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Gesundheitswahn

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von hajo » Di 8. Feb 2022, 10:52

Bummler hat geschrieben:Wieso gibt es hier kein Smilie das schnarcht?
Die hatten mit dir nicht gerechnet. :D

 
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Konrad R. » Di 8. Feb 2022, 11:40

Bummler hat geschrieben:Wieso gibt es hier kein Smilie das schnarcht?

Bitte schön:
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Hans H. » Di 8. Feb 2022, 21:48

Wer wenig an Merkfähigkeit verliert, gewinnt auch viel an Wissen

Nach dieser Aussage müssten eigentlich Krähen viel mehr wissen als wir. Der Vergleich hinkt natürlich.
Krähen in Kanada, die sich Nüsse und anderes Futter für den Winter vergraben, finden über 100 mal mehr davon wieder, als Eichhörnchen. Letztere sind schließlich Säugetiere, die durchweg nicht diese Merkfähigkeit haben. Da es in den Bereich einiger Tausend Stücke geht, die Krähen wieder finden und nicht gefundene Teile verschwindend gering sind, ist das schon fast wie ein Computerspeicher. Ich würde so zwischen Bäumen und Sträuchern überhaupt nichts wiederfinden!

Auch wenn man die Gehirnfunktionen der Krähen mit der unserer Gehirne überhaupt nicht vergleichen kann, zeigt das aber, dass ein sehr viel kleineres Gehirn fähig sein kann, sich viel mehr Einzeldetails zu merken. (Es kann natürlich viele anderen Dinge nicht).
Mit der Entwicklung der Intelligenz hat sich auch das Vergessen in der Evolution als eine notwendige Fähigkeit mitentwickelt. Nur das richtige Gleichgewicht und die korrekte Zuordnung, was vergessen werden soll, muss da sein. Das ist von Mensch zu Mensch recht verschieden. Da das ja in gewissem Maß trainierbar ist, haben wir auch selbst etwas Einfluss auf die Aussage im zitierten Satz.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Sa 12. Feb 2022, 19:08

Über die Ursprünge des Gesundheitswahns: Simon Graf: Leistungsfähig, attraktiv, erfolgreich, jung und gesund: Der fitte Körper in post-fordistischen Verhältnissen – Zitat aus dem Kapitel Der „fitte“ Körper in der Nacktkulturbewegung der 1920er Jahre (Fettschreibung durch mich):

In Abgrenzung gegenüber den – fern vom Tageslicht – schlechten und ungesunden Arbeitsbedingungen in den fordistischen Fabriken etablierte sich der braungebrannte und athletische Körper nun zum neuen Schönheitsideal, das zugleich als soziales Distinktionsmerkmal der urbanen Mittelklassen gegenüber der Arbeiterklasse diente (vgl. Merta 2003:513, 522). Schlankheit, Fitness, Schönheit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit wurden als untrennbare Attribute dargestellt. Besonders wirkungsmächtig war dieser Diskurs in der organisierten Lebensreformbewegung, und hier wohl am sichtbarsten in der Nacktkulturbewegung: „Nacktheit war schliesslich das unbestechliche Mittel, um den hässlichen vom schönen Menschen zu scheiden. Der unverhüllte Leib, so lautete die naturistische Bestimmung, sei die Grundquelle der Schönheit, das Meisterwerk der Natur.“
(…)
Die „naturistische Bestimmung“ lehnte dabei „künstliche“ Techniken zur Körperperfektionierung, wie schönheitschirurgische Eingriffe (dazu Ramsbrock 2011, Lundin 2005, Rothman und Rothman 2003) oder auch Praktiken des Schminkens, ab. Schönheit sollte vielmehr durch Selbstbeherrschung, Gymnastik und Diätetik erarbeitet werden. Begehrenswert war der natürliche und authentische Körper, was an das philosophische und moralische Prinzip der Antike erinnert, „dass eine Lust nur rechtmässig ist, wenn das Objekt, dass sie erweckt, wirklich ist“ (Foucault 1989:286).
(…)
Die Nacktheit fungierte dabei „als Signifikant für Natürlichkeit“ (Möhring 2002:151). Der (unvermittelte) Blick ist als „biopolitisch modifizierte Disziplinierung“ zu lesen, in der durch die Nacktheit und die Sichtbarmachung des Körpers eine „disziplinäre, normalisierende Macht- und Wissenstechnik“ etabliert wurde. Durch Vorher-Nachher-Fotografien, Training in der Gruppe und vor dem Spiegel wurde der Körper ständig normalisierenden und verifizierenden Blicken ausgesetzt und zur Kritik und (Selbst-)Kontrolle freigegeben (ebenda:155f.).
(…)
Die Disziplinierungseffekte der Gymnastik waren im Gegensatz zur Massendisziplinierung der Turnbewegung von Anfang an individuell ausgerichtet und enthielten insbesondere für Frauen auch Momente der Selbstermächtigung. Praktiken der Selbstbeobachtung am eigenen Körper wurden genutzt, um den männlichen Expertenblick in Frage zu stellen (Möhring 2006:3). Doch die Kehrseite der geforderten Selbstdisziplin war, dass Schlankheit und Gesundheit als machbar betrachtet werden konnten und folglich auch zu machen waren. Schon der „fitte“ Körper der Nacktkulturbewegung verweist daher auf das konstitutive Verhältnis von Fit-Sein und Fit-Bleiben, indem ein Diskurs etabliert wurde, der Gesundheit, Attraktivität, Jugendlichkeit und Erfolg als für alle erreichbar erklärte (zur Jugendlichkeit vgl. Stoff 2004) und der den anderen, den „unfitten“ Körper, als selbstverschuldetes Problem hervorbrachte.
(…)
Innerhalb der Lebensreformbewegung begann sich also ein „fitter“ Körper abzuzeichnen, der zum heutigen urbanen Mittelschichtskörper sowohl in ästhetischer Hinsicht als auch bezüglich der Form des „Körpermanagements“ erstaunliche Parallelen aufweist: „Die FKK-Bewegung ist vor allem insofern als Vorläufer heutiger Körperkonzepte und -praktiken anzusehen, als sie Schönheit und Gesundheit für machbar erklärte und ihren Mangel als selbstverschuldet interpretierte. Die Vorstellung, dass eine eiserne Selbstdisziplin zum gewünschten Idealkörper führte, ist heute mit Sicherheit nicht weniger verbreitet.“


Halten wir nun fest:

1. Durch die Industrialisierung und den damit zusammenhängenden Arbeitszeiten von anfangs 10-12-Stunden täglich, haben auch Arbeiter blasse Haut bekommen – und unterschieden sich dadurch äußerlich nicht mehr von den Bürgerlichen, deren äußerliches Merkmal die vornehme Blässe war.
2. In diesen Kreisen wurde als Distinktionsmerkmal Sonnenbräune modern. Landarbeiter waren zwar auch braungebrannt, doch die Bräune war bei ihnen auf Gesicht und Hände/Arme beschränkt.
3. Also strebte man Ganzkörperbräune an – die Nacktkultur wurde geboren, in der Schlankheit, Gymnastik, Fitness, Schönheit und Gesundheit Trumpf waren. (Man darf nicht vergessen, dass zur gleichen Zeit die Olympische Spiele der Neuzeit gegründet wurden, deren Teilnehmer fast ausschließlich höheren Schichten entstammten – klar, nur sie hatten genug Zeit, Sport zu treiben.)
4. Und weil die unteren Gesellschaftsklassen immer den höheren nacheifern, begannen auch sie sich auszuziehen, zu sonnen und Sport zu treiben. Dies auch bedingt durch nun kürzere Arbeitstage – 8 Stunden wurden 1919 Gesetz (auch das, wie auch das Frauenwahlrecht, eine Folge der Novemberrevolution von 1918/19. Man sieht, ab und zu braucht man eine Revolution, um die erstarre gesellschaftliche Formen aufzubrechen).
5. Jedenfalls waren die ersten FKK-Vereine wahre – oder gar fanatische? – Kämpfer für den gesunden Lebenswandel ohne Fleisch, Tabak und Alkohol; und gleichzeitig für mehr Bewegung an der frischen Luft, was für rundum Bräune sorgte.
6. Auch Korsetts wurden abgeschafft bzw. ersetzt durch eigene Muskeln, denn Haltung war und ist alles. :D

Und heute: FKK-ler sind keineswegs körperbewusster – sie unterscheiden sich von den Textilern nur im Verzicht auf ein bisschen Stoff. :?

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Bummler » Di 15. Feb 2022, 12:43

Hans H. hat geschrieben:
Auch wenn man die Gehirnfunktionen der Krähen mit der unserer Gehirne überhaupt nicht vergleichen kann, zeigt das aber, dass ein sehr viel kleineres Gehirn fähig sein kann, sich viel mehr Einzeldetails zu merken.


Vielleicht sollte man nun prüfen, ob sich solche Krähengehirne auch implantieren lassen, wie das mit den Herzen von Schweinen schon ausprobiert wird. Das wäre doch nicht schlecht. Für den einen oder anderen.

"Nacktheit war schliesslich das unbestechliche Mittel, um den hässlichen vom schönen Menschen zu scheiden. Der unverhüllte Leib, so lautete die naturistische Bestimmung, sei die Grundquelle der Schönheit, das Meisterwerk der Natur.“


Das ist nun aber doch ein wenig überholt. Selbst Adidas hat mit der neuesten Werbung die natürliche Vielfalt im Blick und kein Schönheitsideal mehr.

Insofern ist die Feststellung:
Aria hat geschrieben:Und heute: FKK-ler sind keineswegs körperbewusster – sie unterscheiden sich von den Textilern nur im Verzicht auf ein bisschen Stoff. :?


nicht nur richtig, sondern auch gut. Jedenfalls im Allgemeinen.

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