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Was haltet Ihr vom Gendern?

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von Campingliesel » Mi 27. Apr 2022, 15:04

Lewi58 hat geschrieben:Es gibt in unserer Sprache verschiedene Geschlechter und das ist gut so.
Wo es angebracht ist, sollte gern auch die entsprechende Form genutzt werden (z.B. Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter).
Alles gut, soweit.

Unsere Sprache aber künstlich komplett zu verbiegen, davon halte ich überhaupt nichts. Meines Wissens wird in keiner anderen Sprache, so ein Aufwand betrieben.


Das denke ich auch nicht. Ist halt die typische deutsche Gründlichkeit. Aber oft eben auch in die falsche Richtung und völlig übertrieben.
Allerdings nehmen es so einige Zeitgenossen mit der Grammatik nicht so gründlich und genau, wo es nötig wäre.

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von ostfriesenpaar » Mi 27. Apr 2022, 19:53

Wie nennt man einen gendernden Anwalt?

Innenverteidiger :D

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von Hans H. » So 1. Mai 2022, 23:36

Unsere Sprache aber künstlich komplett zu verbiegen, davon halte ich überhaupt nichts. Meines Wissens wird in keiner anderen Sprache, so ein Aufwand betrieben.
Zumindest im Französischen (nachfolgend "Fr") und Spanischen (Es) läuft es sehr ähnlich und auch die Diskussionen unterscheiden sich nicht groß von denen bei uns. Die haben sogar bereits ein Mischwort aus "er" und "sie" gebildet, das m, w und d gemeinsam abdecken soll.

In Es verbreiten sich die Formen "ele" und "elle" aus el und ella (man geht davon aus, dass sich eine davon durchsetzen wird) und in Fr sind es die Formen "iel" bzw. "yel" aus il und elle. Damit sind die sogar schon weiter, als wir, da wir bisher kein zusammengesetztes Wort aus er/sie haben. Den Vorschlag "sier" gibt es aber schon aus der Queer-Community.

Oder ein anderes Beispiel in Es für "sie tanzen zusammen": "ellos bailan juntos" (nur m), "ellas bailan juntas" (nur w) und neu für gemischt-geschlechtlich: "ell@s bailan junt@s" und auch: "elles bailan juntes". Auch die keinesfalls besser les- und sprechbare Form "ellxs bailan juntxs" gibt es stellenweise.

Bisher gebräuchlich war (und ist es noch nach korrekter Grammatik): "Los chicos bailan juntos" sowohl, wenn es Jungen und Mädchen sind, als auch, wenn es nur Jungen sind. Dagegen heißt es bisher nur dann "Las chicas bailan juntas", wenn es ausschließlich Mädchen sind. Nach klassischer Sicht reichte es, dass in einer Gruppe nur ein Junge unter vielen Mädchen war, um die männliche Form mit chicos zu wählen.

Na ja, mal sehen was daraus wird. Weniger Sprachverdrehung als bei uns ist es jedenfalls nicht. Und es gibt große regionale Unterschiede, so wie die Gesellschaften eben in manchen Regionen noch sehr patriarchalisch sind und in anderen Regionen sehr in Aufbruchstimmung in dieser Sache, teilweise auch in den anderen Ländern getrieben durch die Queer-Community.
Und auch die spanische Academia Royale, sieht solche Änderungen recht kritisch.

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von Hans H. » So 1. Mai 2022, 23:54

Nachtrag: gerade habe ich überlegt, wie dann der Satz "Los chicos bailan juntos" neu geschrieben werden müsste: Völlig unlesbar:
"Lxs chicxs bailan juntxs" bzw. "L@s chic@s bailan junt@s" oder zumindest recht fremdartig klingend: "Les chices bailan juntes".

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von regenmacher » Mo 2. Mai 2022, 00:29

Hans H. hat geschrieben:die spanische Academia Royale, sieht solche Änderungen recht kritisch.
Abgesehen davon
dass ich in erster Näherung davon ausgehe, dass es auch unter den Sprachwissenschaftlern unterschiedliche Sichtweisen geben wird, kann es natürlich zu Problemen führen, wenn sich eine Sprache - wie du andeutest - zu sehr in Regionalsprachen aufspaltet, aber generell hat es in jeder Sprache immer schon Änderungen gegeben. Entscheidend dafür, ob sich eine Änderung durchsetzt, wird nicht die Meinung der Sprachwissenschaftler sondern der aktive Sprachgebrauch sein.

Hans H. hat geschrieben:Völlig unlesbar: "Lxs chicxs bailan juntxs" bzw. "L@s chic@s bailan junt@s" oder zumindest recht fremdartig klingend: "Les chices bailan juntes".
Völlig unabhängig vom gewählten Beispiel: Was heute noch "recht fremdartig" klingt, kann morgen - nein, schreiben wir lieber: übermorgen - schon gesprochene Alltagssprache sein.
.

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von Hans H. » Sa 7. Mai 2022, 19:53

Wie heißt eine männliche Kinderfrau? Gerade gefunden: https://www.gespraechswert.de/richtig-g ... inderfrau/
Interessant ist diese Darstellung schon, aber ich gehe mit einigen der Punkte nicht konform. Beispiel:
Um nicht ständig gendern zu müssen, hat es sich bewährt, neutrale Begriffe zu verwenden: Bereits seit Mitte der 90er Jahre hat sich der Begriff Studierende durchgesetzt, um nicht ständig von Studentinnen und Studenten zu reden. Das Gleiche funktioniert für Mitarbeitende oder Lehrende.
Zu der Kritik, die diesen Formulierungen entgegen gebracht wird, erwähnt die Autorin nur die grammatikalische Sicht:
Sprachpuristische Linguist*innen wenden jetzt ein, es handele sich um eine falsche Verwendung des Partizip I. ...
Mein Kritikpunkt ist ein ganz anderer: Ich empfinde die Sprache damit als funktionalisiert und dadurch sehr unpersönlich, formell und kalt. Deshalb würde ich der Aussage "hat sich bewährt" widersprechen, denn bewährt hat sich nur, was auch gut und positiv ankommt. Dass es viele nachmachen, reicht mir nicht für die Bewertung "hat sich bewährt".
Wie seht Ihr, die "Lesenden" :oops: dieses Beitrags, diese Art der Formulierungen?

 
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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von Tim007 » Sa 7. Mai 2022, 20:55

Ich finde es vor allem anmaßend, dass eine absolute Minderheit meint, den Rest der Bevölkerung sprachlich umerziehen zu müssen. Nahezu gleichzeitig wurde in allen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gegendert. Zufall?

Ähnlich an den Universitäten.

Zur Frage der Bewährung: Ich kenne kein gehobenes belletristisches Werk, in dem gegendert wird. Es funktioniert nicht und zerstört die Schönheit der Sprache.

 
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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von gymnosoph » Sa 7. Mai 2022, 21:02

Unter einem Behördenantrag:

______________________________________
(Unterschrift der antragstellenden Person)

Ich finde "antragstellende Person" eine lobenswerte Bereicherung der Sprache Goethes.


- - - - - - -


Wenn die oben erwähnten Studierenden, Mitarbeitenden oder Lehrenden, oder Radfahrende, Zufußgehende oder Schlafwandelnde verunfallen und versterben, sind das dann tote Studierende, tote Mitarbeitende oder tote Lehrende, oder tote Radfahrende, Zufußgehende oder tote Schlafwandelnde?

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von Hans H. » Sa 7. Mai 2022, 21:10

gymnosoph hat geschrieben:sind das dann tote Studierende, tote Mitarbeitende oder tote Lehrende, oder tote Radfahrende, Zufußgehende oder tote Schlafwandelnde?
Das sind dann alles Leichen, also dann alle weiblich! Dagegen müssen wir protestieren! Für den männlichen Verstorbenen müssen wir die Bezeichnung "der Leicher" einführen, sonst werden wir Männer noch posthum diskriminiert. Das geht doch gar nicht.
(passt dazu jetzt besser :roll: oder :lol: ?)
gymnosoph hat geschrieben:(Unterschrift der antragstellenden Person)
Auch das hat die Behörde nicht ganz durchdacht, denn es heißt "die Person". Was, wenn es ein Mann ist? Dazu müsste es heißen "antragstellende*r Person*er" :mrgreen:

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Re: Was haltet Ihr vom Gendern?

Beitrag von hajo » Sa 7. Mai 2022, 23:07

Hans H. hat geschrieben:...das hat die Behörde nicht ganz durchdacht, denn es heißt "die Person". Was, wenn es ein Mann ist? Dazu müsste es heißen "antragstellende*r Person*er" :mrgreen:
Das ist natürlich so nicht richtig.
Personen können ein Geschlecht haben, wenn sie denn bestimmt sind. Der BEGRIFF "Person" hat einen Genus, wie er auch in anderen Sprachen vorkommt. Dieser hat etwas mit der Wortbildung, der Herkunft etc zu tun und ist nicht ein "Geschlecht" = sexus wie es vorrangig Lebewesen haben können. Aber das ist dir bekannt. Der Genus kann auch zur begrifflichen Unterscheidung dienen (DER / DAS Tau, der / das Katheder - etc).
"Person" ist ein neutraler Begriff, der kein bestimmtes Geschlecht (Sexus) meint. Das Wort hat dennoch den Artikel "die".
Auch dies ein Beleg, dass die Artikel in unserer Sprache meist nicht den Sexus meinen. Oder ist DIE Birke kein Baum? Denn Baum (DER...) ist doch männlich, oder? Weiden, Eiben und Pappeln sind jedoch getrennt geschlechtlich. Also ist DIE Pappel entweder männlich oder weiblich...
Auch hier merkt man, dass das Verwechseln von Genus und Sexus eher ein Zeichen von Dummheit denn von "gender(engl.) - Gerechtigkeit" ist.

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