von Hans H. » So 19. Jul 2020, 00:11
@Aria: damals im April wurde nur der genetische Nachweis der Virus-DNA vorgenommen und festgestellt, wie lange diese nachweisbar war. Nicht mehr nachweisbar war sie in diesen Tests, sobald sie denaturiert war. Das waren die üblichen Wischtests auf Oberflächen und Filtertests mit Luft und anschließendem PCR-Nachweis. Mit dem PCR-Nachweis der DNA aus fossilen Knochen können wir aber auch Verwandtschaftsbeziehungen der Menschen von vor 10.000 Jahren feststellen, weil der DNA- oder RNA-Nachweis nicht unbedingt auf die Lebendigkeit eines Organismus schließen lässt.
Der erste der auch die Vermehrungsfähigkeit des Virus in Zellkulturen untersucht hat (mehr als 10-fach aufwendigere Methode!), was der einzige wirkliche Nachweis darüber ist, ob der Virus noch infektiös ist, war Prof. Streek im Rahmen der Heinsberg-Studie. Später kam eine Studie (französisch-chilenische Forschungsarbeit) zur Überlebensfähigkeit in Tröpfchen-Aerosolen hinzu. Die Ergebnisse waren wohl zu kompliziert, um darüber in einem kurzen Zeitungsartikel zu berichten. Wahrscheinlich ist das deshalb nicht so richtig bekannt geworden.
Jedenfalls wurde klar, dass der Virus trocken sehr schnell inaktiv ist. Auf den glatten Oberflächen, auf denen man den Virus über die RNA mehrere Tage lang nachweisen konnte, war nach wenigen Minuten der Trocknung der Virus inaktiv - in Tests von Prof. Streek war auch auf dem Fußboden der Krankenzimmer mit anwesenden Infizierten kein vermehrungsfähiger Virus, aber große Mengen beim RNA-Nachweis.
In den Tröpfchen war die mittlere Aktivitätsdauer des Virus 3 Stunden (da es eine log-Kurve ist, sind aber auch nach 6 Stunden noch aktive Viren da). Norditalien hatte Smog zu der Zeit der stärksten Ausbreitung. Der Virus konnte also in Nebeltröpfchen einige Kilometer weit fliegen und noch Menschen infizieren! Nach Trocknung der Tröpfchen in der Luft bei weniger als 60% Luftfeuchtigkeit war der Virus in einigen Sekunden inaktiv.
@HTJ:
Tröpfchen in heißer Luft haben die aber nicht untersucht, aber es gibt ja die Untersuchungen der Inaktivierung des Virus durch Hitze in wässriger Umgebung. Man muss daher davon ausgehen, dass es so ist, wie Aria schrieb, nämlich: "Sollte ein Infizierter in der Sauna sitzen und Viren (Aerosole) ausatmen, könnten sie von anderen eingeatmet werden, bevor die Hitze sie töten könnte, weil dafür – siehe oben – mehrere Minuten gebraucht werden."
Da kommt es also ganz erheblich darauf an, wie schnell die Tröpfchen trocknen. Da die Fachleute wissen, dass das der entscheidende Punkt ist, haben sie empfohlen, keine Aufgüsse zu machen, weil in der trockenen Luft das Infektionsrisiko aus den genannten Gründen weitaus geringer ist, als bei hoher Luftfeuchtigkeit nach einem Aufguss.
Auch der angebliche Widerspruch, dass ja Chlorwasser den Virus abtötet, aber Whirlpools (mit Chlorwasser) dennoch nicht betrieben werden, ist eben kein Widerspruch, weil es nicht um das Chlorwasser geht, sondern um die Luftfeuchtigkeit im Raum, die bei Betrieb des Whirlpools erheblich erhöht wird.
Ich weiß nicht, ob es einen Nutzen hätte, diese Zusammenhänge ausführlich den Leuten zu erklären, damit sie sachlich die Entscheidungen verstehen. Ich würde eher meinen, das wäre für die meisten Menschen zu viel, weil sie sich nie mit physikalischen Zusammenhängen in Bezug auf Luftfeuchtigkeit beschäftigt haben. Andererseits kommt so andauernd die Kritik, das sei doch alles widersprüchlich. Ich weiß nicht, wo der beste Mittelweg einer halbwegs wissenschaftlichen Information, hier z.B. für die Besucher der Bäder und Saunen wäre.