von Hans H. » Mo 8. Apr 2019, 00:42
Wird denn nicht schon oft vor Fruchtsäften gewarnt? Ist nicht die Apfelsaftschorle mit 50% prickelndem Mineralwasser inzwischen auch recht beliebt? Ich kenne kaum jemanden, der noch reine Fruchtsäfte trinkt. Aber Cola ...
Als "Zucker-Abstinenzler" kann ich das ganze Verhalten der Menschen nicht nachvollziehen, denn wenn man wenig Zucker gewohnt ist, reagiert man auf die Süße vielfach empfindlicher. Reinen Zucker hatten wir nie in der Küche, zum Unverständnis mancher Gäste. Gezuckerten Joghurt empfinde ich widerlich im Geschmack. Nur bei sehr gutem Honig ist der hohe Zuckergehalt geschmacklich in Ordnung. Davon kann ich durchaus mal einen halben Teelöffel pur zu mir nehmen. Mehr allerdings nicht. Da gibt es eine innere Abwehr aufgrund der jahrzehnte langen Gewohnheit mit wenig Zucker. Fruchtsäfte pur? Geht gar nicht, und zwar rein geschmacklich! Apfelsaftschorle nach einem Langstreckenlauf oder einer Radtour tut richtig gut. Aber sonst? Fast nie!
Und ich bin überzeugt: Die Gewohnheit in Bezug auf Zucker ändern, das kann jeder, wenn er will. Der spürt dann nach einer Umgewöhnung auch selbst, wenn er etwas zu sehr gesüßtes gekauft hat. In einem Backhaus hatte ich mal gesagt, dass ich zwei Brotsorten dort nicht mehr kaufe, weil Zucker zugesetzt ist. Die Verkäuferin hat das zunächst bestritten, aber dann in der Backstube nachgefragt. Es war richtig, wenn es auch recht wenig Zucker war. Dass ein Verbraucher das am Geschmack feststellt, hatten die für kaum möglich gehalten. Aber nach einer Zucker-Entwöhnung schmeckt man das.
Also, die Schuldzuweisung: Verbraucher / Hersteller / Werbung / fehlende Kennzeichnung, das ist ein schwieriges Thema. Wenn die Menschen nur mal zuhören würden, was zu gesunder Ernährung gesagt und geschrieben wird, müsste man doch meinen, dass vieles in den Läden stehen bleiben müsste. Warum funktioniert die Information nicht? Ich denke, ein ganz wesentlicher Punkt ist, dass es zu kompliziert ist, zu erkennen, was in den Produkten ist, z.B. wegen bis zu fünf verschiedenen Bezeichnungen für die enthaltenen Zucker. Als Naturwissenschaftler kann ich so etwas lesen, aber für andere ist das mehr als eine Zumutung.
Deshalb wäre die "Ampel" (vorausgesetzt, nach gut durchdachten Kriterien erstellt) bestimmt mal ein guter Anfang für eine bessere Information für jeden, also auch für nicht wissenschaftlich ausgebildete Verbraucher.