Unsere Sprache aber künstlich komplett zu verbiegen, davon halte ich überhaupt nichts. Meines Wissens wird in keiner anderen Sprache, so ein Aufwand betrieben.
Zumindest im Französischen (nachfolgend "Fr") und Spanischen (Es) läuft es sehr ähnlich und auch die Diskussionen unterscheiden sich nicht groß von denen bei uns. Die haben sogar bereits ein Mischwort aus "er" und "sie" gebildet, das m, w und d gemeinsam abdecken soll.
In Es verbreiten sich die Formen "
ele" und "
elle" aus el und ella (man geht davon aus, dass sich eine davon durchsetzen wird) und in Fr sind es die Formen "
iel" bzw. "
yel" aus il und elle. Damit sind die sogar schon weiter, als wir, da wir bisher kein zusammengesetztes Wort aus er/sie haben. Den Vorschlag "
sier" gibt es aber schon aus der Queer-Community.
Oder ein anderes Beispiel in Es für "sie tanzen zusammen": "ell
os bailan junt
os" (nur m), "ell
as bailan junt
as" (nur w) und neu für gemischt-geschlechtlich: "ell
@s bailan junt
@s" und auch: "ell
es bailan junt
es". Auch die keinesfalls besser les- und sprechbare Form "ell
xs bailan junt
xs" gibt es stellenweise.
Bisher gebräuchlich war (und ist es noch nach korrekter Grammatik): "Los chicos bailan juntos" sowohl, wenn es Jungen und Mädchen sind, als auch, wenn es nur Jungen sind. Dagegen heißt es bisher nur dann "Las chicas bailan juntas", wenn es ausschließlich Mädchen sind. Nach klassischer Sicht reichte es, dass in einer Gruppe nur ein Junge unter vielen Mädchen war, um die männliche Form mit chicos zu wählen.
Na ja, mal sehen was daraus wird. Weniger Sprachverdrehung als bei uns ist es jedenfalls nicht. Und es gibt große regionale Unterschiede, so wie die Gesellschaften eben in manchen Regionen noch sehr patriarchalisch sind und in anderen Regionen sehr in Aufbruchstimmung in dieser Sache, teilweise auch in den anderen Ländern getrieben durch die Queer-Community.
Und auch die spanische Academia Royale, sieht solche Änderungen recht kritisch.