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Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von gesine » Di 16. Jan 2024, 09:44

Eure terminologischen Debatten in allen Ehren, aber sie haben mit der Fragestellung letztlich dann doch wenig zu tun. Und um eine Antwort auf die Frage, ob FKK oder gemeinschaftliches Nacktsein rückläufig ist, muss man dann eben doch mal über den eigenen Tellerrand und die eigenen Präferenzen hinausblicken. Eine Frage könnte ja etwa sein, warum der in einer Antwort angesprochene Boom des FKK-Urlaubs in den 80er- und 90er-Jahren nicht weitergegangen ist und zu einer vollständigen Normalisierung der Nacktheit geführt hat. Immerhin hat ein Unternehmen wie Oböna, das heute wegen Insolvenz nicht mehr existiert, damals in den größten deutschen Zeitschriften inseriert und einen Katalog mit riesiger Auflage verschickt.

 
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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Arno Nühm » Di 16. Jan 2024, 10:49

gesine hat geschrieben:Was glaubt Ihr, ist der Grund dafür, dass die Popularität der FKK und des Nacktbadens in Deutschland sinkt?

Sinkt sie denn wirklich noch? Mein Eindruck in den letzten Jahren ist eher, dass der Boden erreicht ist und sich die Zahlen in den letzten ~5 Jahren stabilisiert haben, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Altersverteilung scheint sich meiner Beobachtung nach sogar wieder etwas in Richtung Jüngerer zu verschieben - wenn es nicht einfach daran liegt, dass ich älter werde und mir die Leute dadurch jünger vorkommen. Einschränkung: meine diesbezügliche Erfahrung bezieht sich ausschließlich auf öffentliche Badestellen (Ostsee, Rhein-Main-Gebiet) und einen Zeltplatz (Regenbogencamp Prerow), nicht auf Vereinsgelände.

Zum Thema der Nomenklatur: in der damaligen DDR hat der Begriff "FKK" der Popularität des Nacktbadens jedenfalls nicht geschadet obwohl das damals mit der "originalen" FKK (der 20er-Jahre) weder praktisch [1] noch philosophisch [2] besonders viel zu tun hatte.

[1] Es wurde nackt gebadet und gecampt, mehr nicht. Sport war bestenfalls sekundär. Die diversen Einschränkungen der ursprünglichen "lebensreformerischen" FKK (kein Fleisch, Alkohol, Rauchen) gab es nicht und Vereine spielten keine relevante Rolle.

[2] Es gab keinen ideologischen Überbau und die Motivation war eher hedonistisch als asketisch. D.h. man war nackt weil einem das Spaß machte, aus keinem anderen Grund sonst.

 
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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von PundV » Di 16. Jan 2024, 11:01

Es gibt Leute, die das Wort „frönen“ nur in Zusammenhang mit FKK bernutzen, und umgekehrt.

Seit ein paar Monaten im Miramar steht auf der Ankündigungstafel nicht mehr „FKK“ sondern „Nacktbaden“.

 
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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Konrad R. » Di 16. Jan 2024, 12:05

gesine hat geschrieben:Eine Frage könnte ja etwa sein, warum der in einer Antwort angesprochene Boom des FKK-Urlaubs in den 80er- und 90er-Jahren nicht weitergegangen ist...

Die Frage ist, ob das auch wirklich so ist, oder war der FKK-Urlaub früher nur mehr ein Thema als heute?
https://www.welt.de/reise/deutschland/a ... vival.html
und aus:
https://reisenexclusiv.com/fkk-deutsche ... tellungen/
"Mehr als jeder dritte Deutsche (36 Prozent) hat den FKK-Urlaub übrigens bereits in die Tat umgesetzt und einen Nackturlaub gemacht."
Ob es jemals mehr waren?

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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Bummler » Di 16. Jan 2024, 14:08

gesine hat geschrieben:..., aber sie haben mit der Fragestellung letztlich dann doch wenig zu tun. Und um eine Antwort auf die Frage, ob FKK oder gemeinschaftliches Nacktsein rückläufig ist, muss man dann eben doch mal über den eigenen Tellerrand und die eigenen Präferenzen hinausblicken. Eine Frage könnte ja etwa sein, warum der in einer Antwort angesprochene Boom des FKK-Urlaubs in den 80er- und 90er-Jahren nicht weitergegangen ist ....


Ja auch wenn das niemand gerne hören möchte, aber da gibt es einen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und vor allem mit deren neoliberaler Ausprägung.
Spätestens in den 90-er Jahren gab es neben der kriselnden Wirtschaft eine Umorientierung in der Gesellschaft. Erstmals nach langen Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges gab es wieder existenzielle Sorgen und wirtschaftliche Ungewissheiten.

Diese haben dazu geführt, das sich die Leute weniger um ihre Freiheit, als mehr um ihre Existenz kümmern. Das fröhliche Nacktsein wird mehr und mehr zur netten Nebensache, aber nicht mehr der Höhepunkt freiheitlicher Entfaltung. Besonders abrupt konnte man die wirtschaftlichen Umwälzungen natürlich im Osten erkennen. Aber der Westen war von Veränderungen eben auch betroffen. Insbesondere die Produktionsverlagerungen nach China möchte ich erklärend erwähnen, die vielfach Unsicherheiten ausgelöst haben.

Und wenn man um den Job zittern muss, dann passt man sich eben leider auch in der Freizeitgestaltung der Mehrheit an, einfach um nicht einen negativen Anstrich zu bekommen. Natürlich ist der ökonomische Prozess nicht der einzigste Grund für den Rückgang der Nacktheit. Der Vorgang ist sicherlich komplex und hat auch in Medien, Sexualisierung, Politik, Moden und der Vervielfachung von Freizeitmöglichkeiten seine Ursachen. Aber die wirtschaftliche Umwälzung ist wohl fundamental.

Man muss das auch wirklich mal fokussieren. Francis Fukuyama hat ja 1989/1992 "Das Ende der Geschichte" ausgerufen mit dem Sieg des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft. Aber gerade von da an, ist die Freikörperkultur zurück gegangen. Warum?
Weil eben ein Liberalismus kein Automatismus hinsichtlich Wohlstand und Sicherheit ist. Ich formuliere es mal ein wenig drastisch:

Den Menschen ist Freiheit und Demokratie egal, wichtig ist Wohlstand und Sicherheit. Und damit ging es in den letzten Jahren ebend meist schleichend und ab und zu auch mal plötzlich, bergab. Die Probleme sind nicht kleiner geworden, sondern größer und das trotz Wirtschaftswachstums und Exportüberschüssen.

Ich will hier gar nicht im Detail auf die ganzen aktuellen Probleme eingehen, das würde zu weit führen. Und solche Probleme wie die Migration hatten wir in den 90-gern ja noch gar nicht. Aber diese ist natürlich auch ein Punkt, warum sich die Popularität der Nacktheit in Grenzen hält, z.B. in Kitas. Da kann sich nichts mehr positiv in unserem Sinne entwickeln.

Aber, um dann doch das Positive herauszustellen, die Nacktheit (in welcher Terminologie auch immer) hat sich fest etabliert und ist nicht mehr wegzudenken und nicht mehr wegzukriegen. Das sollte uns in all dem Wehklagen über den Rückgang dann doch fröhlich stimmen.

 
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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Arno Nühm » Di 16. Jan 2024, 15:17

Bummler hat geschrieben:Ja auch wenn das niemand gerne hören möchte, aber da gibt es einen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und vor allem mit deren neoliberaler Ausprägung.
Spätestens in den 90-er Jahren gab es neben der kriselnden Wirtschaft eine Umorientierung in der Gesellschaft.


Aber ist der "Nacktbade-Boom" der 70er Jahre im Westen nicht schon in den frühen 80ern wieder abgeebbt? Womit ich den Rückgang der Popularität des Nacktbadens im Westen eher im Kontext des Anfang der 80er Jahre einsetzenden konservativen Roll-Backs ("geistig-moralische Wende") sehen würde, als in einem Zusammenhang mit wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Krisen der späten 80er / frühen 90er.

Über meine Sicht auf die Gründe des Rückgangs der FKK im Osten nach 1990 hatte ich mich ja schon in einem anderen Thread ( https://www.fkk-freunde.info/viewtopic.php?p=242967#p242967 ) ausführlich ausgelassen. Kurz zusammengefasst: (1) Anpassung an die Kultur des "Westens", (2) Verändertes Urlaubs- und Reiseverhalten, (3) Wegfall von Gelegenheiten

Bummler hat geschrieben:
Das fröhliche Nacktsein wird mehr und mehr zur netten Nebensache, aber nicht mehr der Höhepunkt freiheitlicher Entfaltung.

Waren diejenigen, für die Nacktsein / -baden / -camping u.s.w. wesentlich mehr als eine "nette Nebensache" ist, jemals mehr als eine (kleine) Minderheit? Zumindest was die letzten 50-60 Jahre angeht?

Bummler hat geschrieben:Man muss das auch wirklich mal fokussieren. Francis Fukuyama hat ja 1989/1992 "Das Ende der Geschichte" ausgerufen mit dem Sieg des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft.


Fukuyama lag in so vielen Punkten daneben, dass es das Forum sprengen würde, das auszudiskutieren. Und zum Thema passt es sowieso nicht.

Bummler hat geschrieben: Und solche Probleme wie die Migration hatten wir in den 90-gern ja noch gar nicht.

Das habe ich aber auch etwas anders in Erinnerung - zumindest was den Westen angeht. Der Anstieg der Zuwanderung in den späten 80ern / frühen 90ern war immerhin so groß dass er (bzw. die gesellschaftliche Reaktion darauf) 1993 zur Einschränkung des Ayslrechts (Art. 16a GG) geführt hat.

 

Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Hannes » Di 16. Jan 2024, 15:55

Bummler hat geschrieben:...Das fröhliche Nacktsein wird mehr und mehr zur netten Nebensache, aber nicht mehr der Höhepunkt freiheitlicher Entfaltung...


Hmm...war das denn wirklich mal anders? Ich bin ja schon im zarten Kindesalter mit dem Nacktsein in der Öffentlichkeit vertraut gemacht worden,
aber wir waren immer in der deutlichen Minderheit (hier im Westen)! Das war in den Siebzigern!
Ich glaube nicht, dass der Rückgang des Naturismus und damit die Freude am Nacktsein etwas mit wirtschaftlichen Veränderungen in der Gesellschaft zu tun haben...
Zum Nacktsein braucht man schließlich nicht viel Geld. Und auch wenn die Zukunftsorgen nicht kleiner geworden sind,
Existenzängste nicht weniger, brauchen wir alle immer wieder kleine Auszeiten, Gelegenheiten zum "Luftholen", Durchatmen,
um einen klaren Kopf zu bekommen...
Das habe ich auch deutlich während der Pandemie festgestellen können, als die Menschen nicht in die Karibik fliegen konnten,
sind sie auf den Darß gefahren um dort am Nacktbadestrand die Seele usw. baumeln zu lassen.

Wenn es wirklich so ist, dass die Zahl der Naturisten in den letzten zwanzig, dreizig Jahren abgenommen hat,
hat das m.E. andere Gründe, die hier im Forum auch schon reichlich besprochen wurden.

 
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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Eule » Di 16. Jan 2024, 16:02

@ CHICO
Was ist dein Anliegen in diesem Forum? :roll: Willst du nur meckern und stänkern? :roll: Oder fehlt dir hier der sexuelle Bezug, der dir scheinbar sehr wichtig ist? :roll: Du scheinst keinen Bezug zur Haltung der User in diesem Forum zu haben und mir stellt sich die Frage wirklich, warum bist du diesem Forum beigetreten? :roll: Ich denke in der Tat, du bist hier in diesem Forum nicht richtig verortet :!:

@ Bummler
Den von dir immer wieder angeführten wirtschaftlichen Aspekt als Ursache für den Rückgang der Popularität der FKK sehe ich nicht. Der Rückgang der Popularität der FKK hängt meiner Ansicht nach mit der Haltung der allgemeinen Bevölkerung zur Kleidung zusammen. Die sog. "FKK-Welle" nach den 1969ger Jahren war eine Modeerscheinung, die wieder abgelaufen ist. Sich ohne Kleidung in der Öffentlichkeit aufzuhalten oder im Urlaub so zu sein ist nicht mehr Ausdruck einer Modernität. Jetzt herrschen wieder die alten Vorurteile und das allgemeine Bekanntwerden der Missbrauchsfälle hat zu einer Hysterie geführt, die einem nudistischen Leben entgegenschlägt.

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Re:

Beitrag von Phragmites » Di 16. Jan 2024, 19:43

Bummler hat geschrieben:Man muss das auch wirklich mal fokussieren. Francis Fukuyama hat ja 1989/1992 "Das Ende der Geschichte" ausgerufen mit dem Sieg des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft.


dieses ist nicht eingetreten. der Westen scheitert gerade, global gesehen

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Re: Gründe für den Rückgang der Popularität der FKK

Beitrag von Bummler » Mi 17. Jan 2024, 10:44

Arno Nühm hat geschrieben:
Fukuyama lag in so vielen Punkten daneben, dass es das Forum sprengen würde, das auszudiskutieren. Und zum Thema passt es sowieso nicht.



Phragmites hat geschrieben:
Bummler hat geschrieben:Man muss das auch wirklich mal fokussieren. Francis Fukuyama hat ja 1989/1992 "Das Ende der Geschichte" ausgerufen mit dem Sieg des Liberalismus in Form von Demokratie und Marktwirtschaft.


dieses ist nicht eingetreten. der Westen scheitert gerade, global gesehen


Nun ja, das Problem bzw. die Ursache ist die, dass Marktwirtschaft offensichtlich auch in Autokratien funktioniert und Wohlstand bringt.
Und Wohlstand ist der wesentliche Grund für eine stabile Gesellschaft.

Eule hat geschrieben:
Den von dir immer wieder angeführten wirtschaftlichen Aspekt als Ursache für den Rückgang der Popularität der FKK sehe ich nicht.


Kein Problem, ist ja eigentlich auch nur ein "Hobby" von mir. Gewissermaßen weil ich diesen Zusammenhang sehen will, suche ich danach.
Und deine angeführten Positionen haben auch ganz sicher ihre Berechtigung.

Letztendlich nützt uns alle Erkennnis wenig, weil sich am Fakt nichts ändert, die Popularität der FKK war mal größer.

Da kann man auch nichts machen, auch wenn man die Gründe wissen würde. Was natürlich auch zu der Frage führt, ob es denn wirklich notwendig wäre, das wieder mehr Menschen "FKK" machen sollten? Oder wir doch lieber in der Nische bleiben? Denn Möglichkeiten zu nackten Aktivitäten gibt es ja noch.

Also in Summe muss man die Entwicklung noch nicht pessimistisch sehen.

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