Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

[HTJ]

Das Thema 'Rückgang von FKK" ist ja schon oft durchgekaut worden. Ich möchte trotzdem versuchen, meine Meinung kundzutun. Erst einmal sollte man nicht das Kürzel "FKK" so thematisieren. Es geht ja eigentlich darum, dass sich Leute heutzutage nicht gern nackt vor anderen zeigen.
Woran könnte das liegen? Ein Beispiel: Eine Frau hat ein Nacktbild ihren Freund geschickt. Es fällt aber in falsche Hände. Was passiert? Die Frau wird von der Gesellschaft gemobbt. Wieso kommt man auf die Idee, jemand wegen Nacktheit zu mobben. Also stehen nackte Menschen auf einer Stufe mit Prostitution und Pornographie. Ich kann mich erinnern, dass in den 90er Jahren im Privatfernsehen oft Nacktheit mit Berichten aus dem Rotlichtmilieu gezeigt wurde. Es ist die Frage, mit was assoziiert die Gesellschaft Nacktheit. Früher stand Nacktheit für Freiheit, heute steht Nacktheit für Missbrauch.

[CHICO]

Selten einen solchen dummen Kommentar gelesen:

HTJ schreibt: „Also stehen nackte Menschen auf einer Stufe mit Prostitution und Pornographie.“

Eine völlig unbelegte Behauptung!

[regenmacher]

Die Zeiten ändern sich - und wir mit ihnen.

Aber noch etwas anderes ändert sich:
Die Sprache und die Bedeutung der Wörter.

Zwei Beispiel: Während vor Jahrhunderten die Vokabeln "Weib" durchaus keinen negativen Anklang hatte, ist dies heutzutage der Fall. Auch auf kürzeren Zeitskalen sind solche Änderungen zu beobachten. In meiner Jugend wurde die Vokabel "geil" nur im sexuellen, vulgären Zusammenhang benutzt. Im heutigen Sprachgebrauch fehlt dies - die Vokabel wird vielmehr im Sinn eines allgemeinen "gut, das ist Klasse" genutzt.

Ähnlich ist es mit der Abkürzung "FKK".
"FKK" bedeutet im heutigen Sprachgebrauch "nacktes Wohlsein". Wenn man es pointiert ausdrücken will: Es ist die "Ideologie vom nackten Wohlsein", die an FKK-Ständen und in den FKK-Vereinen/Verbänden (jedenfalls diejenigen FKK-Vereine/Verbände, mit denen ich zu tun habe) gelebt wird.

Für das allgemeine, deutschsprachige Publikum - welches über die Bedeutung der Begriffe durch ihre Verwendung entscheidet - ist FKK ein Synonym zum Nacktsein.

Und dann ist es schlicht grotesk, wenn sich eine Gruppe von Sektierern um die Anerkennung des Relikts „FFK“ als Kulturerbe bei der UNESCO bemüht.

Warum „Relikt“ ? Warum sprichst du abwertend von Sektierern, wo es doch bezüglich der FKK um die Verteidigung des Rechtes aufs „nackte Wohlsein“ (§ 2 GG) geht ?

Anders als CHICO halte ich die Idee und das Recht auf "nacktes Wohlsein" (=FKK) durchaus für ein Kulturgut, welches man nicht gering schätzen sollte. Es ist ein Recht, dessen Inanspruchnahme nicht von der Zahl der Personen abhängt, die es nutzen wollen. Es gilt also selbstverständlich auch für kleine ( oder wegen mir auch: sehr, sehr kleine) Minderheiten.

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[CHICO]

@Regenmacher schreibt:

"FKK" bedeutet im heutigen Sprachgebrauch "nacktes Wohlsein". Das kann man behaupten oder bestreiten und ist sprachlich eine Groteske. Denken Sie an die komischen Formulierungen „FKK machen“ usw. Für viele ist FKK auch mit alten Ideologien und eigenartigem Vereinsleben behaftet.

„--das Recht auf "nacktes Wohlsein“ (=FKK)“.. bedarf aus meiner Sicht nicht im Geringsten einer Begründung durch die Freikörperkultur, die nicht mehr in der Form existiert, wie sie begründet wurde und heute ganz anders verstanden wird. Das Recht auf Nacktheit im öffentlichen Raum oder „nacktes Wohlbefinden“ begründet sich für mich im Art. 2 Grundgesetz. Die „Sektierer“ verteidigen nicht das Recht aus Art. 2 GG, sondern wollen aus meiner Sicht das „Relikt“ FKK wieder beleben. Die Argumentation für das Nacktsein über Art. 2 GG schien den "Sektieren" erklärter Maßen überhaupt nicht zu gefallen! Das gefällt mir überhaupt nicht. Der Bezug auf unser Grundgesetz ist mir viel mehr Wert, als die Erinnerung an die alten Zeiten, als FFK nur schwer mit vielen Einschränkungen geduldet wurde.
Für mich gilt schon: Sagen was ist! D.h: Nacktheit ist in angemessenem Umfang gemäß Art. 2 GG gestattet! Das Akronym "FFK" ist für mein Verständnis völlig überflüssig und als Aussage schwach.

Also noch einmal:

„WENN DU BEMERKST, DASS DU EIN TOTES PFERD REITEST, STEIG AB!“
(Möglicherweise ein altes Sprichwort der Lakota-Indianer)

[CHICO]

@ Regenmacher

Ein Nachtrag: Ich lese gerade von einem neuen Thread „ab wann FKK“. Der werte „User“ möchte wissen, ab welcher Temperatur man wohl nackt ins Frei gehen sollte? Gefällt Ihnen eine solche Textform, um die gewünschten Antworten zu bekommen?

[Seelöwe]

CHICO,
wann hast du das letzte Mal mit einem Menschen unter 40 Jahren (=der jüngeren Hälfte der Bevölkerung) gesprochen?
Gut, das erklärt vieles….
Grüße vom Seelöwen

[Eule]

Die Fragestellung dieses Threads ist nicht eindeutig. Wird hier der Rückgang der Popularität der FKK-Vereine gemeint oder der Rückgang der Besucher auf den FKK-Flächen mit öffentlichem Zugang? Nun, der Rückgang der Popularität der FKK.-Vereine, regenmacher mag mich korrigieren, wenn ich falsch liege, begründet sich einmal aus einer mangelnden Bereitschaft, sich in Vereinen zu organisieren und Verpflichtungen dort zu übernehmen. Dieses ist eine langsamer immer deutlicher hervorgetretene Entwicklung, die nicht nur die FKK-Vereine betrifft. Um die Kosten für die Vereinsgelände niedrig halten zu können, wurde von den Mitgliedern Arbeitsstundeneinsätze gefordert. Mit der Zeit entwickelte sich die Möglichkeit, sich von diesen Arbeitsstunden freikaufen zu können.

Weiter verloren die FKK-Vereine ihre Monopolstellung im Sinne des sich unbekleideten Aufenthaltes draußen. Es entwickelte sich im Rahmen der sog. "sexuellen Revolution" ein Hype mit dem sog. FKK-Urlaub. Weiter wurden Plätze in der Öffentlichkeit dahingehend genutzt, außerhalb eines Vereines sich unbekleidet aufhalten und verschiedene Aktivitäten auszuführen.

Die FKK-Vereine haben sich nicht nicht oder schlecht an die neuen Verhältnisse anpassen können und so ist dort eine Überalterung der Mitglieder eingetreten. Zurzeit haben sie es schwer, neue Mitglieder anzuwerben, weil sich das unbekleidete Aufhalten in der Öffentlichkeit, gleich ob innerhalb eines Vereins oder außerhalb, nicht mehr Chic ist. Der in der Öffentlichkeit bekanntgewordene Kindesmissbrauch hat zudem zu einer hysterischen Situation geführt, die die Bereitschaft zu einem nudistischen Leben innerhalb und außerhalb eines Vereins nicht förderlich ist.

@ regrnmacher

"FKK" bedeutet im heutigen Sprachgebrauch "nacktes Wohlsein".

Ja, so, kann man es durchaus sagen. Die Bedeutung des Begriffes "FKK" hat sich auf diese Deutung hin verkürzt und wird allgemein so verstanden.

CHICO hat geschrieben:
Und dann ist es schlicht grotesk, wenn sich eine Gruppe von Sektierern um die Anerkennung des Relikts „FFK“ als Kulturerbe bei der UNESCO bemüht.

Warum „Relikt“ ? Warum sprichst du abwertend von Sektierern, wo es doch bezüglich der FKK um die Verteidigung des Rechtes aufs „nackte Wohlsein“ (§ 2 GG) geht ?

Nun, ich habe den Eindruck, dass CHICO die Bedeutung des Kürzels "FKK" in seiner ursprünglichen Form nicht kennt und ihm der Kulturbegriff hier nicht bekannt ist. Ich nehme an, dass er mich auch zu den Sektierern zählt und er meine Begründungen entweder nicht gelesen hat oder sie in ihrer Bedeutung nicht erkannte. Er weiß wohl auch nicht, dass die Nacktheit des Menschen sich nicht auf das Fehlen von Kleidung bezieht, sondern auf das Fehlen des Felles, welches nur noch in Restbestandteilen beim Menschen vorhanden ist. Darum müsste es richtig heissen: "unbekleidetes Wohlsein" statt "nacktes Wohlsein". Aber so genau müssen wir es hier nicht nehmen.

[Phragmites]

… Ähnlich ist es mit der Abkürzung "FKK".
"FKK" bedeutet im heutigen Sprachgebrauch "nacktes Wohlsein". …

gemeinschaftliches nacktes Wohlsein

[Nudehiker]

Ich denke; man kann nunmehr das Wort "nackt" als Selbstbeschreibung einfach selbstbewusst gebrauchen. Dies halte ich als Selbstvergewisserung besser als strukturgebene Bezeichnungen wie z.B. Fkk.

LG Nudehiker

"Jegliches hat seine Zeit - Bäume pflanzen und Bäume abhauen."

[CHICO]

Wenn @Nudehiker schreibt:

„Ich denke; man kann nunmehr das Wort "nackt" als Selbstbeschreibung einfach selbstbewusst gebrauchen.“ wird die Scheinheiligkeit der Diskussion um das Kürzel „FKK“ doch sehr deutlich. Das bedauernswerte kleine Wort „nackt“ ist doch nicht dafür verantwortlich zu machen, dass eine Vielzahl von Individuen das Aussprechen des Wortes „nackt“ im Zusammenhang mit der eigenen Nacktheit scheut!

Es hat sich wenig geändert. Schon vor ca. 100 Jahren wurde aus der gleichen Scheu/Scheinheiligkeit aus der ursprünglichen Nacktkultur die seltsame „Freikörperkultur“ und mutierte dann sogar aus gleichem Grund zum Kürzel FKK. Und damals wie heute gab bzw. gibt es sehr wenige, die dieser „Kultur“ frönen und sich dazu auch offen bekennen. Und es als eine Kultur zu bezeichnen, weil auf Bekleidung in der Natur ggf. verzichtet wird, fällt mir immer wieder sehr schwer. Nacktsein ist doch unter bestimmten Umständen ein ganz banaler Zustand.

In der o. e. Formulierung von @Nudehiker zeigt sich die ganze allgemeine Besorgnis mit „nackt“ ggf. von der eigenen Nacktheit zu sprechen, wenn @Nudehiker formuliert: : „Ich denke; man kann nunmehr das Wort "nackt"…“ Schön, dass @Nudehiker zu einer solchen Aussage kommt, aber auch ihm bleiben gewisse Bedenken, ob es wohl heute so möglich ist (…ich denke... kann nunmehr…)


Keinen kann man zwingen, das Wörtchen „nackt“ im fraglichen Sinn zu gebrauchen; aber wer „FKK“ sagt und „nackt“ meint, macht sehr deutlich, wessen Geistes Kind er ist.