Facebookzensur: Klassiker-Bild von Kim Phuc entfernt

[Eule]

Die hysterische Reaktion von Facebook Europa könnte Aria wieder in ihrer Sorge bestärken, dass sich unsere Gesellschaft zu einer prüden Gesellschaft hin entwickeln würde. Diese Prüderie wäre jedoch um ein Erhebliches stärker, als dieses in den 50-ger Jahren bei uns in der Bundesrepublik war.

Ich halte die Reaktion von Facebook Europa für eine hysterische Reaktion. Facebook Europa wollte damit nur beweisen, dass sie die Kritik wegen der mangelnden Löschung beleidigender und "übersexualisierter" Bilder ernst nimmt und nun reagiert. Verstanden haben die nichts.

[tommy08]

Ich bin auch nicht bei Fratzebuch. Sowas brauch ich nicht.

Die Sache mit dem Foto von Kim Phuc zeigt wieder einmal, wie hysterisch die Medien unserer Zeit reagieren wenn es um Nacktheit geht, selbst wenn es sich um historische, erschütternde Fotos handelt. Auf diese Idee wäre in den 1960er/70er Jahren kein Mensch gekommen. Wann werden Aktbilder aus den Museen und Galerien entfernt? Merkwürdig nur: Wenn es um zerstückelte Leichen oder zerfleischte Monster geht, kommt keiner auf die Idee das zu verbieten. Und Jungfrauen dürfen nur zersägt abgebildet werden. Es ist eine kranke Gesellschaft, in der wir leben.

[Klaus_59]

Ich bin auch nicht bei Fratzebuch. Sowas brauch ich nicht.

Da sind auch nur Leute, die eine Fratze haben. Deshalb bin ich bei Facebook. Für mich ist Facebook nützlich, denn ich benutze es auch zu Marketing-Zwecken. Bringt allerdings weit weniger als erhofft.

[hajo]

Für mich ist Facebook nützlich, ... Bringt allerdings weit weniger als erhofft.

Aha.

Dann muss ich wohl auch mal was Nützliches machen, das wenig bringt.




Hmm.. stimmt.
Mach ich ja ständig...

[tommy08]

Da sind auch nur Leute, die eine Fratze haben. Deshalb bin ich bei Facebook. Für mich ist Facebook nützlich, denn ich benutze es auch zu Marketing-Zwecken. Bringt allerdings weit weniger als erhofft.

Ok, beruflich ist das natürlich was anderes als privat.

[Aria]

Die Sache mit dem Foto von Kim Phuc zeigt wieder einmal, wie hysterisch die Medien unserer Zeit reagieren wenn es um Nacktheit geht, selbst wenn es sich um historische, erschütternde Fotos handelt. Auf diese Idee wäre in den 1960er/70er Jahren kein Mensch gekommen.

Facebook hatte zuerst die Löschung des Bildes verteidigt mit dem Argument, dass die eigenen Vorgaben („our Community Standards“) eben vorsehen, Fotos von nackten Kindern zu löschen. Nach den weltweiten Protesten hat man zugegeben, dass es Bilder geben könnte, die es wert sind, gezeigt zu werden, obwohl sie eindeutig gegen die Community Standards verstoßen. Es wird nun Besserung gelobt, aber das hat man auch schon vor ein paar Jahren versprochen, als Fotos wegen Obszönität gelöscht wurden, auf denen Mütter ihre Babys säugten und die Brustwarze bzw. -hof zu sehen war.

Es gibt Leute bei facebook und anderswo, die sich weibliche Brüste offenbar nur als sekundäre Geschlechtsorgane vorstellen können und bei nackten Kindern assoziieren sie anscheinend auch gleich Sex. Das ist definitiv anders als noch in den 1980er Jahren, die ich bewusst erlebte, und ganz sicher anders als in den 1970er, die ich nur aus Erzählungen bzw. Dokumentationen kenne.

Wann werden Aktbilder aus den Museen und Galerien entfernt?

Das wird hoffentlich nicht kommen, denn selbst im sehr prüden 19ten Jahrhundert ließ man die Museen und Galerien in Ruhe, obwohl es auch da Ausnahmen gab.

Es ist eine kranke Gesellschaft, in der wir leben.

Nein, krank ist unsere Gesellschaft nicht, nur prüder als früher.

[Eule]

@ Aria
Deinen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen und kann diesem auch prinzipiell zustimmen. Aber wir beiden unterscheiden uns nur in der Frage der Bewertung.

Im Gegensatz zu dir, halte ich unsere Gesellschaft nicht prüder als früher, sondern sogar etwas entspannter. So stelle ich mir jetzt deine Reaktion vor. Nun, ich will diese meine Auffassung noch einmal erläutern.

In den 1950/60ger Jahren war in großen Teilen der Gesellschaft das Thema Sexualität ein Tabuthema. Die sexuelle Aufklärung erfolgte oft unzureichend, ausweichend und mit großer Scham behaftet. Die "Sexuelle Revolution" brachte in dieser Hinsicht eine Befreiung, über Sexualität wurde jetzt gesprochen und die Aufklärung wurde qualitativ besser und umfassender. Dieser "Sexuellen Revolution" schloß sich eine nackte Körperbewegung an, nackt Urlaub zu verbringen, nackt am Badesee oder in den Anlagen sich zu sonnen war jetzt in. Diese Nacktbewegung bedingte jedoch keine Veränderung zum eigenem Körpergefühl und die moralischen Einstellungen veränderten sich auch nicht grundlegend. Diese Nacktmode ist nun schon seit längerer Zeit im Abwärtztrend. Nackt sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, auch in hierfür ausgesuchten Gebieten, ist nicht mehr in. Ja, es ist ausgesprochen out. Dann kam das Handy mit der Möglichkeit, Fotos zu schießen, und jetzt entwickelte sich eine geradezu hysterische Abwehrhaltung gegen das Nacktsein. Einen moralischen Rückfall in die Prüderie der 1950/60ger Jahre sehe ich jedoch nicht und glaube auch nicht, dass dieses zukünftig wieder erreicht werden könnte.

Was du als Rückfall in die Prüderie der Vergangenheit ansiehst, ist für mich nur der Wegfall eines Modetrends. Nur dieses ist der Unterschied in unserer Auffassung und Bewertung.

[jens]

Ich denke das Aria schon recht hat. Klar sind wir heute aufgeklärter und offener, aber nur was sexuelles betrifft! Ich frage mich immer wieder wie lief das vor hundert Jahren und mehr, als noch 3 Generationen in ein 4x6qm Haus gelebt haben und 8 Kinder normal war. Auch unsere Ururgroßeltern haben sich am See gebadet. Und da gab es noch keine Bikinis oder badeshorts. In meiner Kindheit war es normal nackte Kinder im Fernsehen zu sehen, heute würde man sagen "um Gottes willen". Und warum? Ganz einfach, weil man heute Nacktheit zu 100% mit Sex Assoziiert.

[Aria]

Auch unsere Ururgroßeltern haben sich am See gebadet. Und da gab es noch keine Bikinis oder badeshorts.

Man sollte hier zwischen Stadt und Land unterscheiden: Auf dem Land war es schon immer üblich, an Seen und Flüssen nackt zu baden. Aber das gab es nur im Sommer, ansonsten herrschte wie in der Stadt auch auf dem Land das Wort des heiligen Augustinus, dass ein Bad pro Monat gerade noch mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren sei. In Klöstern und in den von Nonnen geführten Internaten für weibliche Jugend war es z.B. noch bis in die 1950er Jahren üblich, sich unter einem ganzkörperumhüllenden Umhang zu waschen, damit man durch den Anblick des eigenen nackten Körpers nicht auf schlimme, sprich sexuelle Gedanken komme!

Angesicht dieser Tatsachen wundert es mich, wie die selbsternannten Experten für die Erziehung der Jugend behaupten können, das Christentum hätte keinen Zusammenhang zwischen Nacktheit und Sexualität hergestellt oder kaum Einfluss auf die Badekultur Europas gehabt, die ja für anderthalb Jahrtausende eklatant schlechter war als die in islamischen Ländern, die die hohe Badekultur der Römer etwas verändert weiter führten.

[hajo]

... wundert es mich, wie die selbsternannten Experten für die Erziehung der Jugend behaupten können, das Christentum hätte keinen Zusammenhang zwischen Nacktheit und Sexualität hergestellt oder kaum Einfluss auf die Badekultur Europas gehabt, die ja für anderthalb Jahrtausende eklatant schlechter war als die in islamischen Ländern, die die hohe Badekultur der Römer etwas verändert weiter führten.

Natürlich hat das Christentum, was immer das sei, sogar unsere Verfassung(en) beeinflusst.
Wer immer sich mit dem christlichen Weltbild (es gibt sogar eine Zeitschrift und einen Verlag, der so heißt und zu 100% der kath. Kirche gehörte) umgibt, offenbart damit auch seinen, wie hier in mehreren Beiträgen zu lesen, wohl immer eingeschränkten Denkhorizont.
Für der Welt offene Menschen gibt es keinen "Horizont", da er immer nur das darstellt, was momentan überschaubar ist.
Denn "hinter'm Horizont geht's weiter..." ist die offene Einstellung, auch wenn wir nie wirklich erfahren werden können, was wirkend hinter dem momentanen Horizont existieren möge.
Dass Körperlichkeit gleich Sexualität gesetzt wurde und Sexualität per se Verdammnis bedeute und zum Unheil führe, war christliche Le(e)/hre von Beginn des Christentum an.