Verdrängungskünstler gibt es auch in UK reichlich, trotz dem dritten Platz nach USA und Brasilien in Hinsicht auf die derzeitige Zahl von 43314 Toten und 309455 nachgewiesenen Infektionen (Johns Hopkins University). Nach dem Aufheben des inländischen Reiseverbots kommt es zu einem Ansturm auf die Küsten, voller Optimismus, daß der Coronavirus nur noch von ähnlich akademischem Interesse ist wie eine Schneeflocke aus der vorletzten Eiszeit. Nur durch Verkehrsstaus und Parkplatzmangel wird das Gedränge abgemildert, selbst draußen dürften sich die Viren freuen, daß ihnen nicht nur über Aerosole bei Windstille, sondern auch durch klassische Tröpfcheninfektion geholfen wird.
Bei dem sonnigen Wetter von heute entstanden verwegene Photos beim südenglischen Bournemouth, hier 3 davon:
https://ichef.bbci.co.uk/news/660/cpspr ... 000dbb.jpghttps://ichef.bbci.co.uk/news/624/cpspr ... 131909.jpghttps://ichef.bbci.co.uk/news/624/cpspr ... 131906.jpgaus:
https://www.bbc.com/news/uk-england-dorset-53176717 (20200625, Bournemouth beach: 'Major incident' as thousands flock to coast)
Ähnliche Bilder gibt es von vor fast 4 Wochen etwas weiter westlich in Dorset bei "Durdle Door", einem berühmten Felsbogen im dort senkrecht gekippten jurassischen Kalkstein: Der Strand war samstags schon dicht belegt und dann kamen 4 Doofe, angefeuert von Zuschauern, auf die Idee, innerhalb etwa einer Stunde von dem 21m hohen Bogen ins Wasser zu springen. Drei von denen waren dann behandlungsbedürftig, Wasser ist hart bei der Höhe bei falscher Orientierung beim Aufprall, und die Folge war, daß Tausende am Strand noch dichter zusammengedrängt wurden oder in dichter Reihe den Rückanstieg antreten mußten um 2 Rettungshubschraubern Platz zum Landen zu machen:
https://ichef.bbci.co.uk/news/624/cpspr ... 14a155.jpghttps://ichef.bbci.co.uk/news/660/cpspr ... police.pngaus:
https://www.bbc.com/news/uk-england-dorset-52864454 (20200530, Durdle Door: Three seriously hurt 'jumping off cliff into sea')
Trotz Warnung in den Nachrichten nach diesem Vorfall ging das Vergnügen für andere weiter am nächsten Tag:
https://www.bbc.com/news/uk-england-dorset-52867140 (20200531, Durdle Door: Tombstoning continues despite three seriously hurt)
Einer von den Verunglückten lag nach dem Sprung bewußtlos auf dem Meeresboden und konnte erst nach einigen Minuten wegen der Wassertiefe nur unter großen Mühen von einem anderen und dabei sich selbst gefährdenden Besucher hochgeholt werden, Wiederbelebung war erfolgreich. In einem Video von 2min 22sec Länge wird dieser Retter interviewt, man sieht einen der Springer kurz vor Absprung als Maßstab und auch das Getümmel am Strand:
https://www.bbc.com/news/uk-england-dorset-52874380 (20200601, Durdle Door: Tombstone rescuer 'feared he would drown')
(Das Wort "Tombstoning" war selbst mir bis dahin neu, es bedeutet, in der Orientierung eines Grabsteins aus größerer Höhe ins Wasser zu springen, hm, schwärzlicher Humor vielleicht.)
Offtopic für diesen Thread, Ontopic für dieses Forum: Bei dem ersten Photolink zum Abschnitt über Durdle Door erkennt man in der Ferne die steile Kalkklippe von Bat's Head, in Blickrichtung davor war zumindest früher Nacktbaden üblich, bei der Touristenattraktion von Durdle Door naheliegenderweise nicht. Bei genügend hohem Wasserstand bin ich vor Jahren unter Bat's Head durch einen kleinen Torbogen geschwommen, um einen Blick auf die die nächste unzugängliche Bucht zu werfen, der Strand und das Felstor sind gut zu sehen bei:
http://www.southampton.ac.uk/~imw/jpg-D ... ocks-m.jpghttp://www.southampton.ac.uk/~imw/jpg-D ... Bats-m.jpgaus:
http://www.soton.ac.uk/~imw/durdle.htmDieser Strand war mir unheimlich wegen mir erhöht erscheinender Kliffinstabilität, senkrechte Felswand, Schichtneigung ebenfalls senkrecht mit Abschälungsgefahr, und außerdem starke tektonische Belastung des Gesteins bei der Kippung, auch erkennbar an den durch tangentialen Lichteinfall der Nachmittagssonne prachtvoll hervortretenden Rillen ähnlich Gletscherschrammen, entstanden beim Verschieben der Schichten gegeneinander, siehe:
https://en.wikipedia.org/wiki/Slickenside /
https://de.wikipedia.org/wiki/Harnisch_%28Geologie%29Zum Problem der Aerosole, die sich nur viel weniger mit Primitivmasken wegfilten lassen als größere Tröpfchen, gibt es Untersuchungen zur Fallgeschwindigkeit. Die Ergebnisse sind wenig beruhigend: Bei 50μm Tröpfchen wäre die Fallgeschwindigkeit 6.8cm/s, da besteht schon etwas Hoffnung mit Abstandwahren, aber wenn ein solches Tröpfchen bei trockener Luft innerhalb weniger Sekunden eindunstet zu einem von 10μm, dann ist die Fallgeschwindigkeit nur noch 0.35cm/s. Der leiseste Lufthauch, schon durch thermische Konvektion, reicht zum Hochwirbeln, wobei man nur auf Verdünnung im größeren Luftvolumen hoffen kann. Klimaanlagen sind in Restaurants schon als Aerosolpuster enttarnt mit Infektionsfolgen, Abstand der Sitzplätze reichte da nicht. Die Konzentration an Viruspartikeln in Mundflüssigkeit ist auch etwas unerfreulich wenn man liest, daß 1ml Mundflüssigkeit 7*10^6 bis 2.35*10^9 Viren enthält. Eine 50μm Kugel hat ein Volumen von 4/3*pi*r^3 = 4/3*pi*0.0025^3= 65.4*10^(-9)ml, das wären dann ca 0.5 bis 150 Viren pro 50μm Tröpfchen, siehe:
PNAS, 20200602, hat geschrieben: ... In a recent report (10), we used an intense sheet of laser light to visualize bursts of speech droplets produced during repeated spoken phrases. This method revealed average droplet emission rates of ca. 1,000 s−1 with peak emission rates as high as 10,000 s−1...
... if a droplet with an initial diameter of 50 μm shrinks to 10 μm, the speed at which it falls decreases from 6.8 cm⋅s−1 to about 0.35 cm⋅s−1. ...
... For example, if a droplet with an initial diameter of 50 μm shrinks to 10 μm, the speed at which it falls decreases from 6.8 cm⋅s−1 to about 0.35 cm⋅s−1 ...
... For COVID-19, with an oral fluid average virus RNA load of 7 × 106 copies per milliliter (maximum of 2.35 × 109 copies per milliliter) (7), the probability that a 50-μm-diameter droplet, prior to dehydration, contains at least one virion is ∼37%. ...
https://www.pnas.org/content/117/22/11875 (20200602, The airborne lifetime of small speech droplets and their potential importance in SARS-CoV-2 transmission)
Wieviele der oben vorgeführten britischen Strandoptimisten haben diesen Artikel verinnerlicht bevor sie sich in die Aerosolwolken stürzten? Bei soviel Ignoranz gibt es mit Sicherheit in nicht allzulanger Zeit ein Überschreiten der 50000 Marke bei den Todesfällen in UK, 100000 sollten auch locker drin sein, aber vielleicht hilft dieser Beitrag ein wenig dabei, die Ignoranz wenigstens in diesem Forum einzudämmen.