmer und mit dem letzten Tageslicht gegen 19:45 Uhr bin ich wieder zurück am Brunnen und dem Rad-Depot. Das Wasser ist eine angenehme Erfrischung, doch bei der langen Abfahrt nach Ebbs ist mit der weiter abkühlenden Lufttemperatur (und nun mit kurzer Hose) der nahende Herbst bereits spürbar. In Oberaudorf erfrischt mich während der Wartezeit noch ein kühles Bier von der Bahnhofskneipe von innen, dann bringt mich wenigstens der Zug pünktlich das Inntal hinaus.

Anmerkung:
Die "Händy-Kamera" auf ein Selfie-Stick oder Stativ "zu schrauben" ist mir zu umständlich und Nackt-Bilder sind mir grundsätzlich auch völlig unwichtig, doch ich kann euch versichern, dass alle Fotos (und noch ein paar mehr...) vollkommen nackt gemacht wurden :lol:

PS: Durch die direkte Wiederverwendung der Fotos (= Forum-Einstellung bzgl. Speicherplatz, hier kein Upload möglich) sind diese sicher wieder auch zu klein abgebildet... Sorry.
PPS: Entfernung und Höhenmeter auch dieser Tour sind relativ - am unangenehmsten ist dabei immer ein "Gegenanstieg", wie hier in einem windgeschützten, daher sonnenverwöhnten Geländekessel.

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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Paddler » Di 26. Sep 2023, 09:49

Superschöner Bericht, alle beide. Dankeschön

 
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Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Arno » Di 24. Okt 2023, 07:49

Tolle Inspiration, Deine Berichte. Beim Lesen konnte ich so richtig nachvollziehen, wieviel Freude und Freiheit es bereitet, nackt in der Natur zu wandern und Teil von ihr zu sein, so wie sie Dich geschaffen hat.
Ein super Beispiel für gelungenen Naturismus und ja, so wie Du es schreibst scheint Nacktkraxeln in einer höheren Liga zu sein als Nacktbaden!
DANKE

 

Re: Unterwegs rund um Rosenheim (und ein bisschen weiter)

Beitrag von Hannes » Di 24. Okt 2023, 20:31

@ NaturKraxler
Sehr inspirierend! Danke für deinen Wanderbericht und die tolle Aussicht!
Schade, dass die Berge von Hamburg aus so weit entfernt sind.

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